Servus TV

Ende kam wie aus dem Nichts

Salzburg
04.05.2016 16:10

Die Nachricht schlug Dienstagvormittag ein wie eine Bombe: Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz kündigte das Aus für sein vor sieben Jahren ins Leben gerufene Servus TV an, Schluss soll schon Ende Juni sein. Ein Sender geht vom Netz, in den Millionen investiert worden waren, um teures wie qualitätsvolles Programm abseits des Mainstreams zu schaffen.

264 Mitarbeiter von Redakteuren bis Moderatoren und Technikern sind betroffen, sie stehen – sofern sie nicht anderswo unterkommen – auf der Straße. Dazu kommen Produktionsfirmen, die zugeliefert haben. Mit dem fixen Ende haben selbst die bestinformierten Insider nicht gerechnet, Mateschitz hatte vor zwei Wochen noch verkündet, es laufe alles nach Plan. Dr. Ferdinand Wegscheider hatte vor einem Monat die Leitung des Senders übernommen, die Geschäftsleitung neu organisiert.

Was den Red-Bull-Boss aber massiv verärgert haben dürfte, ist die angestrebte Gründung eines Betriebsrates: „Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit, insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von Servus TV. Die Betriebsratsgründung hätte diese Werte insbesondere durch die Art und Weise ihres Zustandekommens – anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer – nachhaltig beschädigt. Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation des Senders nicht gerade dienlich war, ist evident“, sagte Mateschitz in einer Stellungnahme. Dazu führt er noch wirtschaftliche Gründe an: „Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus-TV investiert haben, lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten.“ Gemeint sind die schlechten Quoten, die trotz hochwertigem Programm nicht in die Gänge kamen. Die 264 Mitarbeiter wurden Dienstagmittag beim AMS angemeldet, Gewerkschaft und Arbeiterkammer reagierten wie die gesamte Medien- und Politikwelt bestürzt: „Mateschitz macht seinen Mitarbeitern das zum Vorwurf, was in Österreich zur Normalität gehört“, sagt GPA-djp-Chef Gerald Forcher. Die Gewerkschaft fordert einen Sozialplan.

„Wollen und brauchen keinen Betriebsrat“
Die Mitarbeiter bezogen am Abend mit einem Offenen Brief Stellung. Darin sprechen sie sich eindeutig gegen einen Betriebsrat aus. So heißt es etwa: „Die anonyme Umfrage über die mögliche Gründung eines Betriebsrates unterstützen wir – und das ist die überwältigende Mehrheit aller Mitarbeiter von Servus TV – ausdrücklich nicht.“ Es gäbe zudem mehrere Hinweise, dass diese Umfrage von extern initiiert wurde. Sie wollen und brauchen keinen Betriebsrat, betonen die Mitarbeiter. Weiter: „Darüber hinaus verbitten wir uns ausdrücklich jedwede (auch gewerkschaftliche) Einmischung und Stellungnahme von außen.“ Servus TV bzw. Red Bull sei immer sehr loyal und sozial im Umgang mit ihnen gewesen – mehr als sonst ein Unternehmen, heißt es von den Mitarbeitern. Gleichzeitig sind sie aber auch schockiert über die überraschende Entscheidung. „Sieben Jahre lang hatten wir die Gelegenheit an einer Vision von einem anderen Fernsehen mit zu bauen, dass es so nirgendwo gibt und damit einzigartig ist“, schreiben die Mitarbeiter. Mehr als 200 Personen unterschrieben diesen offenen Brief.

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