Schönborn im TV-Talk

“Gibt auch Seite der Realität, die Sorge macht”

Österreich
13.03.2016 12:12

Wortgewandt und höflich wie immer hat Kardinal Christoph Schönborn am Sonntagvormittag in der ORF-"Pressestunde" Dutzende Fragen zur Asylkrise beantwortet. Die wichtigsten Aussagen: Die Schließung der Balkanroute könne nur eine Notmaßnahme sein, die im Flüchtlingsstrom miteingereisten Dschihadisten seien Anlass zur Sorge. Und er forderte eine "Abrüstung der Worte" in der Debatte über die Flüchtlinge.

Dass Österreichs Kirche eine sicher nicht einfache Position in der aktuellen Flüchtlingskrise hat, war bei fast jeder Antwort von Kardinal Schönborn in der "Pressestunde" zu spüren. Dabei war eine Annäherung an die neue, härtere Regierungslinie durchaus hörbar: Mit der Aufnahme von 90.000 Flüchtlingen habe Österreich bereits viel geleistet, und die Schließung der Balkanroute werde als Notmaßnahme akzeptiert. Allerdings sagte Schönborn wörtlich: "Wir müssen uns fragen: Wie geht es den Menschen an der mazedonischen Grenze in Idomeni? Wie geht es jetzt weiter?"

"Beschämend" sei laut Schönborn auch, dass kein "europäisch-österreichischer Konsens" in der Flüchtlingsfrage existiert: "Aber da muss der erhobene Zeigefinger auch für unsere Bischöfe gelten - sie sind auch verschiedener Meinung." Für den Kardinal ein Grund: "Es stellt sich schon die Frage: 'Wer kommt da nach Europa?'" Schönborn sagte dazu auch, dass Dschihadisten im Flüchtlingsstrom sind: "Da können Sie mit der Polizei reden - das ist eine Seite der Realität, die Sorge macht."

Schönborn-Lob für deutsche Kanzlerin
Trotz dieser Gefahren im unkontrollierten Flüchtlingszustrom lobte der Kardinal die Linie der deutschen Kanzlerin: "Angela Merkel ist eine sehr mutige, sehr kluge Frau. Sie sagt noch immer am deutlichsten, dass wir das Problem gemeinsam schaffen."

Eine "kalkulierte Politik der Angst" lehne er hingegen deutlichst ab: "Es muss eine Abrüstung der Worte geben." Diese Antwort führte auch zur Demo gegen das Asyl-Massenquartier in Wien-Liesing am Montagabend: Die katholische und evangelische Pfarre würden mit dem Läuten der Glocken zum Zeitpunkt der Demonstration lediglich zu einem Friedensgebet aufrufen. Schönborn: "Es stellt sich auch hier die Frage: Wie gehen wir miteinander um?"

Die Fragen stellten der kompetente Außenpolitik-Chef des ORF, Andreas Pfeifer, sowie eine TV-unerfahrene Redakteurin der Tageszeitung "Der Standard".

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