Ärzte ohne Grenzen:

2015 wurden über 60 Spitäler in Syrien angegriffen

Ausland
18.02.2016 16:23

Im Syrien-Krieg sind im vergangenen Jahr mehr als 60 Gesundheitszentren und Spitäler angegriffen worden, die von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Medecins Sans Frontières, MSF) unterstützt werden. Wie MSF am Donnerstag mitteilte, wurden bei den Angriffen 81 Mitglieder des medizinischen Personals getötet oder verletzt. Zwölf Gesundheitszentren seien völlig zerstört worden.

Ärzte ohne Grenzen verfügt nach eigenen Angaben nur noch über drei Gesundheitszentren in Syrien, die von ihr selbst verwaltet werden. Nachdem fünf ihrer entsandten Kräfte in Latakia im Nordwesten des Landes im Jänner 2014 entführt und einige Monate später wieder freigelassen worden waren, engagiert sich MSF verstärkt beim Versenden von Material und Medikamenten.

"Gezielte Attacken auf Hilfspersonal"
In den von der Organisation erfassten Einrichtungen habe es 2015 rund 7000 registrierte Kriegs-Todesfälle und etwa 155.000 Verletzte gegeben, heißt es in dem MSF-Bericht. Die Organisation beklagte, dass es auch vier "Doppelschläge" gegen Gesundheitszentren gegeben habe. Gemeint sind damit Angriffe, bei denen nach einer ersten Attacke eine weitere erfolgt, wenn das medizinische Personal eingetroffen ist, um die Opfer des ersten Angriffs zu versorgen. In solchen Fällen werde nicht nur "blinde Gewalt" angewendet, sondern es seien "gezielte" Attacken auf das Hilfspersonal bei Verletzung des internationalen humanitären Rechts.

Auch US-Koalition tötet viele Zivilisten
Die von den USA angeführte Anti-IS-Koalition soll laut Menschenrechtsbeobachtern ebenfalls für den Tod zahlreicher Zivilisten verantwortlich sein. Die Luftangriffe gegen Dschihadisten des Islamischen Staates seien in den vergangenen Tagen wieder intensiviert worden, dabei seien im Nordosten des Landes 48 Zivilisten getötet worden, hieß es in einer Erklärung der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Bereits am Vortag hatte das Bündnis in der Region Angriffe geflogen, um eine Offensive der Kurden-Miliz YPG gegen den IS zu unterstützen. Bei der YPG handelt es sich um den bewaffneten syrischen Arm der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans. Die "Volksschutzeinheiten" beherrschen große Teile des Grenzgebiets zur Türkei. Sie sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS. Dies wiederum sieht Ankara nicht gern.

Hilfslieferungen gehen weiter
Die Hilfslieferungen für belagerte syrische Städte sollen unterdessen in den nächsten Tagen und Wochen weitergehen. Die am Mittwoch in mehreren Orten eingetroffenen UNO-Konvois seien noch nicht das Ende, sagte die Sprecherin der UN-Organisation für humanitäre Hilfe, Linda Tom, am Donnerstag. "Das war nur die erste von vielen Lieferungen." Allerdings brauche jeder neue Konvoi Genehmigungen, vor allem von der syrischen Regierung, erklärte Tom.

Knapp 100 Lastwagen mit Hilfsgütern hatten zuvor fünf belagerte Städte erreicht. Die Menschen dort brauchen dringend Nahrung und Medikamente. Der UN-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura sagte, es lebten mehr als 400.000 Menschen in Syrien in belagerten Gebieten. Auf die Lieferungen hatten sich die USA, Russland und andere beteiligte Staaten Ende vergangener Woche in München geeinigt.

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