"Unmoralisch"

Im Flüchtlingscamp florierte der Schwarzhandel

Tirol
29.01.2016 09:24

40 Euro bei Voll-, 240 Euro bei Selbstversorgung. Das bekommen Asylwerber monatlich. Manchen scheint das zu wenig zu sein, deshalb wurden im Flüchtlings-Transitcamp Kufstein zusätzliche Wege zur Geldbeschaffung gesucht - und gefunden. Eine Art Schwarzhandel entwickelte sich, der, so betont die Polizei, nicht strafbar ist.

Offiziell arbeiten dürfen sie nicht. Lediglich unbezahlten, ehrenamtlichen Tätigkeiten nachzugehen ist erlaubt. Im Flüchtlings-Transitcamp in Kufstein wurden Asylwerber etwa immer wieder als Dolmetscher oder Hilfskräfte des Roten Kreuzes eingesetzt - der eine oder andere erkannte dabei angeblich gleich die Geschäftsidee, mit der es sich leicht ein paar Euro dazuverdienen lässt. Eine Art Schwarzhandel! Die Behörden sprechen von "unmoralisch getätigten Geschäften". Teilweise sollen aus diesen "paar Euro" Mehreinnahmen bis zu 1500 Euro pro Monat geworden sein. Laut Insidern wurden die Flüchtlinge im Transitlager regelrecht ausgebeutet. Aber der Reihe nach

An die 1000 Schutzsuchende werden täglich im Camp in der Festungsstadt versorgt, bevor es nach meist 12 Stunden Aufenthalt mit dem Zug in Richtung Deutschland weitergeht. Bei sich haben die meisten Betroffenen nur das nötigste, darunter auch Bargeld - teils mehrere Tausend Euro, ohne die die Flucht wohl kaum möglich wäre.

Zigaretten um 10 Euro

Das Warten aus Sicht eines Flüchtlings: Das Areal darf ich nicht verlassen, Zigaretten habe ich auch schon längst keine mehr und meine Sim-Karte funktioniert im österreichischen Netz nicht. Genau solche Situationen nutzten dreiste Schwarzhändler offenbar aus. Wie man hört, wurden Zigaretten um das doppelte, also im Schnitt um 10 Euro pro Packung, verkauft. Oft aus zweiter oder dritter Hand stammende Billig-Smartphones mit inkludierter Wertkarte wechselten um 200 Euro den Besitzer. Beim Warten auf den Weitertransport wurden "großzügige" Flüchtlinge vorgereiht - 100 Euro und mehr sollen die Ganoven dabei kassiert haben. Soweit die Vorwürfe.

Strafrechtlich irrelevant

Seitdem Polizei, Bundesheer und Freiwillige im Camp für Recht und Ordnung sorgen, soll der Schwarzhandel vorbei sein. Stimmen die Vorwürfe? "Ich kann sie weder bestätigen, noch in Abrede stellen, weil wir diese Sache nicht kommunizieren wollen und auch nicht dürfen. Wenn an diesen Vorwürfen etwas dran ist, werden die Behörden informiert", betont Rot-Kreuz-Sprecher Fritz Eller.

Laut einem Sprecher der Landespolizeidirektion Tirol sind bisher keine diesbezüglichen Anzeigen eingegangen. Man werde aber vermehrt darauf achten. Solange keine illegal erworbenen Waren weiterverkauft werden, liegt in diesen "unmoralisch getätigten Geschäften" keine strafrechtliche Relevanz vor, heißt es.

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