IS unter Verdacht

Türkei: Zwei Tote bei Bombenanschlag auf Polizei

Ausland
01.05.2016 19:08

Bei einem Autobombenanschlag auf eine Polizeizentrale in der südtürkischen Stadt Gaziantep wurden laut den Behörden zwei Polizisten getötet und 22 weitere Menschen verletzt. Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Gaziantep waren unter den Verletzten des "heimtückischen Angriffs" neun Polizisten. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand, Sicherheitskräften zufolge verdächtigt man aber die Terrormiliz Islamischer Staat.

Auf Fernsehbildern war ein Autowrack vor dem Polizeigebäude zu sehen. Ein Korrespondent des Senders CNN Türk berichtete, während der Explosion seien auch Schüsse zu hören gewesen. Ein zweites Auto sei vom Tatort weggefahren. Auf Fernsehbildern waren Rettungsautos an der Einfahrt zu dem Polizeihauptquartier zu sehen, Trümmer lagen auf der Straße.

In der nahe Gaziantep gelegenen Grenzstadt Kilis schlugen am Sonntag erneut Raketen ein, vier Menschen wurden verletzt. Die Geschosse wurden laut Nachrichtenagentur Anadolu von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat aus Syrien abgefeuert. Bei Vergeltungsangriffen der Armee seien neun IS-Kämpfer getötet worden. Ob der Autobombenanschlag damit im Zusammenhang steht, ist noch unklar.

IS-Anhänger unter Verdacht
Sicherheitskräften zufolge steht ein mutmaßliches Mitglied der Extremistenmiliz IS unter Verdacht. Der Vater des Mannes sei zum Verhör und für DNA-Tests festgenommen worden. Polizeibeamte riegelten den Tatort ab, entfernten ein Autowrack und stellten Leichenteile sicher, die vermutlich vom Attentäter stammen.

Der Verdächtige soll ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug direkt vor dem Eingangstor der Polizeizentrale in die Luft gejagt haben. Er sei den Behörden als IS-Anhänger bekannt. Durch die Detonation wurden mehrere nahe gelegene Gebäuden der Provinzregierung sowie zahlreiche Geschäfte schwerbeschädigt. In der Region hatte Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einer Woche ein Flüchtlingslager besucht.

PKK-Kämpfer töteten Soldaten
Unterdessen töteten in der von Gaziantep mehrere Hundert Kilometer weiter östlich gelegenen Stadt Nusaybin in der Provinz Mardin nach Armeeangaben kurdische Extremisten drei Soldaten und verletzte weitere 14. Die Armee machte eine "separatistischen Terrorgruppe" für den Angriff verantwortlich. Damit ist die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gemeint, deren Namen die Streitkräfte nie nennen. Die Nachrichtenagentur Dogan meldete, die PKK habe eine für Bombenentschärfungen zuständige Armeeeinheit mit Raketen angegriffen. Bereits am Samstag hatte die türkische Luftwaffe Stellungen kurdischer Extremisten in der Gegend und im Nordirak angegriffen.

Die Sicherheit der Türkei ist derzeit von mehreren Seiten bedroht. Der IS, kurdische Extremisten und linksextreme Gruppen werden für zahlreiche Anschläge verantwortlich gemacht. Die Türkei kämpft als Teil der US-geführten Allianz gegen den Islamischen Staat in den Nachbarländern Syrien und Irak. Die Provinz Gaziantep grenzt an Gebiete in Syrien, die vom IS beherrscht werden.

Zugleich geht die türkische Regierung im Südosten des Landes und im Nordirak militärisch gegen kurdische Extremisten vor. Seit dem Zusammenbruch eines zweieinhalb Jahre geltenden Waffenstillstands im jahrzehntelangen Kurden-Konflikt im vergangenen Sommer kommt es im türkischen Südosten regelmäßig zu Gefechten zwischen Armee und Rebellen der PKK. Dabei wurden Tausende Extremisten und Hunderte Zivilisten getötet.

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