Kontrollamt urteilt:

Trotz Millionenschulden gab Messe zu viel Geld aus

Salzburg
05.01.2016 10:57

Dass die Messe mit der Salzburgarena nie wirklich schuldenfrei werden würde, war in der Branche klar. Aber die Details in der Geschäftsgebarung zwischen 2006 und 2012, die das Kontrollamt nun im 163 Seiten starken Bericht aufdeckte, sind verheerend.

Denn trotz Millionenschulden und ständig neuen Finanzspritzen der Gesellschafter (Stadt 39,3 Prozent, Land 39,3 Prozent, Wirtschaftskammer 21,4 Prozent) wurde alles andere als sparsam gewirtschaftet. Das Gesamturteil des Kontrollamtes: "Die Messe kann derzeit kurzfristig ihre Liquidität decken, mittelfristig erscheint aber weder die Deckung der Vollkosten noch die Erzielung von Gewinnen realistisch."

13 Millionen Kosten, nur neun Umsatz
-) Stadt und Land haben die Haftung für die Verbindlichkeiten der Messe von 60 Millionen im Jahr 2013 auf 90 Millionen erhöhen müssen. Insgesamt leisteten die Eigentümer rund 45 Millionen an Kapitalerhöhungen, Gesellschafterzuschüssen und Subventionen.
-) Eigenartige Konstruktion: Die Messe besitzt von den 220.000 Grund nur 91.000. Der Rest gehört dem Verein "Salzburger Dult" und zwei Privateigentümern. Die Messe zahlt an den Verein Pacht, obwohl dieser wiederum den Gesellschaftern gehört.
-) 100 Millionen gingen in den Bau der Salzburgarena, in mehrere Hallen und in die Sanierung. Dabei war die Halle 10, die viel hochwertiger ist, deutlich günstiger bei den Quadratmeterpreisen, als die früher errichteten Hallen 2/6 und 3/5. Die Geschäftsführung legte dem Aufsichtsrat 2013 in einer 10-Jahres-Vorschau Entschuldungsszenarien vor, die eine Erlössteigerung um 50 Prozent versprachen - unrealistisch meint das Kontrollamt, besonders bei den Kongressmessen. Die Geschäftsführung gab als Abschreibeposten die Haltedauer der Hallen mit 50 Jahren an, gängig sind aber nur 30 Jahre.
-) Die Messe macht zwar im Schnitt jährlich 9 Millionen Umsatz, die betrieblichen Ausgaben und Personalkosten stiegen aber ab 2006 stetig, zuletzt auf 13 Millionen.
-) Für einen Betriebsausflug fielen pro Mitarbeiter 466 Euro (!) an, insgesamt kostete der Ausflug 12.600 Euro.
-) Für die Personalsuche wurden unter anderem Agenturen beauftragt, in sechs Jahren kamen so 307.358 Euro zusammen.
-) Für Werbe- und Repräsentationszwecke wurden in sechs Jahren sechs Millionen ausgegeben. Obwohl die Messe eine eigene Marketingabteilung hat, kaufte sie PR-Leistungen (Presseaussendungen und -konferenzen) um 50.000 Euro bei einer Agentur dazu.
-) Der Geschäftsführer konnte Geschäfte bis zu 50.000 Euro ohne Prokuristen genehmigen, er erhielt ohne sichtlichen Grund eine Funktionszulage und eine Erfolgsprämie, zuletzt sogar nur dafür, weil er die Planzahlen erreichte. 2007 gab es noch einen Bonus für "bauliche Maßnahmen". Auf Reisen wurden dem Messechef über den Dienstvertrag alle Kosten ersetzt.
-) Die Messe kaufte die Software EBMS um netto 54.850 Euro, dazu kamen 13.416 Euro Wartungskosten. Die Software wurde schon wenig später nicht mehr verwendet.
-) Auftragnehmern der Messe und Mitarbeitern der Hausbank wurden gerne Festspielkarten, meist in Begleitung, spendiert.

Für den Vorsitzenden des Kontrollausschusses GR Markus Ferstner ist das Verhalten so nicht tragbar: "Die Messe ist ja kein Selbstbedienungsladen!"

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