"Krone"-Interview

Charlie Puth: “Verdanke meinen Eltern alles”

Musik
27.01.2016 11:30

Noch vor etwa einem Jahr saß Charlie Puth im Haus seiner Eltern in New Jersey und lud seine Songideen auf YouTube hoch - heute zählt er zu den künstlerisch und kommerziell erfolgreichsten Musikern und Songwritern, hat sein eigenes Haus in Los Angeles und arbeitet quasi pausenlos mit Branchengrößen wie Meghan Trainor, Selena Gomez oder Wiz Khalifa. Wie es zur erfolgreichen Umsetzung dieses "American Dream" kam, erklärt uns der smarte 24-Jährige im Interview.

(Bild: kmm)

"Krone": Charlie, nach langer und harter Arbeit erscheint nun dein Debütalbum "Nine Track Mind" - wie fühlt es sich an, dieses Teil nun in den Händen zu halten?
Charlie Puth: Ich bin eigentlich über-aufgeregt, weil ich es noch immer nicht fassen kann, dass es nun tatsächlich passiert. Die Leute waren schon etwas besorgt, weil ich das Release-Datum nach hinten verschoben hatte, aber ich brauchte noch etwas Zeit und hatte noch zwei unvollendete Songs. Ich bin jetzt natürlich glücklich, dass im Endeffekt alles perfekt zusammengekommen ist.

"Krone": Du bist ein absoluter Senkrechtstarter, der noch vor Kurzem Videos auf YouTube hochgeladen hat - was waren denn anfangs deine Erwartungen bezüglich deiner Karriere?
Puth: Ich wollte einfach durch Online-Musikvideos mein Geld verdienen - etwas Eigenständiges fabrizieren und aus der Spirale des Gewöhnlichen ausbrechen. Ich hatte keine Ahnung, dass das zu so einer großen Karriere führen würde. Ich war schon happy damit, dass man mich als Online-Künstler registrierte, aber das Ergebnis übertraf natürlich sämtliche Erwartungen.

"Krone": Wann hast du realisiert, dass du ein enormes Talent als Songwriter besitzt?
Puth: Mein Lieblingssong von mir war immer "See You Again" - eine Nummer mit einer recht einfachen Melodie und guten Texten, die dann plötzlich zu einem absoluten Top-Hit wurde. Ich wusste da aber schon, dass ich noch besser werden müsste und das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, war von Anfang an da. Ich bekam auch immer viel Unterstützung, habe auf die Menschen gehört und mich davon inspirieren lassen. Viele wissen ja gar nicht, wie wichtig mir das als Songwriter ist.

"Krone": "See You Again", der Hit, den du mit Wiz Khalifa gemacht hast, war das erste Hip-Hop-Video, das mehr als eine Milliarde YouTube-Klicks bekam. Was kommt dir in den Sinn, wenn du daran denkst?
Puth: Das bringt mich gedanklich zurück zu der Zeit, als ich bei YouTube begann und hoffte, dass ich auf etwa 20.000 Klicks kommen würde. Jetzt habe ich eines der meistgeklickten YouTube-Videos aller Zeiten und das kann ich gar nicht in Worte fassen, so stark erfreut mich das.

"Krone": Es ist nicht mehr als ein Jahr her, als du das Berklee Music College absolviert hast und bei deinen Eltern in New Jersey wohntest. Jetzt hast du ein eigenes Haus in Los Angeles und weltweit singen Menschen deine Songs Zeile für Zeile mit. Wie hast du diesen drastischen Aufstieg und die schnellen Veränderungen in deinem Leben verarbeitet?
Puth: Ich war immer fokussiert, habe meine Perspektive und meine Zielsetzung nie verändert. Es gibt keinen Grund auszuflippen, nur weil man Musik macht, die das Leben mancher Menschen verbessert. Die meisten von uns sind in "9 to 5"-Jobs engagiert und sind froh, wenn sie mit ihrer Lieblingsmusik aus dem Alltag ausbrechen können. Ich bin irrsinnig glücklich darüber die Person zu sein, die das ermöglicht. Hier in L.A. wohne ich auf den Hügeln, in New Jersey wohnten wir auf einer Farm. Der größte Unterschied liegt natürlich an den Leuten - in Los Angeles sind alle hungrig nach Ruhm.

