Schwarzweiß-Wunder?

Huawei P9 mit Leica-Doppelkamera im Praxistest

Elektronik
24.04.2016 08:57

Huawei steigt demnächst mit seinem neuen Flaggschiff P9 in den Ring der Android-Oberliga. Mit Alu-Chassis, gemeinsam mit dem Kamera-Pionier Leica entwickelter Doppelkamera und einem Prozessor aus eigener Fertigung soll es das neue Edel-Gerät der Chinesen mit den Rivalen aufnehmen. Aber wie nützlich ist eine Doppelkamera mit eigenem Schwarzweiß-Sensor wirklich? krone.at hat es getestet.

Optisch unterscheidet sich das P9 nur in Details von seinem Vorgänger - etwa durch das prominenter platzierte Firmenlogo an der Front. An der Rückseite hebt es sich durch die beiden Kameras sowie den neuen Fingerscanner vom P8 ab.

Was für ein Innenleben Huawei seinem P9 - später kommen noch eine etwas größere und stärkere "Plus"- und eine günstigere "Lite"-Version - spendiert hat, erfahren Sie hier:

Huawei P9

CPU

HiSilicon Kirin 955:
4 x 2,5 + 4 x 1,8 GHz

RAM

3 GB

Diagonale

5,2 Zoll

Auflösung

1920 x 1080 Pixel

Speicher

32 GB

microSD-Slot

Bis 128 GB

Hauptkamera

2 x 12 Megapixel; F/2.2; Laser-Autofokus; Dual-LED-Blitz

Frontkamera

8 Megapixel; F/2.4

Funk

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.2, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou

Maße

145 x 70,9 x 6,95 Millimeter;
144 Gramm

Akku

3000 mAh

Extras

Leica-Doppelkamera: Getrennte Sensoren für Farb- und Schwarzweißbilder;
Fingerabdruck-Scanner;
Alu-Chassis

Software

Android 6 (EMUI)

Preis

ab 570 Euro

Beim Prozessor setzt Huawei auf eine aufgebohrte Variante des bereits im Mate 8 recht flotten Kirin 950, den die hauseigene Prozessortochter HiSilicon fertigt. Der Kirin 955 im P9 liefert mehr als genug Leistung für ein flüssiges Android-Bedienerlebnis und flotte App-Starts. Multi-Tasking ist dank drei Gigabyte RAM kein Problem, wenngleich manch ein Rivale noch etwas mehr Arbeitsspeicher aufbietet.

In einschlägigen Benchmarks schafft es das P9 mit diesem Setup auf ähnliche Ergebnisse wie das Mate 8. Das bedeutet zwar, dass es der neuen Prozessor-Avantgarde - etwa Samsungs Exynos 8 oder Qualcomms Snapdragon 820 - insbesondere bei der 3D-Leistung unterliegt, schlecht ist das Gebotene aber beileibe nicht. Wer keine anspruchsvollen 3D-Games auf seinem Smartphone spielt, wird den Leistungsunterschied vermutlich gar nicht bemerken.

Helles Display mit natürlichen Farben
Das Display des P9 bietet auf 5,2 Zoll Diagonale Full-HD-Auflösung und erwies sich im Test als erfreulich hell. Schärfe und Detailgrad spielen auf hohem, wenn auch nicht allerhöchsten Niveau, die Farbdarstellung ist natürlich und die seitliche Ablesbarkeit gut.

Beim Kontrast kann das IPS-Display nicht ganz mit AMOLED-Bildschirmen mithalten, was angesichts des Schwarzweißfotografie-Fokus des P9 schade ist, aber als Kritik auf hohem Niveau verstanden sei. Mit dem P9 Plus wird es künftig zudem auch ein Modell mit AMOLED-Display geben.

Leica-Kamera mit zwei Bildsensoren
Die spannendste Komponente des Huawei P9 ist seine Leica-Doppelkamera. Sie bietet zwei F/2.2-Linsen, von denen eine mit einem RGB- und die andere mit einem Schwarzweiß-Sensor bestückt ist. Der Monochrom-Sensor ist deutlich lichtstärker als der RGB-Sensor, bietet also immer dann Vorteile, wenn die Lichtverhältnisse eher schlecht sind.

Huawei verspricht, dass das P9 bei Farbfotos beide 12-Megapixel-Sensoren nutzt, um prozessorgestützt bessere und kontrastreichere Fotos zu produzieren. Zudem soll der monochrome Sensor besonders schöne Schwarzweiß-Aufnahmen ermöglichen.

