"Hoffe auf Frieden"

Papst empfing iranischen Präsidenten Rohani

Ausland
26.01.2016 13:59

Papst Franziskus hat am Dienstagvormittag den iranischen Präsidenten Hassan Rohani empfangen, der am Montag - gut eine Woche, nach dem Abschluss des Atomabkommens - in Italien seine Europa-Rundreise begonnen hatte. Der Besuch beim Papst dauerte etwa 40 Minuten, am Ende erklärte der Pontifex, er "hoffe auf Frieden".

Rohani traf am Dienstag in Begleitung einer Delegation, in der sich auch Außenminister Mohammad Javad Zarif befand, im Vatikan ein. Eine einzige Frau, die Übersetzerin, zählte zur Gruppe. An der Seite des Papstes stand ein Priester, der für ihn übersetzte. Franziskus sprach Italienisch, Rohani Farsi. Am Ende des Treffens schenkte Rohani dem Papst einen handgemachten Teppich aus der iranischen Stadt Qom und ein Miniaturbuch.

Der Papst revanchierte sich mit einer Medaille, auf der der Heilige Martin zu sehen ist. Franziskus schenkte Rohani auch eine Ausgabe seiner Umweltenzyklika "Laudato si" auf Englisch und Arabisch. Eine Farsi-Übersetzung der Enzyklika gibt es nicht.

Nackte Statuen verhüllt, kein Wein zum Abendessen
Aus Rücksicht auf die Kultur und den Glauben des Gastes hatten die Behörden Roms mehrere nackte Statuen verhüllt. Zahlreiche Nachrichtenseiten veröffentlichten am Dienstag im Internet Fotos von schrankähnlichen Konstruktionen, hinter denen die Skulpturen verschwanden. Außerdem sei beim Abendessen kein Wein serviert worden, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA.

Rohanis Europareise markiert einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen dem Westen und dem Iran. Vor gut einer Woche war die Umsetzung des Atomabkommens mit Teheran fixiert worden. Der Vatikan hatte den Atomvertrag als wichtiges Ergebnis gelobt, aber auch eine konsequente Umsetzung gefordert. Und im Syrien-Konflikt spielt der Iran eine Schlüsselrolle als wichtigster Verbündeter des Assad-Regimes neben Russland. Der Vatikan hat mehrfach Waffenlieferungen an die Konfliktparteien verurteilt.

Amnesty wirft Iran Hinrichtung Minderjähriger vor
Während sich der Westen durch das Atomabkommen verbesserte Beziehungen zu Teheran erhofft, kritisieren viele immer noch die Menschenrechtslage im Iran. So warf Amnesty International dem Regime am Dienstag eine "schändliche Missachtung von Kinderrechten" vor. Die Justiz habe mehr als 100 Jugendliche zum Tode verurteilt, in den vergangenen zehn Jahren seien 73 von ihnen hingerichtet worden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation.

Teheran verstoße damit gegen die UNO-Kinderschutzkonvention, die Todesurteile gegen zur Tatzeit Minderjährige verbiete und die das Land schon vor zwei Jahrzehnten unterzeichnet habe, heißt es in dem Bericht. Derzeit säßen im Iran mindestens 160 Menschen, die zur Zeit der Tat, die ihnen vorgeworfen wird, keine 18 Jahre alt waren, in den Todeszellen. Auch in Rom demonstrierten Aktivisten gegen die Menschenrechtsverletzungen im Iran.

Lange diplomatische Beziehungen zum Vatikan
Geplant war Rohanis Besuch beim Papst schon für Mitte November, wurde dann aber wegen der Terroranschläge von Paris verschoben. Es ist erst das zweite Treffen eines amtierenden iranischen Präsidenten mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche. 1999 hatten Präsident Mohammad Khatami und Papst Johannes Paul II. eine Unterredung im Vatikan gehabt. Khatami war auch zur Totenmesse des polnischen Papstes 2005 nach Rom gereist. Der Heilige Stuhl und der Iran unterhalten bereits seit 1953 diplomatische Beziehungen, die beide Seiten auch über die Konflikte des Landes hindurch aufrechterhielten.

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