"Krone"-Interview

Friedrich Liechtenstein: “Kunst ist mein Leben”

Musik
15.05.2016 17:09

Er übergießt sich gerne mit Milch, hat ein ehrlich gemeintes Faible für Tankstellen und besitzt nicht einmal ein Handy. Friedrich Liechtenstein gehört seit Jahrzehnten zu den interessantesten und vielseitigsten Künstlern im deutschsprachigen Kulturbereich, doch erst die Edeka-Werbung mit dem Ohrwurm "Supergeil" hat ihn vor zwei Jahren ins mediale Rampenlicht geführt. Dass das immerjunge Partytier auch anders kann, beweist es auf dem aktuellen Album "Schönes Boot aus Klang" und am 19. Mai im Wiener Theater Akzent. Genug Gründe, um dem geheimnisvollen Hedonisten auf die Schliche zu kommen.

(Bild: kmm)

"Krone": Herr Liechtenstein, mittlerweile ist es fast zwei Jahre her, als der Edeka-Song "Supergeil" viral ging und zum Sommerhit wurde. Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?
Friedrich Liechtenstein: Eigentlich ging es schon 2012 los, seitdem habe ich nonstop zu tun und ich sagte anfangs auch zu allem ja. Ich hatte Angst, dass alles schnell wieder vorbei ist, aber dem ist nicht so und das ist natürlich ganz gut.

"Krone": Gab es dabei auch Dinge, die Sie rückblickend lieber nicht mit einem "ja" quittiert hätten?
Liechtenstein: So kann man das nicht sagen, aber klar, ein paar Sachen hätte man nicht machen müssen. Aber das gehört zum Sammeln der Erfahrungen dazu und es wäre wirklich blöd, wenn ich mich über etwas beschweren würde. (lacht)

"Krone": Haben Sie vor dem "Supergeil"-Song überhaupt noch damit gerechnet, dass Sie in der Breite der Gesellschaft so stark wahrgenommen werden?
Liechtenstein: Auf keinen Fall. Es gibt ja immer diese Kalendersprüche, die so herumstehen, aber bei mir hat einer davon tatsächlich zugetroffen. Der lautet: "Erfolg hat man über Nacht" - wenn man 20 Jahre lang hart dafür gearbeitet hat und mit nichts mehr rechnet, dann kommt es gewaltig. Ich hatte fast schon damit aufgegeben. Ohne Groll, ich fand es nur lustig, was das Leben so mit einem macht.

"Krone": "Die Welt" hat Sie unlängst als den "Vater aller Hipster" bezeichnet. Fühlen Sie sich mit dieser Kategorisierung wohl?
Liechtenstein: Ich bin gerne mit jungen Leuten zusammen und weniger gerne mit alten. Wenn ich mit denen in einem Raum bin merke ich erst, dass ich da irgendwie anders ticke. (lacht) Ich habe auch nichts gegen die Hipster, da sind sehr lustige Leute dabei, die am Rad drehen, etwas vor haben und nach außen gekehrt sind. Das finde ich schön, weil es die Stadt bunter macht.

"Krone": Sie haben Ihr ganzes Leben der Kunst und Kultur verschrieben - wenn Sie heute die jungen Menschen in dieser Szene beobachten, ist mehr Mut da als früher?
Liechtenstein: Das weiß ich nicht. Ich dachte immer, die Kunst wird größer und breitet sich aus, weil die normalen Arbeitsprozesse automatisiert werden. Die Ästhetik wird eine größere Rolle spielen, andere behaupten aber, die Leute werden immer simpler. Den Vorwurf, die Jugend sei bescheuert, gab es aber schon immer und am Ende dreht sich die Welt doch weiter. Das Geflecht von Wahrnehmung wird immer feiner und ich bin kein Fan davon, dass alles gleichgeschaltet ist. Ich mag die Diversität und ich mag es auch, wenn die Leute mit mir nichts anfangen können - da geht es mir ja bei anderen gleich.

"Krone": Was macht denn die Magie junger Menschen für Sie aus, da Sie sich so oft mit ihnen abgeben?
Liechtenstein: Das ist einfach die ganze Zukunft. Ich habe selbst schon mit 18 geheiratet und als Hausmann meine drei Kinder großgezogen. Ich war in meiner Jugend gar nicht so im Partyleben unterwegs und hole jetzt vielleicht etwas nach. Als in den 90er-Jahren die Techno-Welle boomte, war ich Daddy und habe Hausaufgaben kontrolliert und ein paar Theaterprojekte gemacht. Jetzt komme ich in den Genuss des Feierns, das ist wohl die einfache Erklärung.

