Terror in Brüssel

Bestätigt: Gefasster Abrini ist der “Mann mit Hut”

Ausland
10.04.2016 11:01

Jetzt ist es offiziell: Der am Freitag in Belgien festgenommene Mohamed Abrini ist der dritte Terrorverdächtige bei dem Anschlag auf den Brüsseler Flughafen vor zweieinhalb Wochen gewesen. Der im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen gesuchte Belgier sei der von Überwachungskameras gefilmte "Mann mit Hut", bestätigte die belgische Staatsanwaltschaft. Abrini habe gestanden, am Anschlagsort gewesen zu sein, und angegeben, er habe seine Sprengstoffweste in einen Mülleimer geworfen. Den Hut soll er verkauft haben.

Gegen Abrini wurde bereits ein Haftbefehl erlassen. Dem 31-jährigen Belgier werden Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie "terroristische Morde" vorgeworfen. Auch in die Pariser Terroranschläge war er demnach verwickelt.

Attentäter wollten erneut in Frankreich zuschlagen
Wie die belgische Staatsanwaltschaft am Sonntag bekannt gab, hatte die Terrorzelle ursprünglich erneut in Frankreich zuschlagen wollen und nicht in Brüssel. Allerdings habe ihnen dafür die Zeit gefehlt, weil ihnen die Ermittler zunehmend auf die Spur kamen.

Suche nach einem weiteren Verdächtigen läuft
Nach einem Verdächtigen wird weiterhin gesucht. Er soll, gemeinsam mit Salah Abdeslam (einem der Hauptverdächtigen der Anschläge von Paris), dem zweiten U-Bahn-Attentäter von Brüssel, Osama K., sowie Amine C. (er soll ebenfalls an den Paris-Anschlägen beteiligt gewesen sein) im Oktober vergangenen Jahres durch Deutschland gereist sein. Während Abdeslam, K. und C. bereits verhaftet wurden, sei der dritte Mann weiterhin flüchtig. Es werde befürchtet, dass er sich noch immer in Brüssel aufhalte und in Besitz einer Tasche mit Sprengstoff sei, berichtete "Le Soir" unter Berufung auf die flämische Zeitung "De Standaard".

Jugendfreund von Abdeslam
Abrini - ein Belgier marokkanischer Abstammung - ist ein Jugendfreund Salah Abdeslams und gehörte seit den Pariser Anschlägen zu den meistgesuchten Männern in Europa. Er wuchs im Brüsseler Brennpunktviertel Molenbeek in Nachbarschaft der Familie Abdeslam auf. Am Freitag - drei Wochen später als Abdeslam - wurde Abrini in Brüssel geschnappt. Seine Fingerabdrücke wurden in der Wohnung gefunden, von der die Attentäter zum Flughafen gefahren waren. Seine Figur schien jedoch zunächst nicht mit der des Hut-Phantoms übereinzustimmen. Die Ermittler hatten Zweifel.

Abrini: Islam spielte zunächst keine Rolle
Mohamed und Salah seien Freunde von Jugend an gewesen, berichtete Mohameds Mutter im November. Er hat drei Brüder und zwei Schwestern. Mit 18 Jahren brach er seine Schweißerausbildung ab und geriet auf die schiefe Bahn, wegen Drogen- und Diebstahldelikten saß er mehrfach hinter Gittern. Der Islam spielte keine große Rolle in seinem Leben - bis er sich radikalisierte. Im vergangenen Jahr soll er sich schließlich nach Syrien begeben haben, sein jüngerer Bruder Souleimane kam dort ums Leben. In Syrien gehörte er den Ermittlern zufolge derselben Gruppe an wie Abdelhamid Abaaoud, einem der Organisatoren und Täter der Pariser Terrornacht, der sich selbst in die Luft sprengte.

Auf Tankstelle gefilmt
Zwei Tage vor den Paris-Anschlägen, am 11. November, fuhr Abrini gemeinsam mit Salah Abdeslam in einem schwarzen Renault Clio von Brüssel nach Paris, die Überwachungskamera einer Tankstelle in Ressons filmte die beiden. Um 3 Uhr am 12. November wurden beide in Brüssel gesehen - wo sie Salahs Bruder Brahim trafen und mit dem Seat Leon unterwegs waren, mit dem die Attentäter am nächsten Tag zu den Straßencafés in Paris fuhren.

Gemeinsam mit Salah soll Abrini auch die Wohnungen für die Attentäter in Alfortville nahe Paris gemietet haben. Die beiden blieben offenbar in Kontakt. So fanden Ermittler in der Wohnung in Brüssel, in der sich Salah bis zu seiner Festnahme versteckte, Mohameds Spuren. Salah Abdeslam soll bald von Belgien an Frankreich ausgeliefert werden. Auch Abrini stand auf der französischen Fahndungsliste.

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