Geld für 800 Plätze

Flüchtlings-Häuser kosten 12 Millionen

Salzburg
24.11.2015 06:24
"Wer schnell baut, baut teuer", nach dieser Grundregel lehnt der Bund Deutscher Architekten eine Vorgangsweise, wie sie das Land Salzburg wählt, ab: Separate Bauten, in denen sich eine große Zahl an Flüchtlingen und Asylsuchenden zusammenballen, sei der falsche Weg, hieß es Montag auf einer Tagung in München.

Im Land kursiert dazu ein noch nicht komplett unterfertigter Regierungsbeschluss vom 7. Oktober, der erstmals Zahlen nennt: 800 Quartierplätze will das Land für Flüchtlinge in modular errichteten Fertigteilhäusern aus Holz bereitstellen. Wegen der "Dringlichkeit" wurde auf eine Ausschreibung verzichtet. 12 Millionen Euro will das Land dazu einsetzen, die aus der Bundes-Wohnbauförderung stammen. Die Abteilung 3 wird beauftragt, die Grundstücke baureif zu machen (diese Kosten in der Höhe von 800.000 Euro trägt das Land), für die restlichen 11,2 Millionen an "Anlaufkosten" der mobilen Dörfer sei aus der Haushaltsrücklage (Bundes-Wohnbauförderung) vorzusorgen.

Ein dreigeschoßiger Holzbau mit elf Wohneinheiten für 44 Personen kostet 450.000 Euro, ist in 10 Wochen fertig und auf 25 Jahre Benutzungsdauer ausgelegt. Auch Bauten für 36 Menschen sind in Planung. Einen Kredit in der Höhe von zwei Millionen Euro hat sich das Rote Kreuz aufgenommen, um via "Integrationsdörfer GmbH" die Holzbauten für Flüchtlinge in Seekirchen und Tamsweg zu kaufen. Refinanziert werden sollen die Holzbauten über die Tagsätze für Asylwerber aus der Grundversorgung. Zieht man vom 19-Euro-Betrag (ab 1. Jänner 21 €) die 6,50 € für die Verpflegung ab, bleiben 12,50 (ab 1. Jänner 14,50 €) über, die das Land täglich pro Flüchtling dem Roten Kreuz bezahlt. Das Flüchtlingsquartier in Seekirchen ist das erste von mehreren Projekten, die das Land gemeinsam mit dem Roten Kreuz umsetzt, Donnerstag ist hier ein "Tag der offenen Tür" geplant. Bereits am 30. November werden auch in Tamsweg 76 Flüchtlinge in ebensolche modularen Holzhäuser einziehen, auch in Saalfelden ist ein Quartier für 150 Flüchtlinge geplant, die in Holzhäusern unterkommen sollen.

Kritik seitens der Wirtschaft
Kritik am "Schnellschuss des Landes" kommt aus der Wirtschaft: "Wir würden uns so schnelle Entscheidungen auch in anderen Fragen wünschen, etwa bei Maco oder Porsche, wo man Betriebe Jahre lang hinhält, bevor sie bauen dürfen." Keine Frage: Die Zeit drängt, um Flüchtlinge noch vor dem Wintereinbruch aus Zelten und Hallen zu holen und sie in festen Quartieren unterzubringen. Dass das Land hier vom Akquirieren der Baugrundstücke bis zu den Aufschließungskosten und den Behördenverfahren praktisch alle Entscheidungen im Eilverfahren und oft auch unter Umgehung der Bauvorschriften an sich zieht, auf der anderen Seite aber Raumordnungs-Wünsche der Land-Bürgermeister oft torpediert, sorgt bei diesen für großem Unmut.

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