"Traurige Reise"

Papst besuchte Flüchtlinge auf Lesbos

Ausland
16.04.2016 15:40

Papst Franziskus hat am Samstag die griechische Insel Lesbos besucht, wo sich besonders viele Flüchtlinge aufhalten. "Dies ist eine von Traurigkeit gezeichnete Reise, eine traurige Reise", sagte er. Unmittelbar nach seiner Ankunft machte er sich auf den Weg in das Aufnahmelager von Moria. Dort begrüßte er Dutzende minderjährige Flüchtlinge, die meist auf eigene Faust die gefährliche Überfahrt aus der Türkei gewagt hatten. Zwölf Syrer nahm der Papst nach seiner Visite als "Geste des Willkommens für Flüchtlinge" mit nach Rom in den Vatikan.

Im Lager warteten Hunderte Menschen, unter ihnen christliche Jesiden, Pakistaner und Kurden, auf den Pontifex. Viele trugen Plakate mit dem Spruch "Wir wollen Freiheit", "Du bist unsere Hoffnung" oder "Wir brauchen Hilfe" (Bild). Eine Frau flehte des Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche an, er solle sie mitnehmen.

In einem Zelt sprach der Papst mit Flüchtlingsfamilien. Kinder zeigten und schenkten ihm Zeichnungen aus ihrem Leben. Franziskus begrüßte Frauen nur mit einem freundlichen Kopfnicken, die Hand gab er ihnen wohl aus Rücksicht auf kulturelle Gepflogenheiten in der islamischen Welt nicht. Männern gab er dagegen die Hand.

Flüchtlinge schilderten ihre Erfahrungen
Lange legte er die Hand auf den Kopf eines weinenden jungen Mannes, der immer wieder auf Englisch sagte: "Vater, gib mir deinen Segen." Einige Flüchtlinge schilderten dem Papst schlimme Erfahrungen, die sie vor ihrer Flucht gemacht hatten. Andere sagten, sie säßen auf der Insel fest, während ihre Familien in Deutschland seien.

Papst-Botschaft: "Verliert nicht die Hoffnung"
Der Papst sprach den Migranten Mut zu. "Ich will euch sagen, dass ihr nicht allein seid", sagte der 79-Jährige. "Das ist die Botschaft, die ich euch heute vermitteln will: Verliert nicht die Hoffnung", appellierte das Kirchenoberhaupt an die Flüchtlinge in Moira.

Auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomäus I., sowie der Athener Erzbischof und Primas der orthodoxen Kirche von Griechenland, Hieronymus II., kamen mit dem Papst zusammen. Sie unterschrieben eine Deklaration, die zur Solidarität mit den Flüchtlingen aufruft. Europa stehe vor einer der größten humanitären Krisen seit Ende des Zweiten Weltkriegs, heißt es darin. "Die Welt kann die kolossale humanitäre Krise nicht ignorieren."

Papst bedankte sich bei den Griechen
Zum Abschluss seiner Visite bedankte sich der Papst bei den Griechen für ihre Hilfsbereitschaft in der Flüchtlingskrise. "Ich bewundere das griechische Volk, das trotz seiner eigenen großen Schwierigkeiten seine Herzen und Türen offengehalten hat", sagte er. "Die Sorgen, die sowohl in Griechenland als auch europaweit von Menschen und Institutionen geäußert werden, sind verständlich und legitim", so Franziskus. Man dürfe dabei jedoch nicht vergessen, dass Migranten keine Nummer in der Statistik seien, sondern Menschen mit Gesichtern, Namen und ihrer jeweiligen Lebensgeschichte. "Europa ist die Heimat der Menschenrechte, und wer auch immer seinen Fuß auf europäischen Boden setzt, sollte das spüren, sollte diese Rechte respektieren und dafür kämpfen."

Zwölf Syrer in den Vatikan mitgenommen
Nach seinem Besuch im Lager Moria nahm der Pontifex zwölf syrische Flüchtlinge mit nach Rom. Es handle sich um eine "Geste des Willkommens für Flüchtlinge", teilte der Vatikan mit. Franziskus habe auf seinem Rückflug drei Familien aus Syrien, darunter sechs Kinder, mitgenommen. Sie sollen künftig im Vatikan untergebracht werden. Die moslemischen Familien aus Damaskus und Deir al-Zor seien vor dem Inkrafttreten des umstrittenen Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei auf Lesbos angekommen.

Der Papst setzt sich seit seinem Amtsantritt vehement für die Flüchtlinge ein, die aus den Krisengebieten Afrikas und des Nahen Ostens nach Europa gelangen wollen. Seine erste Reise als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche unternahm Franziskus im Juli 2013 auf die italienische Insel Lampedusa, wo die meisten Flüchtlinge Italien erreichen.

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