"Panama Papers"

Scheinfirmen: Rotes Kreuz als Tarnung missbraucht

Ausland
11.04.2016 07:58

In der Affäre um die "Panama Papers" soll die Kanzlei Mossack Fonseca den guten Ruf von Hilfsorganisationen missbraucht haben, um die wahren Besitzer von Briefkastenfirmen zu verschleiern. Nach Informationen der ARD und der Schweizer "Sonntagszeitung" gründete die Kanzlei mindestens zwei eigene Stiftungen, die zum Schein das Internationale Komitee vom Roten Kreuz unterstützen - ohne dass die Hilfsorganisation darüber informiert war.

Den Berichten zufolge fungierten die Stiftungen "Faith Foundation" und "Brotherhood Foundation" als Schein-Besitzer Hunderter Briefkastenfirmen. Über die Stiftungen wiederum verfügten in Wirklichkeit Kunden von Mossak Fonseca. Als Begünstigte der Stiftungen setzte die Kanzlei das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ein. Sie nutzte dabei ein Schlupfloch im Gesellschaftsrecht Panamas, wonach Begünstigte von Stiftungen ohne deren Wissen eingesetzt werden dürfen.

Nach Auffassung der Kanzlei ist das IKRK somit nicht Besitzer der Stiftungen und könnte im Streitfall auch keine Ansprüche geltend machen. Bei Nachfragen der Banken zu den Besitzverhältnissen der Stiftungen reicht es aber laut der Kanzlei aus, das IKRK als Begünstigten anzugeben. Der tatsächliche Besitzer der Firma, für den ein Bankkonto eröffnet wird, bleibt auf diese Weise im Dunkeln, wie die "Sonntagszeitung" berichtete.

Auch WWF und UNICEF missbraucht
In den "Panama Papers" finden sich laut den Recherchen auch Hinweise auf weitere Hilfsorganisationen, deren guter Ruf auf ähnliche Weise missbraucht worden sein könnte. So tauchen in den Dokumenten auch die Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) sowie in einem Fall das UN-Kinderhilfswerk UNICEF auf.

Zu den Profiteuren des Konstrukts zählt demnach unter anderem ein argentinischer Geschäftsmann, der im Verdacht steht, den ehemaligen Präsidenten Nestor Kirchner und Cristina Fernandez de Kirchner bei der Veruntreuung von Staatsgeld geholfen zu haben - beide Seiten weisen die Vorwürfe zurück. Spenden an das IKRK seien in diesem Fall nicht geflossen, berichtete der NDR.

IKRK: "Unser Name braucht besonderen Schutz"
Für IKRK-Präsident Peter Maurer sind die Vorgänge untragbar. "Unser Name braucht ganz besonderen Schutz. Wenn die Reputation des IKRK leidet, gefährdet das Menschenleben", sagte Maurer der "Sonntagszeitung". Er kündigte an, "alles in unserer Macht Stehende" zu unternehmen, "um solchen Missbrauch zu stoppen".

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