UNICEF-Studie:

Ärmere Kinder öfters krank und lesen schlechter

Wissenschaft
14.04.2016 06:57

Kinder vom unteren Rand der Gesellschaft sind öfter krank, können schechter lesen und sind insgesamt unzufriedener. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF. Österreich landete im internationalen Vergleich unter 41 Staaten der EU und der OECD an fünfter Stelle, im Bereich Gesundheit der Kinder sogar auf dem ersten Platz.

UNICEF untersuchte, wie gut sich die EU-Länder und Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) um das Wohlbefinden der am stärksten benachteiligten Kinder kümmern. Dabei ging es um Unterschiede bei Einkommen, Bildung, Gesundheit und persönlicher Lebenszufriedenheit zwischen den ärmsten Kindern und jenen in der Mitte der Gesellschaft.

Dänemark schnitt am besten ab
Das Ergebnis: Die Ungleichheit zwischen Kindern ist in vielen Industrieländern stark gewachsen. Bei der Gesundheit, Lesekompetenz oder Lebenszufriedenheit bleiben Kinder vom unteren Rand der Gesellschaft in den meisten Ländern weiter hinter dem Durchschnitt zurück.

Am besten schneidet demnach Dänemark ab mit der geringsten Ungleichheit zwischen Kindern, gefolgt von Finnland, Norwegen und der Schweiz, die sich den zweiten Platz teilen. Ganz am Ende landen Israel und die Türkei. Bei einigen Ländern fehlten Indikatoren für die Untersuchung.

Nur wenige Fortschritte
Benachteiligte Kinder bleiben in den reichen Industriestaaten oft deutlich hinter ihren Altersgenossen zurück. Es gebe nur wenige Fortschritte beim Schließen der Kluft zwischen den untersten zehn Prozent der Kinder und denen aus der Mitte der Gesellschaft, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten UNICEF-Bericht. So habe sich die Lücke beim verfügbaren Haushaltseinkommen von 2008 bis 2013 in mehr als der Hälfte der Industriestaaten noch weiter vergrößert. Auch bei Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit sind die Unterschiede weiterhin deutlich.

"Einige Länder haben es geschafft, in einigen Bereichen große Fortschritte zu erzielen", sagte der Sozialwissenschaftler Stefan Kühner von der Universität York, einer der Autoren des Berichts, der Deutschen Presse-Agentur. "Im Allgemeinen sind die Veränderungen aber ein bisschen enttäuschend."

In den OECD-Ländern liegen die am meisten benachteiligten Kinder beim Leseverständnis drei Schuljahre hinter dem Durchschnitt zurück. In Bulgarien, Chile, Mexiko und Rumänien haben rund ein Viertel der 15-Jährigen mangelnde Fähigkeiten und Kompetenzen bei der Lösung grundlegender Aufgaben.

Bauchweh, Schlafprobleme, Rückenschmerzen
Benachteiligte Kinder haben auch häufiger gesundheitliche Probleme. In 25 Ländern klagt mehr als eines von fünf Kindern täglich über eine oder mehrere Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchweh, Rückenschmerzen oder Schlafprobleme. In der Türkei sagt dies sogar mehr als die Hälfte der Kinder. Auch die Unterschiede in der persönlichen Lebenszufriedenheit wuchsen. In den reichen Ländern bewerten die meisten Mädchen und Buben ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala mit acht von zehn möglichen Punkten. In den meisten Industrieländern schätzt aber mehr als eines von 20 Kindern seine Lebenszufriedenheit auf maximal vier von zehn Punkten.

Regierungen gefordert
Der Bericht fordert Regierungen auf, mehr für das Wohlbefinden aller Kinder zu tun, und dazu unter anderem das Einkommen der ärmsten Kinder mit Sozialtransfers zu sichern. Außerdem sollten Bildungschancen für benachteiligte Kinder verbessert werden - dies müsse nicht zwangsläufig zu einem allgemein sinkenden Bildungsniveau führen, heißt es unter Verweis Erfahrungen in Dänemark, Estland und Polen. Dort sei es gelungen, die Kluft zu verringern und gleichzeitig das allgemeine Leistungsniveau anzuheben.

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