Wegen Zielpunkt

Weniger Firmenpleiten, aber mehr Betroffene

Wirtschaft
16.12.2015 11:22

Trotz der allseits präsenten Pleite der Lebensmittelkette Zielpunkt ist die Zahl der Firmeninsolvenzen heuer stark zurückgegangen. Laut Hochrechnung des KSV1870 wurden in diesem Jahr 5126 insolvente Unternehmen verzeichnet, um 5,5 Prozent weniger als 2014. Allerdings sorgte die Zielpunkt-Pleite für einen Anstieg bei den betroffenen Dienstnehmern: 2015 waren es 21.200, ein Anstieg um 1,4 Prozent.

"Dieser Anstieg ist dem Insolvenzfall Zielpunkt mit seinen 2700 Mitarbeitern geschuldet", so der KSV. Sonst wäre die Zahl der durch Pleiten betroffenen Dienstnehmer um 11 Prozent gesunken.

Die Zahl der eröffneten Insolvenzen ging 2015 um 5 Prozent auf 3.110 zurück. Die geschätzten Gesamtverbindlichkeiten reduzierten sich um 17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Die größten Pleiten waren heuer abgesehen von Zielpunkt (237 Millionen Euro Passiva) die oberösterreichische Landmaschinenfirma BISO Schrattenecker (68,3 Millionen), die QuadraCir Beteiligungs GmbH (55,2 Millionen), die Hanlo-Firmengruppe (44,3 Millionen), die Bäckereigruppe Pan & Co (40,7 Millionen Euro) und die Wiener Immobilienfirma Rosenthal KG (30 Millionen Euro).

Rückgang ist kein Grund zum Jubeln
Grund zum Jubeln ist der Rückgang der Firmeninsolvenzen aber nicht: "Es handelt sich keinesfalls um eine 'Sommersonne' der Konjunktur, sondern um eine Kombination von Stagnation und niedrigen Zinsen", so KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. Angesichts der niedrigen Rohstoffpreise und weiter niedriger Zinsen sei auch 2016 kaum mit einem wesentlichen Anstieg der Insolvenzen zu rechnen.

Nach Bundesländern betrachtet verzeichneten außer Wien (+1,4 Prozent) alle Länder Rückgänge. Tirol (-27 Prozent) und Vorarlberg (-18 Prozent) profitierten vom Tourismus und einer exportorientierten industriellen Produktion. Auch Oberösterreich und die Steiermark zeigten aus ähnlichen Gründen einen Rückgang von jeweils 8,5 Prozent.

Deutlicher Anstieg bei Privatkonkursen
Ein anderes Bild zeigt sich bei den Privatkonkursen: Hier kam es heuer zu einem Anstieg um 5,7 Prozent auf 8891 Personen. Die Summe der Schulden belief sich auf 1,144 Milliarden Euro, ein Plus von 4 Prozent gegenüber 2014. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Konkurs beträgt 128.670 Euro. Fast ein Drittel (29 Prozent) der Betroffenen sind ehemalige Selbstständige. Sie haben im Schnitt Schulden in Höhe von 290.000 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung "echter" Privater beträgt laut KSV rund 63.100 Euro.

Am stärksten war der Anstieg der privaten Insolvenzverfahren mit 16 Prozent auf 1069 in Niederösterreich. Absolut die meisten Fälle gab es in Wien: Und zwar 3849 (+9,7 Prozent). Kärnten blieb gemessen an Verfahren pro Person mit Schuldenproblemen auch 2015 ein Spitzenreiter. In Oberösterreich (-3,4 Prozent), der Steiermark (-6,4 Prozent) und im Burgenland (-10,3 Prozent) kam es zu einem Rückgang der privaten Insolvenzfälle.

Aus dem Video-Archiv: Lebensmittelkette Zielpunkt meldet Konkurs an

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