"Krone": Wie sehen Ihre Kinder das, dass der Papa wieder auf die Piste geht?
Liechtenstein: Die sind Anfang 30 und finden das gut. Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander und arbeiten viel zusammen. Das schätze ich als sehr schönes Geschenk, denn es geht auch oft schief in Familien und man kann sich dann nicht mehr leiden. Wir fahren viel zusammen in Urlaub und reden auch über die Arbeit, weil sie Schriftsteller, Grafikdesigner und Filmproduzenten sind.

"Krone": Wurde das von Ihnen forciert, dass auch Ihre Kinder im Kreativbereich tätig sind?
Liechtenstein: Gar nicht, ich war selbst erstaunt darüber. Nachdem sie ja selbst meine Mangeljahre erlebt haben, wunderte es mich noch mehr. Sie hätten auch sagen können, dass ich wie ein Teufel arbeitete, mein ganzes Herz dafür gab, aber dafür kein Geld reinkam. Offensichtlich mochten sie das aber trotzdem und sie haben mir auch in schlechten Zeiten nie Vorwürfe gemacht. Das fand ich schon sehr gut.

"Krone": Ihre Kinder hatten im Gegensatz zu Ihnen aber auch leichte Startvorteile.
Liechtenstein: Ja, ich kann sie natürlich auch leichter wo unterbringen, weil ich einige Leute kenne. Sie haben aber selbst sehr schöne und auch weniger schöne Erfahrungen gemacht und dadurch keine falschen Vorstellungen von dem Geschäft.

"Krone": Durch das "Supergeil"-Video sind Sie nach außen hin bekannt als jemand, der in Milch badet oder in einem Kofferraum Chips isst. Können Sie mit diesem Bild gut leben?
Liechtenstein: Die Ironie des Schicksals ist ja, dass ausgerechnet dieser Song nicht meiner ist. Die Kampagne haben sich Leute ausgedacht, die viel Geld damit verdienen, denn Edeka ist natürlich ein Riesenkonzern. Ich habe das abgeliefert, aber mein Oeuvre und meine Art zu Performen ist normalerweise schon anders. Dadurch bin ich aber auch etwas geschützt, auch wenn ich jetzt ein Schild vor mir hertrage. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass die Leute sich so hinbiegen lassen. Ich kenne Schauspieler, die spielten mal einen Arzt und die Leute fragen privat, was sie gegen Rückenschmerzen machen sollen. Das fasziniert mich schon ziemlich. (lacht) Ich könnte den Leuten auch erzählen, dass ich gerade eine Oma zerhackt und in eine Mülltonne geworfen habe und trotzdem würden mich alle nur fragen, wie denn das mit Edeka war. Das ist faszinierend, aber es geht auch sehr gut voran. Ich habe in den letzten zwei Jahren mit ARTE eine Tankstellen-Serie gedreht, in vielen Filmen mitgespielt, das Konzeptalbum "Bad Gastein" gemacht und zwei Bücher geschrieben. Ich mache alles Mögliche und das ist sehr gut.

"Krone": Sie verkörpern im "Supergeil"-Video den puren Hedonismus - wie viel ist davon wirklich echt an Ihnen?
Liechtenstein: Ich bin ein Flaneur und sehr froh, dass ich in unterschiedlichen Plätzen und Medien auftauche, die diametral weit auseinanderliegen. Auch wenn die oft feindlich wirken, passe ich dort gut rein. Insofern gibt es in allem, was ich tue, eine große Ironie, aber das ist sehr gut. Das Ambivalente finde ich auch gut und das ist keine faule Ausrede, ich bin gerne mehr. Ich kann eine große Umarmung geben, aber auch ein Fragezeichen sein. Die Leute könnten mich auch als Vollhorst sehen, tun das aber glücklicherweise nicht. Sehr gut ist auch die positive, angstfreie Ansprache an die Welt - da kommt auch Positives zurück. Wenn man jemandem sagt, er sehe gut aus, dann wird er kurz rot, gewinnt aber an Selbstsicherheit und sieht auch wirklich gut aus. Das ist wie eine Verwandlung und wenn man solchen Leuten angstfrei begegnet, trauen sie sich auch mehr.

