Bentleys Basis

Audi Q7: Alles lenkt, alles treibt, alles leicht

Motor
29.12.2015 15:25

Kaum eingestiegen, steige ich gleich wieder aus. Und schaue. Tatsächlich: Der Audi Q7 wirkt von außen kleiner als von innen. Sobald ich auf dem S-line-Fahrersitz in grauem "Leder Valcona" Platz genommen habe, fällt mir auf, was für ein Trumm Auto er immer noch ist. Dabei ist er um mehrere Kühlschränke leichter, eine Spur kleiner und deutlich schnittiger als der Vorgänger-Dino. Und doch schöpft Audi beim Q7 aus dem Vollen.

(Bild: kmm)

Jedenfalls wenn der Kunde mitspielt, denn die wahren Schmankerl verbergen sich in der Aufpreisliste, sodass bei meinem Testwagen allein 40.000 Euro in Extras investiert wurden - bei einem Grundpreis von knapp 70.000 Euro (Peanuts im Vergleich zu den Preisen, die für den Bentley Bentayga aufgerufen werden, der auf dem Q7 basiert).

Okay, auf den Nachtsichtassistenten kann ich verzichten, aber wer will schon mit schnöden Xenons leuchten, wenn er LED-Matrix haben kann; wer auf einen schlichten Tacho blicken, wenn das phänomenale Virtual Cockpit lockt; wer nur mit den Vorderrädern lenken, wenn er auch die Hinterräder in die Pflicht nehmen kann? Eben.

Das Virtual Cockpit des Audi Q7:

Vor allem auf die Allradlenkung sollte man nicht verzichten, einerseits damit man 5,05 Meter mit knapp 3 Meter Radstand unauffällig rangieren kann, andererseits um die behände Seite der Macht zu spüren. Ja, tatsächlich, der Q7 macht alles andere als einen schwerfälligen Eindruck, wenn man ihn mit Verve um die Kurven wuchtet. Natürlich trägt da auch der vor allem aluminiumbedingte Gewichtsvorteil von rund 300 kg im Vergleich zum Vorgänger bei, aber in meinem Typenschein stehen trotzdem satte 2291 kg Eigengewicht für den allradgetriebenen Siebensitzer mit Luftfederung.

So gleite ich also wie auf Wolken dahin, der Dreiliter-V6-Diesel (der nur in der US-Version ein Emissionsproblem hat) säuselt schnurrend ein beruhigendes Liedchen, um dann mit spontanem Antritt zu zeigen, warum man das Adaptivfahrwerk auch auf Sport stellen kann. 6,5 Sekunden vergehen für den Sprint von 0 auf 100 km/h. Doch auch wer keine Ampelrennen gewinnen will, wird 600 Nm Drehmoment ab 1.500/min. und 272 PS nicht missen wollen. In der Ruhe liegt die Kraft. Vielleicht kommt man mit der Einstellung auch unter meine 9,2 l/100 km Testverbrauch. Übrigens empfiehlt es sich, den 85-Liter-Tank zu bestellen. Nicht, weil zehn Liter mehr Diesel hineinpassen, sondern weil dann der AdBlue-Tank mit 24 Liter doppelt so groß ist. Man spart sich dann wahrscheinlich das Nachfüllen des Abgasreinigers zwischen den Service-Terminen.

1:0 für den Innenraum
Herrlich, diese nüchterne Eleganz, die der Innenraum ausstrahlt! Audi halt. Wie schön, dass das Display auf der Mittelkonsole nicht nur aussieht, als wäre es versenkbar, nein, es zieht sich auf Knopfdruck tatsächlich zurück. Das allein kann für den einen oder anderen schon kaufentscheidend sein.

Die Bedienung des Autotainments will gelernt und geübt sein. Drehdrücksteller, Kippschalter daneben, dahinter eine Touchpadfläche mit Ziffern am Rand. Das Handgelenk ruht dabei auf dem Automatik-Wählhebel. Sehr modern das alles. Als Zugeständnis an SUV-Rustikalität will ich die beiden offenen Cupholder betrachten, die ich gerne hinter einer edlen Klappe verborgen wissen würde.

Reihe zwei ist eine Lounge zum Wohlfühlen, mit viel Platz in alle Richtungen, sowohl für ausladende Kopfbedeckungen also auch für die Ellbogen auf den Außenplätzen. Dahinter fahre ich noch eine dritte Sitzreihe spazieren. Die geht für ein SUV in Ordnung, ist aber weder so gut erreichbar noch so bequem wie etwa in einem Ford Galaxy, da müssen wir schon die Kirche im Dorf lassen. Legt man alles flach, entsteht ein absolut ebener Laderaum mit fast 2 Kubikmeter. Einziger Schönheitsfehler: Reihe zwei kann man nicht vom Kofferraum aus umklappen.

Unterm Strich
Der Q7 ist sicherlich nicht nur Audis großes SUV, sondern auch der große Wurf der Ingolstädter. Aus dem unzeitgemäßen Koloss ist ein Schmuckstück geworden, das vor moderner Technik bis hin zu einer unfassbaren Zahl an Assistenzsystemen nur so strotzt (bzw. strotzen kann), extrem von modernem Leichtbau profitiert und Oberklasse-Komfort bietet. Wenn er nun auch noch auf die vielen Schmutz fangenden Plastik-Gitter-Attrappen verzichten würde, könnte ich auch das Design rundum genießen. Wann hat es eigentlich angefangen, dass Autos keine Blechflächen mehr zeigen dürfen?

Warum?

  • Ganz schön dezent für die Größe!
  • Technisch ziemlich durchtrieben

Warum nicht?

  • Wer einen echten Siebensitzer braucht, wird mit dem Q7 nicht glücklich.

Oder vielleicht …

… BMW X5, Mercedes GLE, Range Rover Sport

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(Bild: kmm)



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