Vergabe von Top-Jobs

Polit-Schacher um ORF und Rechnungshof

Österreich
09.12.2015 17:00
So schlecht kann die Stimmung in der Koalition gar nicht sein: Wenn es um die Besetzung strategisch wichtiger Posten geht, funktionieren SPÖ und ÖVP wie in alten Zeiten. Der neueste Schacher ist jedenfalls fast unter Dach und Fach. Vergangene Woche fand man sich im Umfeld von SPÖ-Chef Werner Faymann jedenfalls damit ab, dass Alexander Wrabetz weiter ORF-Generaldirektor bleiben darf. Das aber vor allem deshalb, weil die Kanzlerpartei trotz großer Unzufriedenheit und intensiver Suche keinen besseren Chef als Wrabetz für den Staatssender finden konnte.

Entsprechende Signale erreichten den ORF-General, der sich daraufhin am Montag aus der Deckung wagte und ausgerechnet über das Ausland, nämlich dem deutschen "Handelsblatt", seine Wiederkandidatur für die ORF-Spitze ankündigte. "Ich habe den Stiftungsrat informiert, dass ich eine weitere Geschäftsführungsperiode von 2017 bis 2022 anstrebe", erklärte der 55-jährige Wrabetz, der eigentlich der SPÖ zugerechnet wird, aber auch mit der FPÖ blendend kann. Damit proporzmäßig alles ausgewogen bleibt, ist diesmal eine rot-schwarze ORF-Doppelspitze geplant.

Diesmal zwei Chefs für den Staatssender
Zweiter Sender-Chef neben Wrabetz soll ORF-Finanzdirektor Richard Grasl werden. Mit Grasls Aufstieg in die höchste Ebene des gebührenfinanzierten Senders wird einem Wunsch seines Förderers, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, entsprochen. Mit dem Deal Wrabetz gegen Grasl wäre damit der mächtigste Faktor in der ÖVP zufriedengestellt. Grasl wird sich dem Vernehmen nach erst knapp vor den ORF-Wahlen im August offiziell um den Posten bewerben.

Gegengeschäft für Prölls ORF-Favoriten
Als Gegengeschäft für den Pröll-Favoriten Richard Grasl reklamiert die SPÖ den Posten des ORF-Informationsdirektors für sich. Der Name für diesen einflussreichen TV-Job steht mit Hans Bürger bereits fest. Der erfolgreiche "Sommergespräche"-Moderator ist auch für die ÖVP akzeptabel. Steht der leutselige Hans Bürger doch im Ruf, "mit allen Parteien zu können". Zum Ausgleich stehen im nächsten September jedoch wieder Veränderungen an der Spitze einiger ORF-Landesstudios zugunsten der ÖVP an.

SPÖ-Mann an Spitze des Rechnungshofs
In diesem komplizierten Regelwerk koalitionärer Machtaufteilung kommt dadurch erneut Faymanns Kanzlerpartei zum Zug. Nachdem der Rechnungshof jahrelang von einem früheren Vertrauten Jörg Haiders geleitet wurde, soll die wichtigste Kontrolleinrichtung der Republik ab Juni 2016 einem SPÖ-Mann zufallen: dem früheren Budgetchef im Finanzministerium, Gerhard Steger. Ein herausragender Experte, dem Freund und Feind höchste Kompetenz bescheinigen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele