Urteil in Kroatien

Ex-Premier Sanader wieder auf freiem Fuß

Ivo Sanader stellte sich nach seiner Freilassung der internationalen Presse.

(Bild: APA/AFP)

Der kroatische Ex-Premier Ivo Sanader ist seit Mittwoch wieder ein freier Mann. Nachdem das Landesgericht in der Hauptstadt Zagreb die Untersuchungshaft aufgehoben hatte, hat der 62-Jährige am Abend das Zagreber Gefängnis in Remetinec verlassen, wo er die vergangenen drei Jahre verbracht hatte. Sanader zeigte sich nicht bitter über die Tatsache, dass er Jahre hinter Gittern verbracht hat. Allerdings sei er unzufrieden, dass so etwas in Kroatien passieren könne, sagte er, als er das Gefängnis verließ.

Vor seinem Fall sei es in Kroatien niemals vorgekommen, dass gegen eine Person vier oder fünf ähnliche Strafverfahren geführt worden seien, sagte Sanader. Wie er betonte, hätte man diese in einem Verfahren bündeln müssen. Wäre das geschehen, "hätte ich nicht die ganze Zeit im Gefängnis verbracht, sondern wäre frei", so der Ex-Premier.

Der frühere Regierungschef (2003-2009) sieht die Korruptionsprozesse gegen ihn politisch motiviert und zeigt mit dem Finger auf seine Nachfolgerin Jadranka Kosor (Regierungschefin von 2009 bis 2011), die ihm nach seinem überraschenden Rücktritt Mitte 2009 sowohl an der Spitze der Regierung als auch der konservativen HDZ-Partei nachgefolgt war. Diese Vorwürfe gegen Kosor hat Sanader am Mittwoch wiederholt.

Politik für Sanader "abgeschlossene Sache"
Politische Themen, darunter das Ergebnis der jüngsten Parlamentswahlen, wollte Sanader nicht kommentieren. Die Politik sei für ihn eine "abgeschlossene Sache", sagte er. "Ich habe einige Verfahren, auf die ich mich konzentrieren werde, und bin überzeugt, sie zu gewinnen", so der Ex-Premier. Heuer wurden drei Korruptionsurteile gegen ihn aufgehoben und die Fälle zur Neuverhandlung zurückgewiesen. Vor dem Zagreber Landesgericht läuft noch ein weiterer Prozess. Die Untersuchungshaft für den 62-Jährigen wurde am Mittwoch aufgehoben, nachdem das kroatische Verfassungsgericht am Vortag die Verlängerung der U-Haft als gesetzeswidrig erklärt hatte.