Jungstar im Porträt

Donis Avdijaj: Aus den Slums in den Glamour

Sport
26.01.2016 13:36

Donis Avdijaj ist kein Profi wie jeder andere. Als Torgarant brilliert er auf dem Feld. Abseits sorgt er mit skurrilen Interviews und witzigen Sprüchen für Aufsehen. Zur Zeit muss der gebürtige Osnabrücker wegen Oberschenkelproblemen pausieren, doch er kämpft verbissen um sein Comeback.

Ja, ein bisschen verrückt ist er schon. Mit dem Gewinn von 15 Millionen Euro würde Donis Avdijaj gerne ein Schwimmbad bauen und dann im Geld darin baden, wie er einmal in einem Interview erzählte. Ganz ernst gemeint war das natürlich nicht. Der Video-Clip avancierte trotzdem zum Nummer-1-Hit im Netz.

"Für leere Phrasen hab' ich keine Zeit"
Während die meisten Fußball-Profis in TV-Interviews zurückhaltend bleiben und mit klassischen Phrasen glänzen, schwimmt der 19-jährige Offensivspieler gegen den Strom. "Mir ist wichtig, dass ich ich selbst bleibe. Was mir am Herzen liegt, das spreche ich aus, da habe ich keine Zeit für Phrasen", sagt der gebürtige Osnabrücker im Gespräch mit sportkrone.at.

Trotz seines jungen Alters hat Avdijaj schon viel erlebt. Als Sohn albanischer Einwanderer wurde er in Osnabrück geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Bereits im Alter von fünf Jahren startete er seine Fußballkarriere beim SV Atter und wechselte später in die Jugendabteilung des VfL Osnabrück. "Es war immer mein Traum Profifußballer zu werden. Ich wollte immer Erfolg haben. Ich hatte es als Kind schwerer als andere, musste immer das Doppelte geben. Es war sehr lehrreich und jetzt habe ich es aus den Slums in den Glamour geschafft", erzählt Avdijaj.

2011 gelang ihm der Sprung in die Knappenschmiede, dem Nachwuchsleistungszentrum des FC Schalke 04. In den Jugendmannschaften des deutschen Bundesliga-Klubs sorgte er mit seinen Toren für Furore und unterschrieb schließlich 2014 einen Profivertrag. Die Königsblauen legten in diesem sogar eine Ablösesumme von knapp 50 Millionen Euro fest. Doch der ganz große Durchbruch in der deutschen Bundesliga blieb dem Jungstar verwehrt. Seine Formkurve zeigte stark nach unten. Zusätzlich schadete ein Autounfall seinem Image. In den Boulevardmedien wurde spekuliert, dass er an einem illegalen Autorennen teilgenommen hätte, was sich jedoch später als Falschmeldung herausstellte.

Endlich ein echter Typ
In der Winterpause der Saison 2014/15 wurde Avdijaj an Sturm Graz verliehen und gab am 21. Februar beim 3:3 gegen SC Wiener Neustadt sein Debüt. Unter Trainer Franco Foda blühte der Youngster richtig auf. 32 Spiele hat er für die Blackies bisher absolviert und dabei zwölf Tore erzielt sowie acht Assists verbucht.

"Obwohl er so jung ist, hat er schon eine eigene Meinung. Solche Typen wollen wir doch alle haben. Donis hat riesige Qualität, darum haben wir ihn geholt", betont Franco Foda, der mit den Eigenheiten des Offensivspielers gut umzugehen weiß. Für Avdijaj nimmt der Trainer die Rolle eines väterlichen Freundes ein. "Franco Foda ist der Papa hier, er ist der Boss. Ich tanze nach seiner Pfeife. Was er sagt, ist Gesetz. Ich denke, dass meine offene und ehrliche Art gut bei ihm ankommt", sagt Avdijaj.

Selfies und Autogramme
Auch bei den Fans avancierte der 19-Jährige zum Publikumsliebling. Nach jedem Spiel nimmt er sich Zeit für Selfies und Autogramme. "Der Kontakt zu den Fans ist mir wichtig. Ich finde nicht, dass wir auf dem Platz wichtiger sind, als jene Zuschauer im Stadion. Ich begegne den Fans immer auf Augenhöhe. Sie spielen eine ähnliche Rolle, deshalb sollten wir alle an einem Strang ziehen. Ich beziehe die Fans gerne mit ein, egal ob es gut oder schlecht läuft. Mir ist es wichtig, was sie von mir halten. Sie sind genauso ein Mitspieler, unser zwölfter Mann und extrem wichtig für den ganzen Verein, nicht nur für mich.

Im Laufe der Herbstsaison hatte Avdijaj mit muskulären Problemen zu kämpfen, doch er kämpft verbissen um sein Comeback. Die Leihgabe von Schalke 04 rechnet mit einer Ausfallsdauer von rund fünf Wochen. Seine Zukunft bei den Grazern ist bis Juni 2016 gesichert. Obwohl es gute Angebote für ihn gab, hat er sich für einen Verbleib in der steirischen Hauptstadt entschieden. Was ihm an Graz am besten gefällt? "Die Ruhe vor dem Sturm", wie er im Interview scherzhaft erklärt. Sein Saisonziel: "Ich möchte die Mannschaft nochmal nach oben bringen. Es ist alles möglich. Auch der Meistertitel." Was danach kommt, ist offen. "Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Karriere. Mal sehen, was die Zukunft bringt."

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(Bild: KMM)



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