IS-Anhänger enttarnt

Terrorliste: Sechs Kämpfer mit Österreich-Bezug

Österreich
11.03.2016 06:28

Vom Geburtsdatum über die Blutgruppe bis hin zur Kampferfahrung: Dem britischen Sender Sky News sind geheime Daten von 22.000 mutmaßlichen Mitgliedern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat zugespielt worden. Wie der ORF berichtete, soll es bisher in sechs Fällen einen Österreich-Bezug geben. Ein Terrorexperte hält die Daten für echt: "Der IS benützt seit Jahren solche Rekrutierungsbögen."

Die Daten von 22.000 Kämpfern und Sympathisanten der Terrormiliz werden derzeit ausgewertet. Ob es bei den sechs Fällen, bei denen ein Österreich-Bezug festgestellt wurde, bleibt, ist derzeit noch nicht abzusehen. Laut dem "Standard" soll in der Datei eine Person auftauchen, die mit dem Kampfnamen "Al-Namsi" (etwa "der Österreicher") geführt wird und als Bürge für deutsche Dschihadisten fungiert haben soll.

Terrorexperte Peter Neumann vom King's College in London sagte am Donnerstagabend im ORF-Interview, dass er an die Echtheit der Daten glaube: "Der IS sieht sich als Staat und verhält sich auch so. In den letzten Jahren wurde dort eine Bürokratie aufgebaut, mit Formularen und Stempeln. Solche Daten werden vom IS bereits seit Jahren gesammelt, die Blutgruppe ist im Kampf ja nicht unwichtig."

"Mit den Daten lässt sich Mitgliedschaft nachweisen"
Für die Ermittler bietet sich durch dieses Datenleck nicht nur die Möglichkeit, Hintermänner und Rekrutierer aufzudecken: "Mit diesen Daten lässt sich zum Beispiel auch leicht eine Mitgliedschaft nachweisen, die ja in vielen europäischen Ländern eine Straftat darstellt", so Neumann. Der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, wollte am Donnerstag aus ermittlungstechnischen Gründen keinen Kommentar dazu abgeben. Man stehe in dieser Sache aber auf europäischer Ebene in Kontakt mit anderen Behörden.

Andere Experten hegen zudem Zweifel an der Echtheit der Daten. Sie verweisen vor allem auf sprachliche Unstimmigkeiten und Nachlässigkeit im Umgang mit Symbolen. Richard Barrett, ein ehemaliges ranghohes Mitglied des britischen Geheimdiensts MI6, sagte allerdings zu dem Datenleck, dieses wäre eine "absolute Goldmine an Informationen" - sollte es echt sein.

Rekrutierungsbögen von Kämpfern aus 51 Ländern
Sky News zufolge handelt es sich bei den auf einem Speichermedium gesammelten Daten um Bögen mit 23 Fragen, die neue Kämpfer ausfüllen mussten, um vom IS aufgenommen zu werden. Enthalten sind darin neben Namen, Adressen und Telefonnummern auch Angaben zur Kampferfahrung, zum Verständnis der Scharia und zur Blutgruppe. Es soll sich um Daten von Kämpfern aus insgesamt 51 Ländern handeln, darunter auch aus Großbritannien, den USA und Kanada.

Problematisch sind dabei nicht nur die Reise in den Dschihad und die vor Ort begangenen Gräueltaten, vor allem die Rückkehr dieser radikalisierten Kämpfer nach Europa ruft große Besorgnis hervor. Die Behörden sehen hier ein hohes Risiko für Terroranschläge. Doch auch Kämpfer des syrischen Machthabers Bashar al-Assad leben mittlerweile in Österreich, wie die "Krone" berichtete. Sie beginnen in Syrien oftmals Kriegsverbrechen und konnten als Flüchtlinge getarnt nach Europa einreisen.

Video: Hier werden neue IS-Kämpfer ausgebildet

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