Uni-Affäre

Marcic und Tomicic auf der Flucht nach St. Gilgen!

Salzburg
03.02.2016 17:52

Die Aberkennung des Ehrendoktor-Titels für den Nobelpreisträger und Hainburg-Kämpfer DDr. Konrad Lorenz brachte eine historische Lawine der Wahrheit ins Rollen: Die Vergangenheit des Gründers und Rektors der Universität von Salzburg, Dr. Rene Marcic, der Presse- und Kulturreferent am Generalkonsulat des kroatischen Ustascha-Staates 1941 bis 1945 in Wien war. Und jetzt kommen auch die Verbindungen des späteren TV-Kommentators Alfons Dalma, welcher in Wirklichkeit Stjepan Tomicic hieß und begeistert über Massenmorde am Balkan in der Zeitung der Ustascha-Bewegung berichtete, auf.

Konrad Lorenz wurde ein Aufnahme-Antrag in die NSDAP von Adolf Hitler vorgeworfen, ebenso einige Anbiederungsversuche an die Nazis. Der Nobelpreisträger bedauerte nach dem Krieg diese Handlungen klar und eindeutig. Völlig ins Dunkel gehüllt wurden aber die Lebensgeschichten von Rene Marcic und Stjepan Tomicic. Jedes Jahr am 13. März (dem Geburtstag von Marcic und - Zufall - dem Gedenktag der durch den Einmarsch der Wehrmacht verhinderten Volksabstimmung von Kanzler Kurt Schuschnigg über die Unabhängigkeit Österreichs) wird der Marcic-Preis verliehen. Die Landesregierung lässt sich das 7.300 € kosten, hängt ein Gemälde von Marcic an das Rednerpult in der Residenz und klammert die Geschichte aus. So wie die eines Preisträgers, der in den gewaltigen Wohnbauskandal der "Gartensiedlung" verwickelt war, sich aber durch eine Einlieferung in die Landesnervenklinik einer Strafverfolgung entzog.

Tomicic, 1919 als Sohn eines Universitätsprofessors und einer Lehrerin in Jugoslawien geboren, schaffte den Doktortitel in Jus nicht. 1941 bis 1943 war er Umbruchredakteur des Hauptorgans der Ustascha-Partei, der Tageszeitung "Hrvatski Narod." Ab Mitte 1943 wurde Tomicic als Kriegsberichterstatter eingesetzt, er nahm auch an einer "Säuberungsaktion" gegen Freischärler teil und berichtete dann über die systematischen Tötungen. 1945, als sich die russischen Truppen der "Ostmark" näherten, flüchteten sowohl Marcic als auch Tomicic in Richtung Westen. Sie trafen einander im Gemeindeamt von St. Gilgen. Vom Salzkammergut ging es weiter nach Westen. Beiden gelang es, Posten als Redakteure in Salzburg zu bekommen. Hier hatte man für die "Entnazifizierung" früherer Funktionäre großes Verständnis.

In den Lebensläufen wurden die heiklen Jahre ausgeklammert. Tomicic alias Dalma sprach sogar von einer "beruflichen Degradierung und einer Verfolgung durch das Ustascha-Regime." Eine Unwahrheit, denn ab Mai 1942 führte ihn die faschistische Zeitung als "verantwortlichen Schriftleiter." Der Landeshauptmann trat 1989 an, um den zum Alfons Dalma (offensichtlich in Anlehnung an Dalmatien) mutierten Kriegsberichterstatter den Marcic-Preis zu verleihen. 1941 hatte der Abtransport von Juden und Serben sowie der orthodoxen Bevölkerung in Konzentrationslager begonnen. Das vorrangige Ziel des Ustascha-Führers Ante Pavelic waren Vernichtung und Zerstörung. In seinem Arbeitszimmer hingen die Bilder von Adolf Hitler und Benito Mussolini.

"Gaskammern, die jedem drohen, der Gott beleidigt"
299 serbisch-orthodoxe Gotteshäuser wurden ausgeraubt und dem Erdboden gleich gemacht, 300 Priester und fünf Bischöfe ermordet. "Sie begraben sie lebendig, sie werfen die Toten in die Flüsse, ins Meer oder in die Abgründe." Die Meldungen über die verheerenden Gräuel am Balkan erreichten auch den Vatikan. Der Chef der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, meldete im Februar 1942 dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler: "Die von den Kroaten . . . niedergemetzelten und zu Tode gequälten Pravoslaven müssen auf 300.000 Menschen beziffert werden. " Nach offiziellen Schätzungen wurden im "Unabhängigen Staat Kroatien," dem Marcic und Tomicic in leitenden Funktionen dienten, mehr als eine halbe Million Menschen ermordet. Dennoch schrieb Marcic in seinem berüchtigten Weihnachts-Kommentar 1949 von "den Gaskammern, die jedem drohten, der Gott beleidigt."

Dazu damals die Schriftstellerin Hilde Spiel: "Wesentlich schlimmer konnte man sich auch während der Nazi-Zeit nicht äußern." Professor Fritz Hausjell nannte ihn deshalb "Gaskammer-Philosoph." In einem vom Chef des Landespressebüro, Roland Floimair, auf Kosten des Steuerzahlers herausgegebenen Büchlein wurden zwar alle 29 Marcic-Preisträger namentlich erwähnt und ausführlich gewürdigt, die heiklen Abschnitte aber ausgeklammert. Seit 1979 wird der Preis vergeben, 1989 gab es drei Ausgezeichnete. Darunter die Schriftleiterin im einstigen Propagandaministerium von Joseph Goebbels, Ilse Leitenberger sowie Viktor Reimann, der allerdings während der Nazi-Zeit sich der Widerstandsgruppe des Geistlichen Roman Scholz angeschlossen hatte und deshalb lange Jahre in Nazi-Haft saß.

Meist waren Professoren der Universität Laudatoren, unter anderem der Chef des Publizistik-Instituts, Michael Schmolke. Entweder hatten sie nicht den Mut oder es war ihnen verboten worden, über die geschichtlichen Zusammenhänge zu reden. Die Aberkennung des Ehrendoktortitels für Konrad Lorenz war mit unfassbaren Äußerungen von Prof. Stephan Griller verbunden: Er behauptete in der ZIB 24, Lorenz hätte sich den Dr. h. c. "erschlichen."

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Salzburg



Kostenlose Spiele