Attacken auf Hotels

Dutzende Tote bei Terroranschlägen in Burkina Faso

Ausland
16.01.2016 19:28

Bei einem Terrorangriff und einer stundenlangen Geiselnahme in einem Hotel und Restaurant in Ouagadougou sind mindestens 26 Menschen getötet worden. Unter den Todesopfern seien viele Ausländer, teilten Sicherheitskreise nach der Erstürmung durch das Militär am Samstag mit. Zu der Attacke in der Hauptstadt von Burkina Faso bekannte sich die Extremistengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI). Samstagvormittag wurde ein weiterer Angriff auf ein Hotel vermeldet.

Die Attentäter waren am Freitagabend in das vor allem von Ausländern gebucht Luxushotel "Splendid" und das nahe gelegene Restaurant "Cappuccino", wo es besonders viele Opfer gegeben haben soll, gestürmt. Sie nahmen mehr als hundert Menschen als Geiseln. Am frühen Samstagmorgen wurden Hotel - mit seinen 147 Zimmern eines der größten der Stadt - und Restaurant von Sicherheitskreisen gestürmt.

In dem Hotel brach ein Feuer aus, erst am späten Vormittag war die Erstürmung beendet. Dabei wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen auch vier der Angreifer, darunter zwei Frauen, getötet. Das Gebiet rund um den Anschlagsort an der Avenue Kwame Nkrumah wurde weiträumig abgeriegelt. Die Suche nach geflüchteten Extremisten, die offenbar auch in ein zweites Hotel, das "Ybi", eindrangen, wurde zunächst fortgesetzt.

Journalisten hatte bereits kurz nach dem Angriff auf das Hotel von kriegsähnlichen Szenen berichtet: "Schüsse und Explosionen in einem großen Hotel in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou", schrieb Or Ravid, der für den TV-Sender "Channel 1 Israel" arbeitet, im Kurznachrichtendienst Twitter und postete wenig später ein Foto, das Flammen beim "Splendid Hotel" zeigt.

Ein Salzburger aus Neumarkt am Wallersee, der für die Hilfsorganisation "Licht für die Welt" eine Augenklinik im Land aufgebaut hat und sich in Ouagadougou in einem nicht betroffenen Hotel aufhielt, sagte den "Salzburger Nachrichten": "Wir dürfen das Hotel nicht verlassen." Er verfolge die Ereignisse im Fernsehen mit; er wolle am Montag nach Wien zurückfliegen. Laut Außenministerium halten sich derzeit rund 20 Österreicher in Ouagadougou auf.

33 Geiseln verletzt
Nach Angaben von Sicherheitsminister Simon Compaore wurden im Laufe der Nacht 126 Menschen aus der Gewalt der Dschihadisten befreit, 33 von ihnen waren verletzt. Unter den Geretteten war auch der burkinische Arbeitsminister Clement Sawadogo, der zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Hotel war. Er blieb unverletzt. Staatspräsident Roch Marc Christian Kabor besuchte nach einer Krisensitzung des Kabinetts den Ort des Anschlags.

An der Erstürmung waren auch französische und US-amerikanische Spezialkräfte beteiligt. Frankreichs Präsident Francois Hollande verurteilte den "feigen" Anschlag und sicherte seinem burkinischen Kollegen Kabore volle Unterstützung zu. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verurteilte die Tat aufs Schärfste. Die EU sei entschlossen, Burkina Faso weiter im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen.

Keine Österreicher unter den Opfern
Laut dem französischen Botschafter in Ouagadougou, Gilles Thibault, wurden bei dem Angriff sogar 27 Menschen getötet. Die Überlebenden aus 18 verschiedenen Ländern würden derzeit von den Behörden betreut, erklärte er über seinen Twitter-Account. Es sei bisher nicht klar, aus welchen Ländern die Opfer stammten. Dem Außenministerium in Wien lagen zunächst keine Erkenntnisse vor, wonach auch Österreicher getötet worden sein könnten.

Al-Kaida-Gruppe bekennt sich zu Anschlag
Das auf die Überwachung von islamistischen Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE berichtete, Al-Kaida im Islamischen Maghreb habe sich im Internet zu dem Angriff bekannt. Dieser sei von der Untergruppe Al-Mourabitoun um den Jihadisten-Anführer Mokhtar Belmokhtar ausgeführt worden. Die islamistischen Angreifer würden gegen "Feinde der Religion" kämpfen, hieß es laut SITE in der Internet-Botschaft.

AQMI hatte erst vor knapp zwei Monaten ein Hotel im benachbarten Mali angegriffen und 20 Menschen getötet. Dort in der Hauptstadt Bamako hatten sunnitische Fundamentalisten viele Menschen in einem bei Ausländern beliebten Hotel, dem "Radisson Blu", als Geiseln genommen.

Burkina Faso galt als sicheres Land
Burkina Faso galt bisher als relativ sicheres Land. Ende 2014 gab es einen Militärputsch, doch erst im Herbst fanden Parlaments- und Präsidentenwahlen statt. In Mali dagegen sind vor allem im nördlichen Sahara-Gebiet radikale Islamisten aktiv. Burkina Faso ist ein Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Die Austrian Development Agency unterhält ein Büro in Ouagadougou.

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