"Krone": Im Booklet deines Albums dankst du vor allem deinen Eltern, die dich auch immer unterstützt haben, wenn du finanziell am Boden warst. Liegt es auch an deiner Herkunft, dass du im Musikgeschäft stets so ehrgeizig und unnachgiebig warst?
Puth: Meine Eltern hatten nie Geld und haben mich immer unterstützt, in jeder Sekunde meines Lebens und ich verdanke ihnen alles. Sie haben extrem hart für ihr Geld gearbeitet und haben es nie blind ausgegeben, sondern immer alle Möglichkeiten ausgelotet. Das ist etwas, das ich nicht genug bewundern kann und das mir imponiert und mich inspiriert.

"Krone": Du hast auf dem Album viele interessante Kooperationen - zum Beispiel die Hit-Single "Marvin Gaye" mit Meghan Trainor oder "We Don't Talk Anymore" mit Selena Gomez. Wie war die Arbeit mit den Mädels?
Puth: Meghan habe ich auf einer Party getroffen und das passierte alles so spontan und ungeplant wie eigentlich das ganze Album. Ich liebe diese Arbeitsweise, denn in dem Moment, wo du deinen Stift auf ein Blatt Papier setzt, denkst du schon viel zu viel darüber nach. Du musst einfach geradeaus zum Mikro gehen und die Magie des Moments nutzen - genauso funktionierte "Marvin Gaye" bevor ich zu Meghan ging und sie bat, daran teilzunehmen. Natürlich war sie ein toller Boost für meine gerade startende Karriere. "We Don't Talk Anymore" habe ich auch hauptsächlich alleine geschrieben und dann mit einem meiner Lieblingsproduzenten, Jay Cash, finalisiert. Ich habe Selena den Stamm des Songs per SMS geschickt und sie rief sofort begeistert zurück. Wir hatten noch einen Tag Zeit, bevor ich das Album fertig an das Label schicken musste und sie hat einen Wahnsinnsjob erledigt. Damit war auch das Album vollendet.

"Krone": In den Medien wurden dir des Öfteren Beziehungen oder Geplänkel mit beiden Sängerinnen angedichtet. Da du die Welt der Medien auch sehr schnell kennenlernen musstest - kannst du nachvollziehen, dass Menschen so stark an deinem Privatleben interessiert sind?
Puth: In gewisser Weise schon und ich kann gut damit leben. Das Interesse an meinem Privatleben muss irgendwoher kommen und es gleichbedeutend damit, dass auch meine Musik geschätzt wird. Gerüchte sind meiner Meinung nach einfach die simpelste Form von Menschen, mich besser kennenlernen zu wollen. Das passiert ja auch nur, weil ich für die Leute unerreichbar bin - würde ich mit jemanden bei einem Burger und einem Cola zusammensitzen, würden sich Gerüchte durch direkte Fragen schnell wieder auflösen. Aber für Menschen, die nicht greifbar sind, sind Gerüchte natürlich eine schöne Form, Gesprächsstoff zu haben. Ich kann aber damit leben und finde es in gewisser Weise sogar schmeichelhaft.

"Krone": Warst du als rasant aufsteigender Newcomer darauf vorbereitet, dass man dir gleich Liebeleien mit derart großen Pop-Stars andichten würde?
Puth: Schon, ja. Bei Meghan und mir entstanden diese Geschichten wohl auch durch den visuellen Aspekt unserer gemeinsamen Performance. "Marvin Gaye" war von meiner Intention heraus ja immer ein Soundtrack für Menschen, die sich ineinander verlieben. Das wollten wir natürlich auch in den größten Fernsehshows der USA bildlich umsetzen. Selena ist einfach fantastisch und ich liebe es, mit ihr zu arbeiten. Ich habe ihr auch schon gesagt, dass ich künftig öfter mit ihr zusammenarbeiten möchte - alles andere sind, wie eben schon erwähnt, Geschichten, um mich einfach näher kennen zu lernen.

"Krone": Du hast öfters betont, dass der Soul in deinem Pop die wichtigste Zutat ist - warum?
Puth: Mein Vater hat mich stark mit Soulmusik infiziert, von meiner Mutter habe ich die Neigung zu Americana. Ich habe die Vorstellung, diese beiden Stile mit meiner Vorstellung von romantisch-klassischer Musik zu kombinieren, immer geliebt. Ich habe ja Jazz studiert und wollte auch das noch hineinmischen. Das Ergebnis sollte ein untypisches Popalbum sein, das ganz anders klingt als alle anderen, die man so kennt - das war vom ersten Tag weg mein wichtigstes Ziel. Offensichtlich gelingt mir das ziemlich gut und ich könnte derzeit nicht glücklicher sein.

