Hundstorfer warnt:

“Nach Riesenpleiten kommt der Dominoeffekt”

Österreich
02.12.2015 12:34
Die Pleite der Lebensmittelkette Zielpunkt, die den Fleischlieferant Schirnhofer mit in den Abgrund riss, dürfte noch weitere Opfer fordern. "Wenn es so Riesenpleiten gibt, kommt es zu einem Dominoeffekt. Das ist leider immer wieder eine Folge", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Mittwoch. In der Größenordnung wie Schirnhofer dürfte aber niemand mehr betroffen sein, hofft der Minister. Erste Probleme bei heimischen Betrieben gibt es aber bereits, etwa beim Rindfleisch-Lieferanten Almo.

Hundstorfer bekräftigte, dass die rund 2700 Zielpunkt-Beschäftigten ihr November-Gehalt und Weihnachtsgeld "mit hoher Wahrscheinlichkeit" vor Weihnachten bekommen. Beim Insolvenzentgeltfonds, der für die Zahlung zuständig ist, arbeite man mit Hochdruck. Die Mitarbeiter dort machten Überstunden, damit sich alles ausgehe.

Beendigungsansprüche wie Urlaubsentschädigungen, Zeitguthaben oder Abfertigungen würden erst gegen Ende Jänner bezahlt. Für etwaige weitere Gehälter ist dann schon der Masseverwalter zuständig. Der trifft am Mittwoch mit dem Zielpunkt-Betriebsrat zusammen, um die Fragen der Mitarbeiter zu besprechen.

Neue Betreiber für Filialen gesucht
Die 229 Zielpunkt-Filialen sollen noch bis Mitte Jänner offen haben, sagte Masseverwalter Georg Freimüller. Bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) will man sich jedenfalls bemühen, dass so viele Filialen wie möglich einen neuen Betreiber finden, sagte BWB-Chef Theo Thanner am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal".

Thanner hat dabei keineswegs nur Lebensmittelhändler im Visier, zumal der Markt ohnehin schon sehr stark konzentriert ist. "Wenn eine Schuhhandelskette die Filialen übernehmen würde, würde das nach unserem derzeitigen Wissensstand kein Problem darstellen", so Thanner. Es gebe viele andere Branchen in Österreich, die Interesse haben könnten.

Lidl organisiert Bewerbungstag für Zielpunkt-Mitarbeiter
Interesse an den Zielpunkt-Mitarbeitern besteht jedenfalls. Lidl Österreich kündigte am Mittwoch an, die rund 2700 vorsorglich zur Kündigung angemeldeten Personen zu einem "Recruiting Day" einzuladen. Man wolle "rasch und unbürokratisch Verantwortung übernehmen" und für den 17. Dezember kurzfristig einen speziellen Bewerbungstag für Zielpunkt-Mitarbeiter organisieren. Das Unternehmen ist laut eigenen Angaben bestrebt, zumindest einen Teil der Menschen aufzufangen.

Die 69 Zielpunkt-Lehrlinge können ihre Ausbildung fix bei einem der anderen Lebensmittelhändler fortsetzen. Die Geschäftsleitungen der Handelsunternehmen Rewe, Spar, Hofer und Lidl hätten bereits ihre Zusagen für die Übernahme der Lehrlinge gegeben, erklärte Hundstorfer.

Auch steirische Rindfleisch-Marke Almo betroffen
Unterdessen zeigt sich das Ausmaß der Schirnhofer-Insolvenz im Gefolge der Zielpunkt-Pleite immer deutlicher. Nach Passiva und Beschäftigten wird es die größte steirische Firmenpleite des Jahres. Auch weitere heimische Betriebe bekommen die Folgen zu spüren: Schirnhofer ist ein wichtiger Partner der steirischen Öko-Region Hartberg und exklusiv Verarbeiter von Produkten der Rindfleischmarke Almo.

Die Lieferanten-Gemeinschaft aus dem Naturpark Almenland, die in den vergangenen Jahren die Marke aufgebaut hat, steht jetzt selbst vor Problemen. Pro Jahr lieferten die Almo-Bauern rund 3500 Ochsen an Schirnhofer. Vorerst gibt es einen Schlachtstopp, da Schirnhofer der größte Abnehmer der 320 Erzeuger ist. Dass seit Bekanntwerden der Insolvenz keine Tiere mehr geschlachtet werden, sei aber nur eine Vorsichtsmaßnahme, so Almo-Obmann Johann Pessl, bisher seien keine Verluste zu verzeichnen. Der ÖAAB und die Fraktion Christlicher Gewerkschafter forderten am Mittwoch die Rettung des "sozialen Vorzeigebetriebs".

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