Kämpfer angeworben?

Terror-Prozess gegen Mirsad O. in Graz gestartet

Österreich
22.02.2016 16:58

Unter allergrößten Sicherheitsvorkehrungen hat am Montag der Prozess gegen den Islamprediger Mirsad O. alias "Ebu Tejma" begonnen. Der 34-jährige gebürtige Serbe soll junge Muslime dazu angestiftet haben, in den Dschihad zu ziehen, um dort Ungläubige zu ermorden. Einer dieser Männer (28) sitzt mit ihm auf der Anklagebank.

"Er ist ein Medienstar in der islamischen Bewegung, er hat ein Auftreten wie ein Popstar, reiste mit einer großen Entourage" - die Rede ist nicht von einem berühmten Sänger, vielmehr beschreibt der Staatsanwalt in seinem eineinhalbstündigen Plädoyer den Prediger Mirsad O., mutmaßliches Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat. Die Vorwürfe gegen ihn und den mitangeklagten Tschetschenen Mucharbek T. (28): die Verbrechen der kriminellen Organisation, der terroristischen Vereinigung und - erstmals in Österreich - Mord als eine terroristische Straftat.

"Wer Allah beleidigt, wird geschlachtet"
"Ihr Ziel ist, ein weltweites Kalifat zu errichten, und ihr Instrument ist der Heilige Krieg", so der Staatsanwalt. Es geht um Vorträge, die der 34-Jährige in Moscheen unter anderem in Graz und Wien gehalten hat und die via YouTube verbreitet wurden. "Wenn Muslime an die Macht wollen, brauchen sie ein Gewehr", heißt es da. Oder: "Wer Allah beleidigt, muss mit einem Säbel geschlachtet werden." Und: Eine Frau dürfe nur Auto fahren lernen, wenn sie ein Selbstmordattentat plane. "So jemand hat unsere Kinder unterrichtet, hat unsere Sozialleistungen bezogen. Das ist ungeheuerlich", so der Ankläger.

Angeklagter war Religionslehrer in Wiener Schule
Denn Mirsad O. hat als Religionslehrer in einer Schule in Wien gearbeitet, nachdem er sechs Jahre in Saudi-Arabien Arabisch und islamisches Recht studiert hatte. "Unsere Gesetze lehnt er ab. Ungläubigen solle man mit Feindseligkeit begegnen." Er habe junge Muslime bei seinen Predigten einer Gehirnwäsche unterzogen. Viele seien für ihn oder seinetwegen in den Krieg gegangen.

Einer davon sitzt mit auf der Anklagebank. Ein Kronzeuge belastet den Tschetschenen (28) des mehrfachen Mordes in Syrien. Ankläger: "Wir haben dafür zu sorgen, dass Terror-Vereinigungen nicht von Österreich aus international tätig werden."

"Es wurde viel verdreht und geschnitten"
O.s Verteidiger wirft der Anklage Tricksen vor: "Zitate wurden aus dem Zusammenhang gerissen, Telefonate fragmentarisch wiedergegeben. Es ist minutiös zu prüfen, was er wirklich gesagt hat. Der IS war für ihn nie eine Option." Was auch der Angeklagte betont: "Es wurde viel verdreht und geschnitten."

Auf die Frage des Richters, warum er im Auto - er wurde abgehört - mit seinen Kindern ein Lied singt, in dem "Gewehre und Klingen die Scharia bringen", sagt er trocken: "Das ist doch nur ein Lied." Unterhaltungen über Maschinengewehre, Pistolen und Enthauptungen nennt er "Wirtshausgespräche, die man so im Auto führt". Richter: "Haben Sie Personen beeinflusst, nach Syrien zu gehen, um zu kämpfen?" - "Eigentlich nicht." Und seine Kontakte zu ranghohen IS-Mitgliedern seien "reiner Zufall". Der Prozess ist für sechs Tage anberaumt.

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