SMS & Co. am Steuer

So soll das Smartphone Unfalllenker überführen

Elektronik
27.04.2016 09:07

Bei Verkehrskontrollen gehört er seit Jahrzehnten zum Standard: der Alko-Test. Doch immer häufiger sind Unfälle nicht auf Alkohol, sondern auf Ablenkungen am Steuer, vor allem durch das Handy, zurückzuführen. Ein Problem, dem man in den USA nun mit einem "Handytest" begegnen möchte. Experten zweifeln allerdings an dessen Nutzen.

Wie das IT-Blog Gizmodo berichtet, erwägt der US- Bundesstaat New York die Einführung eines "Handytests", um nach Unfällen oder Kollisionen zu überprüfen, ob die darin involvierten Verkehrsteilnehmer zuvor durch ihr Handy abgelenkt waren. Wer sich weigere, sein Smartphone für den Test auszuhändigen, dem drohe ein Führerscheinentzug, hieß es.

Dem Gesetzesentwurf nach soll der Handytest anonym erfolgen: Mithilfe eines Geräts sollen lediglich die Metadaten ausgelesen werden, also ob der Verkehrsteilnehmer beispielsweise telefoniert, SMS verschickt, mit dem Handy gespielt oder fotografiert hat. Der eigentliche Inhalt der Gespräche, Nachrichten oder etwa Bilder solle nicht erfasst werden.

Die dafür nötige Technik stammt vom israelischen IT-Forensik-Hersteller Celebrite. Seine mobilen Auslesegeräte der "UFED Field Series" lassen sich von Polizisten per USB an Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte anschließen, um Telefonprotokolle, SMS-Verläufe oder zuletzt genutzte Apps in Erfahrung zu bringen. Die Passwortsperre wird dabei umgangen.

Handynutzung später schwer zu beweisen
Experten bezweifeln allerdings den juristischen Nutzen dieser Handydaten. "Wenn ich drei Minuten vor einem Unfall eine SMS verschickt habe, heißt das nicht, dass ich auch beim Unfall durch das Handy abgelenkt war", so Constantin Hack, Sprecher des Auto Club Europa, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Unfälle würden schließlich selten sekundengenau dokumentiert, und welcher Zeit raum vor einem Unfall tatsächlich relevant sei, sei unklar.

Hack sieht vielmehr die Smartphone- und Auto-Hersteller in der Pflicht: "In dem Moment, wo ich mich ins Auto setze, möchte ich, dass alle unwichtigen Informationen ausgeblendet und höchstens Telefonate auf die Freisprechanlage durchgestellt werden." Gefordert seien vor allem intuitivere und kompatible Kommunikationslösungen, denn eines ist laut Hack klar: "Wir werden das Handy nicht mehr aus dem Auto kriegen."

SMS am gefährlichsten
Laut einer ÖAMTC-Umfrage vom vergangenen Sommer haben bereits über 62 Prozent der Autofahrer selbst schon einmal eine brenzlige Situation mit dem Auto erlebt, weil sie abgelenkt waren. Am gefährlichsten wird von den Befragten das Lesen und Schreiben von SMS (94 bzw. 82 Prozent) sowie das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung (64 Prozent) beurteilt.

Handy nicht die einzige Ablenkungsquelle
Technik ist jedoch nicht die einzige Ablenkungsquelle im Auto: In einer Ablenkungsstudie vom Mai 2015 fand der ÖAMTC heraus, dass die Probanden beim Öffnen einer Wasserflasche durchschnittlich 105 Meter im Blindflug unterwegs waren, beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung dagegen "nur" 83 Meter. Es liege also noch viel Aufklärungsarbeit vor allen Verantwortlichen, dass nicht nur das Handy eine Gefahrenquelle für Ablenkung beim Autofahren darstellt", resümierte der ÖAMTC.

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