"Krone": Als Entertainer und Flaneur bezeichnen Sie sich auch auf Ihrer Facebook-Seite. Ein Flaneur ist jemand, der den Müßiggang schätzt und sich nicht stresst. Eine Eigenschaft, die heute etwas aus der Zeit gefallen scheint.
Liechtenstein: Alle müssen immer so lange arbeiten, das müsste man verbieten. Einfach nur vier Stunden arbeiten und die anderen vier flanieren gehen. Man muss so viel entdecken, in Museen gehen oder lesen. Dazu kommt man nicht, wenn man zehn Stunden arbeitet, ein Feierabendbier trinkt und fertig ins Bett fällt. Das Flanieren macht Städte erst zu Städten - man nimmt die Seele einer Stadt war und gestaltet sie auch. Um die Gesellschaft zusammenzuhalten müsste man sehr viel machen - ob das jetzt lesen, fernsehen oder durch Parks schlendern ist. Alles andere ist fatal.

rbeitslosenzahlen natürlich drastisch eindämmen, allerdings könnte man sich damit auch kaum mehr ein Leben finanzieren.
Liechtenstein: Natürlich hinkt das, aber als Traum wäre das schon sehr gut, wenn die Leute die Welt bewusster wahrnehmen könnten.

"Krone": Der Fall Böhmermann hat gezeigt, dass Satire keinesfalls unbegrenzte Freiheiten hat. War der Kniefall Merkels vor Erdogan der Tod der Satire?
Liechtenstein: Man wird raffinierter, wenn Sachen verboten werden. Ich wuchs in der DDR auf und da war auch viel verboten. Am Ende hatten wir so viel Raffinesse entwickelt, dass wir Botschaften überbrachten, die wir so gar nicht sagten - aber es hat geklappt.

"Krone": Sie begannen dort als Puppenspieler und Theaterregisseur. Wie schlimm war es damals, als Künstler in der DDR tätig zu sein?
Liechtenstein: 1984 hatte ich fertigstudiert und mich um meine Babys gekümmert. Eigentlich habe ich dort bis zum Mauerfall 1989 nur zwei Jahre wirklich gearbeitet und bin seit 25 Jahren in der BRD. Es gab bei vielen eine innere Immigration und Künstler wurden durchaus geschätzt und hatten ein ruhiges Leben. Man war gut versorgt, musste aber gleichzeitig aufpassen, dass man seinen Weg findet. Das Puppenspiel ist sehr artifiziell und man konnte sehr verborgen agieren und Märchen erzählen. Man musste nicht nur nachplappern, was das Regime will. Ich bin aber keinesfalls ein Ostalgiker und war sehr froh, als das alles vorbei war. Man wusste ja nicht, wie man dort rauskam - auch mit den Kindern. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie grau und schlecht alles war. Das ist mein Hauptvorwurf an dieses Land. Was mir alles entging, da ich als junger Mann nicht im schönen und glamourösen Westberlin aufwuchs! Die Arbeit als Künstler war aber nicht problematisch - außer man war bewusst auf Krawall aus.

"Krone": Das Puppenspiel war eine Flucht in eine buntere Welt?
Liechtenstein: Und in eine abstrakte. Eigentlich waren wir sogar die Coolen, denn die Puppenspieler sind total interessante Leute. Sie haben eine andere Herangehensweise an Stoffentwicklung und Theatralik, sie stehen eher neben sich und haben ein anderes Gefühl zur Szenerie als ein Schauspieler. Ich fand auch toll, dass damals meine kleinen Kinder so begeistert reagierten, nur weil die Puppe irgendwas macht. Je älter meine Kinder wurden, umso spezieller wurde dann auch meine Kunst.

"Krone": Sie waren viele Jahre besitzlos - wie hat Sie diese Phase charakterlich geformt?
Liechtenstein: Man ist einfach frei. Das müsste auch dem Kapitalismus etwas Angst machen, dass man nichts kaufen muss. Verliebte kennen dieses Gefühl - die brauchen eine Pritsche, einen Herd und einen Stuhl und das reicht im Prinzip. Wenn man mit seiner Kunst und seinen Freunden seinen Frieden gemacht hat, braucht man nichts mehr. Ich war immer stolz darauf, was ich nicht habe und hatte damit ein ganz gutes Leben. Ich bin gleichzeitig hungrig nach schönen Dingen und Orten, aber man kann ohne Besitz tatsächlich existieren. Ich wünsche mir die Zeit nicht unbedingt zurück, aber es war damals in Ordnung.

