Studie erklärt:

Wieso Facebook-User Irrsinn für bare Münze nehmen

Wissenschaft
14.01.2016 14:07

Es passiert immer wieder: Eine Satire-Meldung oder ein irrsinniges Gerücht landet auf Facebook und binnen kürzester Zeit sind unzählige Nutzer davon überzeugt, es handle sich dabei um die Wahrheit. Aber warum ist die Facebook-Gemeinde so anfällig für Gerüchte, Satire und Verschwörungstheorien? Wissenschaftler wollen es nun herausgefunden haben.

Falschinformationen in sozialen Netzen wie Facebook und Twitter, die von der Nutzerschar für bare Münze genommen werden, sind die Geißel unserer Zeit. Das prognostizierte das World Economic Forum bereits 2013, warnte vor durch Tratsch und Gerüchte ausgelösten "digitalen Flächenbränden". Und tatsächlich entwickeln sich rund um polarisierende Themen in sozialen Netzwerken immer öfter digitale Mobs, die keine anderen Ansichten als die ihren dulden.

Unliebsame Informationen werden ignoriert
Italienische und US-amerikanische Wissenschaftler sind nun in einer groß angelegten Studie zum Thema den Gründen für dieses Phänomen auf die Spur gekommen. In ihrer Arbeit "The spreading of misinformation online" erklären sie, dass Nutzer sozialer Netzwerke deshalb so anfällig für Falschinformationen sind, weil sie von ihrem Weltbild abweichende Informationen gar nicht wahr haben wollen und kurzerhand aus ihrer Realität ausblenden.

Verschärft wird diese Problematik durch die alte Weisheit, wonach sich Gleich und Gleich gerne gesellt. Wie im echten Leben schließen sich auch auf Facebook und Twitter vor allem Menschen zusammen, die ähnliche Weltbilder teilen, die Forscher sprechen in ihrer Studie von sogenannten "Echo-Kammern". Informationen, die innerhalb dieser Kammern verbreitet werden und zum von den Mitgliedern geteilten Weltbild passen, verbreiten sich unabhängig vom Wahrheitsgehalt schneller und werden eher geglaubt als Infos, die nicht in die jeweilige Kammer passen.

Information muss zum jeweiligen Weltbild passen
Den Beweis für diese Theorie traten die Wissenschaftler an, indem sie zwei unterschiedliche Arten von Information und deren Verbreitungswege im Netz beobachteten: Verschwörungstheorien und wissenschaftliche Nachrichten. Beide Arten der Information fanden in den jeweils zu ihnen passenden Gemeinschaften rasch Verbreitung und wurden von der "Gegenseite" konsequent ignoriert. Die Informationen finden schließlich Eingang in das Weltbild der jeweiligen "Echo-Kammer" und können nur mehr schwer korrigiert werden, wenn es sich um Falschinfos handelte.

Den Forschern zufolge ähnelt dieser Mechanismus jenem, der auch für die Verbreitung von Gerüchten in der realen Welt sorgt. Auch hier verbreiten sich Gerüchte innerhalb einer Wertegemeinschaft, wenn diese auf Basis des Weltbilds als plausibel erscheinen. Und auch hier werden Informationen der "Gegenseite" von Gruppen mit ähnlichen Wertvorstellungen eher als Unsinn abgetan, als Infos, die mit ihrem Weltbild übereinstimmen - ob sie nun wahr sind oder nicht. Ein wichtiger Unterschied bleibt: In sozialen Medien können Falschinformationen weit schneller einen größeren Personenkreis erreichen, als sie es in der echten Welt könnten.

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