"Krone": Wann hast du das Gefühl, dass ein von dir verfasster Song auch ein guter ist?
Puth: Wenn ich mich sofort und ohne Umschweife an den Refrain erinnern kann. Beim Songschreiben beginne ich immer mit dem Refrain, füge danach noch die Strophen dazu und freue mich inständig darauf, wieder zum Refrain zurückzukehren - sind diese Voraussetzungen gegeben, wird ein Song normal sehr gut.

"Krone": Ist "Nine Track Mind" ein autobiografisches Album? Eine Verarbeitung deines bisherigen Weges?

"Krone": Und manchmal verlierst du ihn wohl auch, wie der Song "Losing My Mind" aussagen dürfte?
Puth: (lacht) Auch das kann natürlich passieren.

"Krone": Wenn ein einziger Song des Albums dich und deine Arbeit beschreiben müsste, welcher wäre es?
Puth: Ich denke das wäre dann "Losing My Mind". Es ist ein sehr narzisstischer, melancholischer Song über mich zu einer Zeit, als ich extrem entmutigt war, weil etwas ganz und gar nicht so lief, wie ich mir das erhoffte. Ich hatte auch viel zu wenig Geduld und bin dann fast durchgedreht. Mittlerweile bin ich irrsinnig glücklich, dass ich diese Phase in einem Song verarbeitet habe.

"Krone": Du hast einmal gesagt, dass du dich manchmal wie ein Außenseiter fühlst. Was meinst du genau damit? Passt du etwa nicht in das glitzernd-glamouröse Leben der Superstars in Los Angeles?
Puth: Ich bin schon froh darüber, dass ich ein Teil dieses glitzernden Geschäfts bin, da geht es eher um etwas anderes. Ich höre Dinge anders als andere Menschen. Für mich sind Autohupen oder das Vorbeiziehen des Windes eigenständige Instrumente. Ich werde durch solche Dinge extrem schnell abgelenkt und das können viele Menschen nicht nachvollziehen. Aber auch das führt am Ende zu meinem "Nine Track Mind". (lacht)

"Krone": Als Mensch, der aus einfachen Verhältnissen zum Top-Star wurde, quasi den amerikanischen Traum verkörpert - siehst du dich als Idol für andere junge Musiker, die auf ihren Durchbruch warten?
Puth: Ich hoffe schon, das würde mir sehr gefallen. Es wäre eine Ehre für mich, würde ich deren wichtigste Inspirationsquelle sein, weil ich als Heranwachsender eigentlich dieselbe Art von Menschen bewunderte.

"Krone": Du bist nicht nur als Musiker, sondern auch als Songwriter absolut gut unterwegs und hast schon Nummern für Künstler wie Lil Wayne, Fergie oder Jason Derulo verfasst. Was macht einen guten Songwriter aus?
Puth: Jemand, der den Prozess des Schreibens nicht zu ernst nimmt, denn dadurch klingen Songs oft erst so künstlich fabriziert. Man muss so natürlich wie möglich sein vorgehen, um die menschliche Sprache, egal welche, als wichtigstes Instrument zu transportieren. Das mit einer guten, eingängigen Melodie vermischt ergibt eine Nummer, die mit Sicherheit gehört wird.

"Krone": Woher nimmst du den Hauptteil deiner Inspiration?
Puth: Einfach von einer Umgebung. Jetzt im Moment etwa wäre ich gerne bei McDonald's, weil ich verdammt hungrig bin - sogar das gibt mir im Prinzip Ideen für einen Song. (lacht)

"Krone": Da du Jazz studiert hast, würde es dich reizen, in der Zukunft einmal ein Jazzalbum zu machen?
Puth: Absolut, das ist ein ganz großes Ziel von mir. Ich denke da an ein klassisches, amerikanisches Jazz-Album - diesen Traum will ich mir unbedingt erfüllen, aber ohne ihn mit meinem derzeitigen Sound zu durchsetzen. Einfach das klassische Trio - Piano, Bass, Stimme, vielleicht hier und dort eine Jazz-Gitarre, aber das wäre auch schon alles.

"Krone": Du bist auch für drei Grammys nominiert, unter anderem für den "Song Of The Year" mit "See You Again". Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für dich?
Puth: Ich denke daran zurück, wie ich den Song in diesem schmalen Studio in Hollywood geschrieben habe und was aus ihm geworden ist. Zu wissen, dass die Menschen auf der ganzen Welt diese Nummer nachsingen, erfüllt mich mit unglaublicher Freude.

"Krone": Wie geht es nun mit dir weiter, welche Pläne stehen an?
Puth: Wir arbeiten geraden an den Live-Shows in Europa und ich werde später in diesem Jahr sicher in eure Gegend kommen. Außerdem schreibe ich natürlich immer an neuen Songs.

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