Klarer Sieg für Khan

Londons erster muslimischer Bürgermeister angelobt

Ausland
07.05.2016 14:42

London hat zum ersten Mal einen muslimischen Bürgermeister gewählt. Der 45-jährige Labour-Politiker Sadiq Khan, Sohn pakistanischer Einwanderer, erhielt bei den Regional- und Kommunalwahlen in Großbritannien laut Angaben der Wahlbehörde von Samstagfrüh 57 Prozent der Stimmen und setzte sich mit einem Vorsprung von 13,6 Prozentpunkten klar gegen seinen konservativen Rivalen Zac Goldsmith durch. Khan wurde bereits am Nachmittag als Stadtchef vereidigt.

Bei der Wahl wurde ein Nachfolger für den populären Bürgermeister Boris Johnson gesucht, dem Ambitionen auf das Amt des Premierministers nachgesagt werden. Khan ging als klarer Favorit in die Wahl und wurde seiner Favoritenrolle voll gerecht. Damit übernimmt die Arbeiterpartei nach acht Jahren wieder das Ruder in der britischen Hauptstadt. Bei den übrigen Regional- und Kommunalwahlen in Großbritannien fuhr Labour allerdings schmerzliche Verluste ein.

Vater Busfahrer, Mutter Näherin
Khan wuchs mit sieben Geschwistern in einer Sozialwohnung im Süden Londons auf. Der Vater arbeitete als Busfahrer, die Mutter als Näherin. Der ehrgeizige junge Mann studierte Recht und wurde Menschenrechtsanwalt. 2005 wählten ihn die Bürger in seinem Heimatviertel per Direktwahl zum Abgeordneten.

Unter Premierminister Gordon Brown diente er als Verkehrsminister. Bei der obligatorischen Vereidigung zum Geheimrat im Buckingham Palace legte Khan seinen Eid nicht auf eine Bibel, sondern auf einen Koran ab. Khan ist mit einer Anwaltskollegin verheiratet und hat zwei Töchter im Teenager-Alter.

Haltlose Extremismus-Vorwürfe
Der gläubige Muslim sah sich während des Wahlkampfs mehrfach dem Vorwurf ausgesetzt, er habe Kontakte zu islamischen Extremisten. Die Anschuldigungen erwiesen sich allerdings als völlig haltlos. Sowohl sein konservativer Rivale um das Bürgermeisteramt, Zac Goldsmith, als auch Premierminister David Cameron trugen den Vorwurf gebetsmühlenhaft vor. Khan dagegen bezeichnete sich stets als "britischer Muslim" und versicherte, gegen Extremisten zu kämpfen. Gerade vor diesem Hintergrund zeigte sich Khan stolz über das Ergebnis. "London hat sich für die Hoffnung und nicht die Angst entschieden", so der Wahlsieger am Freitagabend. "Furcht macht uns nicht sicherer, sie macht uns nur schwächer", sagte er. Khan versprach, ein "Bürgermeister für alle Londoner" zu sein.

Khan für Verbleib Großbritanniens in der EU
Zudem tritt Khan für den Verbleib Großbritanniens in der EU ein. Am 23. Juni sollen die Briten bekanntlich darüber in einem Referendum entscheiden. Obwohl Khan linke Positionen vertritt, will er nach eigener Aussage "der wirtschaftsfreundlichste Bürgermeister von London" werden. Er versprach den Wählern, mehr in bezahlbare Wohnungen zu investieren und die Kosten für den Nahverkehr einzufrieren.

Offiziell unterstützt er den linken Parteichef Jeremy Corbyn, er hält aber auch immer ein bisschen Distanz zu ihm. Als vor allem Politiker des linken Parteiflügels kurz vor der Wahl in eine Antisemitismus-Debatte schlitterten, sparte Khan nicht mit Kritik. Rasch verurteilte er umstrittene Äußerungen des ehemaligen Londoner Bürgermeister Ken Livingstone, Hitler habe zeitweise den Zionismus unterstützt.

Wales: EU-feindliche UKIP erstmals im Parlament
Bei den Regional- und Kommunalwahlen musste Labour ansonsten schmerzliche Verluste verkraften. Bei den Kommunalwahlen in England verlor die Partei gut zwei Dutzend Mandate, was allerdings wesentlich weniger war als erwartet. "Wir sind drangeblieben und haben vielerorts Unterstützung gewonnen", sagte Corbyn. Die EU-feindliche UKIP-Partei konnte in Wales, wo Labour mit Abstand stärkste Kraft wurde, zum ersten Mal ins Parlament einziehen.

Schottische Nationalpartei verteidigt Platz eins
Auch in England gewann die UKIP dazu. In Schottland überholten die Konservativen von Premier Davis Cameron Labour und wurden zweitstärkste Kraft hinter der linksgerichteten schottischen Nationalpartei (SNP). Deren Chefin Nicola Sturgeon feierte den dritten Wahlsieg ihrer Partei in Folge.

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