RPG-Shooter im Test

“The Division”: Im Big Apple ist der Virus drin

Spiele
10.03.2016 16:06

New York hat eindeutig schon bessere Zeiten erlebt: In "Tom Clancy's The Division" lässt ein Virus die US-Metropole im Chaos versinken. Gangs, Plünderer und andere Querulanten ziehen brandschatzend durch die Straßen Manhattans. Höchste Zeit also, aufzuräumen.

Der Einstieg in Ubisofts Shooter-Rollenspiel-Mix, auf den wir Anfang Jänner bereits einen ersten Blick werfen konnten, gestaltet sich pathetisch, ansonsten jedoch unaufgeregt: Nachdem die öffentliche Ordnung zusammengebrochen ist, wird eine Gruppe bislang inkognito lebende Gruppe von Spezialagenten, genannt "The Division", zur Hilfe gerufen. Als eine/einer von ihnen, rücken wir also aus und werden ohne Umschweife ins Geschehen katapultiert.

Wer sich eine ausgefeilte Story mit einzigartigen Charakteren erhofft, ist hier definitiv fehl am Platz. Gespräche zwischen den spärlich gesäten Protagonisten beschränken sich zumeist auf wenige Sätze, ein Dialogsystem gibt es nicht. Wichtig ist demnach nicht so sehr, warum etwas getan wird, sondern nur, dass es getan wird. Zumindest in dieser Hinsicht ist "The Division" also mehr Action- denn Rollenspiel. Schade.

Gut Ding braucht Weile
Trotzdem gibt es von beiden Genres reichlich, wenn auch nicht sofort. Denn bis sich das ganze Potenzial des Titels erschließt, müssen erst vier bis fünf Stunden Spielzeit investiert werden. Zeit, die es braucht, um die das Spiel dominierenden Grundpfeiler freizuschalten: Medizin, Technik und Sicherheit - symbolisiert durch drei Experten auf ihrem Fach, die es erst zu finden bzw. zu befreien gilt.

Die drei Bereiche stehen auch stellvertretend für die drei Gebäudeflügel des Hauptquartiers, das wieder in Schuss gebracht werden muss - und mit ihm letztlich auch die öffentliche Ordnung. Soll heißen: Wer Aufgaben aus dem Bereich Medizin absolviert, schaltet beispielsweise eine Quarantänestation oder Apotheke innerhalb des Hauptquartiers frei, was bestimmte Vorteile für den Helden mit sich bringt.

Schier unendliche Möglichkeiten
In diesem Punkt haben sich die schwedischen Entwickler von Massive Entertainment richtig ausgetobt: Fertigkeiten, Talente, Vorteile - die Möglichkeiten der Charakterentwicklung bzw. -individualisierung in "The Division" sind äußerst umfangreich. Fast schon zu umfangreich, um genau zu sein. Insbesondere im Multiplayer mit anderen Spielern, die sich in ihren Fähigkeiten bestenfalls ergänzen, macht diese Diversifikation aber durchaus Sinn.

Abgesehen vom eigenen Charakter, darf auch nach Herzenslust an Waffen und Rüstungsgegenständen herumgeschraubt werden. Entsprechende Modifikationen finden sich in den Hinterbleibseln von Gegnern oder beim nächstbesten Händler. Alternativ kann Gefundenes auch zu Schrott verarbeitet werden, um daraus mithilfe entsprechender Konstruktionspläne neue Items zu "schmieden".

Einzelspieler im Nachteil
Die Zeit für das Aufrüsten und Zuordnen neuer Gegenstände sollte man sich auch nehmen, denn "The Division" ist aller Schießereien zum Trotz eben doch ein Rollenspiel und kein Shooter: Gegner haben Trefferpunkte, die manchmal eben auch erst nach mehreren Treffern ins Schwarze zu purzeln beginnen, was man gerade anfangs leicht vergisst oder übersieht. Umso wichtiger ist es daher auch,  von den mannigfaltigen Deckungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen und keinesfalls zu schnell, dafür schön bedacht vorzurücken.

Multiplayer-Gamer sind diesbezüglich klar im Vorteil: Im Koop-Spiel mit bis zu drei weiteren Freunden können sie Gegner flankieren, sich mit ihren Fertigkeiten im Kampf unterstützen und notfalls gegenseitig heilen oder wiederbeleben. Einzelspieler haben diese Vorteile nicht, sodass virtuelle Tode und Frust nicht ausbleiben. Ärgerlich ist in diesem Zusammenhang das Fehler einer manuellen Speicherfunktion. Denn nicht nur liegen die Checkpoints teilweise recht weit auseinander, hinzukommt außerdem, dass Quests, die etwa aus Zeitgründen vorzeitig abgebrochen werden müssen, beim nächsten Neustart komplett von vorne begonnen werden müssen.

Nahtlose Multiplayer-Integration
Immerhin: Wer nicht möchte, der muss auch nicht alleine bleiben. Vor Beginn jeder neuen Mission haben Solo-Player die Möglichkeit, andere Spieler einzuladen und die Aufgabe mit ihnen gemeinsam zu bestreiten. Alternativ dienen die überall in der Stadt verteilten Safe Houses als Treffpunkte, um neue Kontakte zu anderen Spielern zu knüpfen. Das Ganze funktioniert ebenso nahtlos wie der Wechsel in die sogenannte Dark Zone - jener Multiplayer-Bereich inmitten Manhattans, der mit besonderen Extras aufwartet. Um diese auch außerhalb der Dark Zone nutzen zu können, müssen sich Spieler jedoch zusammentun - zumindest solange, bis sie sich gegenseitig in den Rücken fallen…

Großartige Kulisse
Praktisch: Wie Manhattan ist auch die Dark Zone in Bereiche mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad unterteilt, sodass man immer die für sich passende Herausforderung suchen kann - oder eben die nächstgrößere. Wer allerdings in der zu seiner Spielstufe passenden Gegend bleibt, kann sich eher am Setting erfreuen. Denn "The Division" schaut bereits auf der Konsole, erst recht aber am PC schlichtweg großartig aus. Hier spürt und vor allem sieht man Ubisofts Erfahrung in der Erschaffung offener Spielwelten wie in "Assassin's Creed" oder "WatchDogs". Die Detailfülle ist jedenfalls enorm, die Kulisse beeindruckend. Ob Times Square, Madison Square Garden oder Metro-Tunnel - an imposanten, taktisch reizvollen Schauplätzen mangelt es dem Titel nicht.

Fazit:"The Division" macht es dem Spieler anfangs nicht gerade leicht: Der Einstieg in den Shooter-Rollenspiel-Mix gestaltet sich langwierig und komplex, zudem mangelt es an einer wirklich mitreißenden Story und somit Drive. Wer jedoch durchhält, kann sich nebst großartiger Optik vor allem im Koop- bzw. Multiplayer-Spiel an fordernden, wenn auch mitunter stark repetitiven Gefechten erfreuen. Darüber hinaus weckt und befriedigt "The Division" den Rollenspiel-typischen Drang nach dem nächsten Item und Stufenaufstieg und erlaubt vielfältigste Anpassungen des Charakters an den individuellen Spielstil. Etwas mehr inhaltlicher Tiefgang wäre dennoch wünschenswert gewesen.

Plattform: Xbox One (getestet), PS4, PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 8/10

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