US-Vorwahlen

Ted Cruz: Der Mann, der Trump noch ausbremsen will

Ausland
16.04.2016 09:15

Obwohl Milliardär Donald Trump (69) bei den US-Präsidenten-Vorwahlen der Republikaner derzeit in Führung liegt, ist seine Kandidatur für das Amt im Weißen Haus noch keineswegs gesichert. Die Entscheidung fällt erst im Juli auf dem Parteitag. Die Chancen des "Kreuzritters" Ted Cruz (44), Trump auf der Zielgeraden noch auszubremsen, sind intakt. "Er ist das geringere Übel", beschreibt etwa der Organisator von Wahlkampfspenden unter Republikanern sein plötzliches Engagement für Cruz.

In einem TV-Spot (siehe unten) für die US-Präsidenten-Vorwahlen erklärt der 44-jährige Senator von Texas, Ted Cruz, wie ein echter Texaner am Sonntagmorgen den Frühstücksspeck zubereitet. Cruz hält eine Maschinenpistole in den Händen und wickelt das Fleisch rund um den Lauf, darüber eine Alufolie. Dann ballert er ein ganzes Magazin gegen eine Zielscheibe, nimmt die Folie wieder ab und isst mit grinsendem Gesicht den so gebratenen Speck.

Cruz erst seit 2005 US-Staatsbürger
Doch der "echte Texaner", wie er sich jetzt gerne präsentiert, hatte erst 2005 die US-Staatsbürgerschaft angenommen. Geboren in Calgary, mitten in den kanadischen Rocky Mountains, zog er mit seiner Familie im Alter von vier Jahren nach Texas. Sein Vater Rafael Cruz wuchs in Kuba auf und suchte nach seinem Studium in den USA um Asyl an. Seine Mutter hat irische Vorfahren und kommt aus Delaware in den USA.

Der junge Cruz arbeitet sich in wenigen Jahren aus den einfachsten Verhältnissen seiner Eltern zu einem Superstar der US-Polit-Szene empor, absolviert mit Auszeichnung die Eliteuniversitäten Princeton und Harvard, gewinnt 1992 als Student die US-Meisterschaft im Debattieren und wird zum "Sprecher des Jahres" gewählt. Er gilt auch heute als einer der besten Redner unter den Politikern und schockte 2013 die Demokraten, als er aus Protest gegen Obamas Gesundheitsreform 21 Stunden lang ohne Unterbrechung und Unterlagen im Senat redete. Noch keine 30 Jahre alt, arbeitete er bereits als Berater für Präsident Bush II.

Einst gefürchteter Rechtsanwalt
Bevor Cruz 2012 als Vertreter für Texas in den Senat gewählt wurde, machte er sich einen Namen als gefürchteter Rechtsanwalt, der keine Auseinandersetzung scheute. Für einen geistig Behinderten, der in einem Heim vergewaltigt wurde, erkämpfte er eine Entschädigung von mehreren Millionen US-Dollar, nachdem der Fall von anderen Anwälten abgelehnt worden war.

Als Senator machte er sich wenig Freunde, selbst unter Republikanern gilt er als schwierig und kompromisslos. Einer seiner Kollegen nannte ihn einst "schmierig und unberechenbar" und scherzte, dass ihn von 100 Senatoren 99 nicht leiden könnten.

"Verteidiger der Zehn Gebote"
Doch der fanatische Christ setzte unbeirrt seinen Aufstieg fort, pries sich in einem Werbefilm für die US-Präsidentenwahl als der "Verteidiger der Zehn Gebote" an und kritisierte selbst Papst Franziskus, als dieser für die Abschaffung der Todesstrafe eintrat. Die Bewerbung für das Präsidentenamt gab er auf der Liberty University bekannt, der größten christlichen Uni der Welt, mit radial-christlichen Botschaften wie Verbot von Abtreibungen, Verbot der Ehen von Homosexuellen, und machte sich lustig über die angeblichen Gefahren der globalen Erwärmung und Klimaveränderung.

Ted Cruz' politisches Programm hat seine Wurzeln in der Ideologie der Tea-Party und anderen rechtskonservativen Gruppen innerhalb der Republikaner: also keine Erhöhung des Mindestlohns, Reduzierung des Spitzensteuersatzes für Unternehmen, Abschaffung der durch Obama eingeführten allgemeinen Krankenversicherung, alle illegalen Einwanderer des Landes verweisen, die Grenzkontrollen gegen Mexiko verstärken und nur noch qualifizierte Immigranten aufnehmen.

Außenpolitisch will er die Armee stärken, den Vertrag mit dem Iran stornieren, den Kampf gegen Terroristen bereits in Ländern wie Syrien, Afghanistan und dem Irak aufnehmen und die Zusammenarbeit mit Israel als Grundlage des Kampfes gegen den islamistischen Terrorismus verstärken. Während einer Veranstaltung wurde er durch Buh-Rufe unterbrochen, als er die nötige Kooperation mit Israel erwähnte. Daraufhin sagte er, die Feinde Israels seien auch die Feinde Amerikas, und verließ das Podium.

Nur Cruz würde Clinton gefährlich werden
Die anfänglich skeptische Haltung der Führungsebene der Republikaner gegenüber Cruz, geschockt durch den Erfolg von Donald Trump, änderte sich zuletzt. Es bildete sich eine "Anti-Trump" Koalition, eine Gruppe von schwerreichen Unternehmern, die unter allen Umständen die Nominierung von Trump verhindern wollen. Mit gutem Grund, denn alle Umfragen betreffend einer direkten Konfrontation Trump - Clinton geben "The Donald" keine Chance. Bei einem Duell Cruz - Clinton gäbe es hingegen ein weitaus ausgeglicheneres Ergebnis.

Wo noch Chancen für Cruz liegen
Derzeit führt Trump mit etwa 750 Delegierten vor Cruz, der 540 Unterstützer hat. 1237 Stimmen müsste einer der beiden bei dem Parteitag im Juli in Cleveland erreichen, um nominiert zu werden. Geht sich das für keinen der beiden aus, so kann der Präsidentschaftskandidat in freier Abstimmung nominiert werden, unabhängig davon, wie viele Delegierte jeder von ihnen während der Vorwahlkämpfe gewonnen hat. Hier liegen die Chancen für Cruz. Er sei das geringere Übel, beschrieb der Organisator von Wahlkampfspenden unter Republikanern sein plötzliches Engagement für Cruz.

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