"Krone": Ist der materielle Besitz jetzt, in Ihren fetten Jahren, dadurch auch weniger wichtig?
Liechtenstein: Ich habe nach wie vor kein Handy und wohne derzeit sehr konzeptionell. Es ist eine Art Hotel, wo ich seit zwei Jahren wohne und ich habe kein Möbelstück selbst mitgenommen und nichts gekauft. Ich habe meine Anzüge, reise viel, fahre Taxi und esse gerne gut - dafür geht mein ganzes Geld drauf. Ich kann mich jederzeit rausziehen. Ich packe dann einfach meine Koffer und bin weg, ich finde das gut. Ich habe kein großes Interesse, Dinge um mich zu scharren. Ich finde Kunst- und Antiquitätensammler schön, aber für mich selbst ist es besser, nichts zu besitzen.

"Krone": Wie kann man in Ihrer Position ohne Smartphone überhaupt noch arbeiten?
Liechtenstein: Ich hatte früher schon kein Festnetztelefon, kein Fahrrad, keinen Schrank, kein Bett und kein Konto. Es gab nur Bargeldgeschäfte, kein Fernsehen, kein Radio. Ich hatte nur immer gute Anzüge an und besorgte Schuhe - schon war ich ein Teil der Gesellschaft. Wegen dem Smartphone: das geht immer. Die Leute sollen sich keine Sorgen machen, ich versuche das einfach so. Die E-Mails sind dadurch auch schön kurz und informativ. Ich habe ein paar Notizen und weiß Bescheid. Es gibt zudem viele unhöfliche Menschen, die sich verspäten, den Treffpunkt ändern wollen oder noch dich bitten, noch etwas von wo zu besorgen - das geht einfach alles nicht, wenn ich kein Handy besitze. Das hat sich zum Glück gebessert und es gibt eine Kultur. Lieber eine SMS als stundenlang zu labern.

"Krone": Kommen wir zu Ihrem Konzeptalbum "Bad Gastein", dass sie vor zwei Jahren veröffentlichten. Woher rührt die Affinität für diesen Ort?
Liechtenstein: Ich war damals mit einer Barfrau der Top-Bar von Bad Gastein zusammen und die Hoteliers haben mich damals eingeladen und wollten Bad Gastein durch mich und andere etwas cooler machen und aus der Verkrustung holen. Es war unglaublich, ich konnte es nicht fassen. Der Ort hat so stark zu mir gesprochen und zu der Zeit starb auch mein Vater. Es gab diesen unglaublichen Ort mit den heißen Wasserquellen und dem Badeschloss, das war großartig.

"Krone": Im letzten Jahr folgte dann das bislang aktuellste Album "Schönes Boot aus Klang" - das kann man schon als eine Art erstes Resümee sehen?
Liechtenstein: Ich habe mir seit 2002 mein Leben quasi herbeigesungen. Es gibt die Geschichte des "Delphinmanns", der dann stirbt. Diese Geschichte habe ich auf dem "Bad Gastein"-Album erzählt und jetzt kommt der "Elevator-Man", der eher vertikal und straight ist und die Songs dazu sollten pur und nackt sein, ohne elektronische Unterstützung. Nach "Supergeil" dachten die Leute, ich mache nur mehr elektronische Alben, dabei werde ich von Song zu Song purer und echter, was ich sehr schön finde. Ich befinde mich immer noch in der Phase des Absinkens und danach gibt es wieder Dancefloor-Music, die ich immer noch sehr liebe und dazu tanze. Ich bin ein Langstreckenläufer und ziehe diese Sachen auch durch - ich kann dabei auch locker mal große Durststrecken in Kauf nehmen. (lacht) Ich bin da wie ein Junkie - die Kunst ist meine Droge und wenn mir dort etwas gelingt, dann bin ich glücklich. Es geht nur um meine performative Arbeit, egal ob ich gerade aufwache oder krank bin oder was weiß ich. Kunst ist einfach mein Leben.

"Krone": Haben Sie bei all den Kunst- und Kulturbereichen, in denen Sie sich aufhalten, einen persönlichen Favoriten?
Liechtenstein: Musik ist schon extrem schön. Auch das gemeinsame Musizieren macht so viel Spaß, dass es einem danach immer gut geht. Bezüglich der Nachhaltigkeit und Komplexität finde ich den Film sehr gut, weil man was zum Herzeigen hat. Von Haus aus bin ich Performer und ich bin sehr gerne auch in trivialen Zusammenhängen zuhause, und versuche diesen Kreativität abzuringen. Ich habe damals etwa den "Mittagsschlafsaal" gemacht. Ein Nickerchen ist kein großes Ding und auch meine Tankstellenserie geht in diese Richtung. Als ich damals den Einheimischen sagte, ich würde mich mit Bad Gastein beschäftigen, haben auch alle gelacht, aber ich finde diese Dinge interessant. Niemand ist stolz darauf, für eine Supermarktkette zu werben, wo Omis und Opis einkaufen und mit der Tomatenmarkbüchse heimschlurfen. Mir macht diese Ironie aber sehr viel Spaß. Das Ironische daran ist, dass es eigentlich gar nicht ironisch ist und ich das ernst meine.