Im Test zeigte sich: Die offensiv beworbene Leica-Doppelkamera im Huawei P9 macht in der Tat auch bei schlechtem Licht solide, wenn auch nicht überragende Schnappschüsse und knipst bei Tageslicht scharfe und detailreiche Fotos mit hübschen Farben und gutem Kontrast.

Sie leistet sich aber auch die eine oder andere Schwäche. Dazu zählt der im Direktvergleich mit der Konkurrenz spürbar langsamere Autofokus ebenso wie das Fehlen eines optischen Bildstabilisators (OIS), was Verwackler begünstigen kann.

Stark bei Schwarzweiß-Fotos und Fokus-Spielerei
Stark zeigt sich Huaweis Leica-Doppelkamera dafür bei spezielleren Aufnahmen. Wer gerne in Schwarzweiß fotografiert, freut sich über die sauber abgestuften Grautöne des monochromen Sensors, die differenziertere Schwarzweiß-Fotos ermöglichen, als die nachträgliche Umwandlung per Software.

Hinzu kommt ein Foto-Modus, bei dem die zweite Kamera Tiefen-Infos sammelt, die für Unschärfe-Effekte und nachträgliche Fokusmanipulationen benutzt werden. Das klappte im Test recht gut.

Auch die für Selfies und Videotelefonie mehr als ausreichende Frontkamera sei lobend erwähnt. Die Kamera-App selbst ist übersichtlich und gut gemacht, bietet viele interessante Modi und Funktionen. Besonders der mit einem simplen Fingerwisch aufrufbare Profi-Modus mit vielen manuellen Einstell-Möglichkeiten weiß zu gefallen.

Dünner Rahmen, kompaktes Handling
Funk- und Speicherausstattung des Huawei P9 sind zeitgemäß, die Option auf eine zweite SIM- oder eine microSD-Karte ist erfreulich. Der Fingerscanner an der Geräterückseite ist ergonomisch sinnvoll platziert und arbeitet ausgesprochen schnell. In der Hand liegt das P9 sehr gut, für ein Gerät seiner Größe ist es durch einen dünnen Bildschirmrand angenehm kompakt.

Saubere Verarbeitung, anständige Akkulaufzeit
Die Verarbeitungsqualität stimmt: Das P9 weist keine ungewollten Spalten auf, das Gehäuse ist äußerst steif. Schöne Details wie der geriffelte Entsperr-Button an der rechten Geräteseite oder die die Kameras umrahmende Glasleiste unterstreichen den positiven Gesamteindruck. Die Anschlüsse - USB-C und 3,5-mm-Klinke - sind an der Geräteunterkante konzentriert, beim P8 war der Kopfhöreranschluss noch oben. Das kann einzelne Nutzer stören,iamperestunden für einen Tag Betrieb ausreichend gerüstet und sollte selbst intensive Nutzung überstehen. Wer sein Smartphone spärlich nutzt, schindet unter Zuhilfenahme der Energiesparfunktionen bei Bedarf auch einen zweiten Tag aus dem P9, generell dürfte das Gerät aber wie die meisten seiner Artgenossen die Nächte an der Steckdose verbringen - angebunden über den neuen verdrehsicheren USB-C-Standard, was bei manchen Nutzern Kabel-Neukäufe nötig machen dürfte.

Software: Viel Bloatware an Bord
Die Software am Huawei P9 - Android 6 mit EMUI-Interface - macht einen aufgeräumten und hübsch gemachten Eindruck, leistet sich aber auch den einen oder anderen Schnitzer. Dazu zählt viel vorinstallierte Bloatware - darunter Free-to-Play-Games - und der Huawei-typische Verzicht auf eine App-Übersicht.

Alles, was man installiert, landet am Home-Bildschirm und muss mit Ordnern sortiert werden. Immerhin: Beide Probleme kann man durch Deinstallation und alternative Launcher-Apps lösen.

Fazit: Huawei liefert mit dem offensiv mit seiner Kamera beworbenen P9 ein hübsches und technisch starkes Handy ab. Die Verarbeitung ist sauber, das Display scharf und angenehm hell, der Fingerscanner schnell und der Prozessor hinreichend flott. Die Leica-Doppelkamera glänzt in speziellen Szenarien wie der Schwarzweiß-Fotografie, könnte aber im Alltag schneller scharfstellen und optische Bildstabilisierung vertragen. Die Software - und hier insbesondere die Bloatware - könnte manche Nutzer ebenfalls stören.

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