"Krone": Was ist denn die Magie einer Tankstelle? Wie würden Sie das jemandem erklären?
Liechtenstein: Für mich ist die Tankstelle ein beleuchtetes Bühnenbild. Man sieht hin und es sind Design und zur Architektur - Tankstellen sind der Anfang der Moderne. Von dort ging es los zu den Straßen und der Vernetzung der großen Ketten, die nach und nach entstanden. Man schimpft immer darüber - ähnlich wie bei McDonald's - ist aber andererseits oft froh, wenn man irgendwo ist und etwas Vertrautes sieht. Der Globalisierungseffekt, der durch die Tankstellen eingeführt wurde, ist nicht unbedingt nur verwerflich, sondern kann auch was Schönes sein. In der Tankstelle sind alle gleich und es sieht jeder sehr ähnlich aus. Von dort kann man sagen: "Wir sind eine Welt", und kann auch mit anderen Planeten reden. Tankstellen und Automobilismus zu beschimpfen ist bescheuert, das ist etwas so Schönes - wahrlich ein Geschenk. Hier kann man die Freiheit erleben, von der so viele reden. Ich tanke voll und fahre wohin - ohne Grenzen. Ich fand es immer blöd, dass Tankstellen so beschimpft wurden. Irgendwann werden wir ihnen nachtrauern, weil sie zunehmend verschwinden - oder sie werden zu Elektro-Aufladestationen. Beim Mensch funktioniert die umgekehrte Psychologie. Wenn man die Tankstellen ein bisschen umarmt und sie wertschätzt, im Gespräch mit anderen, dann werden sie auch nicht als Benzinschleudern verteufelt, sondern vielleicht auch geschätzt. Mir ist das alles total ernst.

"Krone": Am 19. Mai spielen Sie live im Wiener Theater Akzent und werden dort eher reduziert und analog antreten - macht Sie das nervöser, als wenn sie mit einem beatlastigen Programm auf der Bühne stehen?
Liechtenstein: Es ist eine andere Art von Prickeln, aber es überwiegt die Freude des gemeinsamen Musizierens. Das sind so tolle Musiker und man sieht, dass das ein Job ist und sie die Regeln beherrschen und mich tragen. Die Songs können wir im Schlaf, aber sie kriegen immer eine kleine Veränderung und mit dem Publikum ist es sowieso immer schön. Mal abzutanzen macht auch Spaß, das kommt auch wieder, aber jetzt ist gerade nicht der Zeitpunkt dafür. Wir haben schon auch ein paar simple Dance-Nummern im Programm. Eine Kritikern meinte, dass wir alle Genres sehr lässig touchieren. Etwas Schlager, etwas Pop, etwas Unplugged und ich erzähle meine Geschichten. Ich mache aber keine abgedrehten Dinge, wie die Leute oft behaupten. Das kommt ihnen nur so vor, weil sie meist nichts davon gehört haben. Ich bin aber auch niemandem böse, wenn nicht jeder alles versteht, aber das Bauchgefühl wird es treffen.

"Krone": Da Sie das Konzeptalbum zu "Bad Gastein" geschrieben haben - sind Sie auch ein Beobachter der österreichischen Mentalität? Als Berliner fallen Ihnen sicher sofort große Unterschiedlichkeiten auf.
Liechtenstein: Ich habe schon gemerkt, dass ich mich mit meinen Liebesbekundungen zu Wien und Österreich im Allgemeinen etwas zurückhalten muss. Das ist sonst wie bei einer Frau, die man zu sehr anhimmelt - die ist dann auch schnell weg. (lacht) Ich finde dieses Land wirklich großartig, aber ich muss wohl etwas kritischer bleiben. Ich weiß jetzt auch, was die Wiener mit dem "Schmäh" meinen - in Berlin haben wir so etwas auch, aber anders. Das Wort, das mir dazu einfällt ist so unanständig, dass ich es nicht in den Mund nehmen kann. (lacht)

Das Friedrich Liechtenstein Trio wird am 19. Mai ganz akustisch und im gediegenen Stil im Wiener Theater Akzent zu sehen sein. Karten für das Konzerthighlight erhalten Sie noch unter 01/588 85-100 oder unter www.ticketkrone.at.

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