Abdelhamid Abaaoud

Ist das der Drahtzieher der Blutnacht von Paris?

Ausland
16.11.2015 22:52
Nach der blutigen Terrorserie von Paris kristallisieren sich immer mehr Spuren nach Belgien heraus. Laut französischem Innenministerium wurden die Terrorkommandos im Nachbarland vorbereitet. Auf der Suche nach den Hintermännern der Anschläge mit 129 Todesopfern und über 350 teils schwer Verletzten wurde nun der mögliche Drahtzieher genannt. Das Innenministerium in Paris glaubt, dass es sich dabei um den bereits einschlägig bekannten 27-jährigen Belgier Abdelhamid Abaaoud handelt. Seit Montagnachmittag fahndet die Polizei außerdem in Norditalien nach einem Terrorverdächtigen.

Abdelhamid Abaaoud ist als brutaler IS-Henker bekannt, in zahlreichen Propagandavideos hatte er bereits Auftritte (siehe Video oben). In einem Clip fährt er ein Auto, das vier verstümmelte Leichen hinter sich herzieht. In Belgien sorgten auch Fotos seines 13-jährigen Bruders für Aufsehen, auf denen der Bub mit Waffen posiert. Er soll seinem älteren Bruder nach Syrien gefolgt sein.

Auch Drahtzieher früherer Terroranschläge?
Abaaouds Name tauchte auch im Zusammenhang mit vereitelten Anschlägen in Belgien auf. Im Jänner dieses Jahres wurden bei einer Razzia im ostbelgischen Verviers zwei Syrien-Heimkehrer getötet, die Anschläge im Königreich geplant hatten. Im Zuge der Ermittlungen stießen die Geheimdienste auf den 27-jährigen Belgier, er soll die Operation finanziert und überwacht haben. Nach der Razzia in Verviers versicherte Abaaoud in dem englischsprachigen IS-Magazin "Dabiq", dass es ihm gelungen sei, zurück nach Syrien zu gelangen. Abaaoud, der auch unter dem Pseudonym Abu Omar al-Belgiki agiert, war im Juli in Belgien in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Handy Abaaouds in Griechenland registriert
Danach wurde laut französischen Medienberichten sein Handy in Griechenland lokalisiert. Ist es purer Zufall, dass dort auch einer der Selbstmordattentäter registriert wurde? Am Wochenende teilte das Ministerium für Bürgerschutz in Athen mit, dass "der Inhaber des Passes, der an einem Tatort in Paris gefunden wurde", am 3. Oktober 2015 nach den Regelungen der EU auf der Insel Leros registriert worden sei.

Allerdings wurde am Montag auch bekannt, dass ein weiterer Flüchtling mit dem "Attentäter"-Pass gefunden wurde. Im südserbischen Grenzort Presevo sei ein Mann entdeckt worden, dessen offensichtlich gefälschter syrischer Pass auf denselben Namen laute wie jener, der in Paris neben einem der getöteten Attentäter gefunden worden war, berichtete die Belgrader Tageszeitung "Blic". Der mit einer Gruppe von Flüchtlingen angekommene Mann sei am Samstag angehalten worden. Die Polizei gehe davon aus, dass der Mann in keiner Verbindung zu dem Attentäter von Paris steht. Vielmehr dürften beide ihren gefälschten syrischen Pass von derselben Person in der Türkei erworben haben. Alle Daten des Passes seien identisch mit jenem des in Paris gefundenen gewesen, nur das Foto sei anders gewesen, hieß es.

Selbstmordattentäter betrieb Drogenlokal in Brüssel
Mittlerweile konnten fünf der Pariser Attentäter identifiziert werden. Dabei handelt es sich um den Franzosen Omar Ismail Mostefai (29) und zwei weitere französische Staatsbürger (20 und 31 Jahre alt) sowie einen 28-Jährigen aus Drancy bei Paris. Gegen zwei der festgenommenen Männer wurden Angaben der Staatsanwaltschaft vom Montag zufolge wegen "dringenden Terrorverdachts" Haftbefehle erlassen. Der Vorwurf lautet, dass sie an einem terroristischen Attentat und den Aktionen einer terroristischen Vereinigung beteiligt gewesen waren. Außerdem hat einer der Selbstmordattentäter in Brüssel eine Bar namens "Les Beguines" betrieben, die wegen Drogenkonsums der Gäste Anfang November für fünf Monate geschlossen wurde.

Fahndung nach "gefährlichem" Belgier
Derzeit wird auch nach dem Belgier Abdeslam Salah gefahndet. Laut dem französischen Sender BFM-TV handelt es sich bei ihm um einen 1,75 Meter großen Mann, der in Belgien jenes Auto gemietet hat, das von den Attentätern bei den blutigen Anschlägen verwendet wurde. Der in Brüssel geborene 26-jährige Salah sei "gefährlich", warnten die Behörden. Salahs Bruder sagte am Montag in Brüssel zu Journalisten, sein Bruder sei "ein ganz normaler Bursch". "Wir wissen nicht, wo er jetzt gerade ist. Wir wissen nicht, ob er sich traut, sich der Justiz zu stellen oder nicht."

Auch Italiens Polizei jagt Verdächtigen
Seit Montag jagt außerdem Italiens Polizei einen Verdächtigen. Rund um Turin und in ganz Norditalien wird der 32-jährige Franzose Baptiste B. gesucht, der italienischen Medienberichten zufolge mit einem schwarzen Seat unterwegs sein soll. Vermutet wird, dass der mutmaßliche Terrorist den italo-französischen Grenzübergang von Ventimiglia überquert und nach Italien eingereist sei. "Wir arbeiten mit den französischen Kollegen eng zusammen", berichtete der italienische Innenminister Angelino Alfano.

Großeinsatz in den Niederlanden
Am Montagnachmittag wurden bei einem Großeinsatz der niederländischen Polizei unweit der Grenze zu Belgien laut Medienberichten zwei Menschen festgenommen worden. Demnach waren Polizisten mit Sturmhauben sowie mindestens zehn Streifenwagen, Hubschrauber und Zivilfahrzeuge der Polizei bei einer Scheune in der Nähe der Kleinstadt Susteren, 30 Kilometer von Maastricht entfernt, zu sehen. Zunächst gab es aber keinerlei Hinweise darauf, dass der Polizeieinsatz in irgendeiner Weise in Verbindung mit den Taten in der französischen Hauptstadt stand.

Austro-mexikanischer Doppelstaatsbürger verletzt
Unter den Verletzten der Anschläge befindet sich übrigens auch ein österreichisch-mexikanischer Doppelstaatsbürger. Laut Außenministerium handelt es sich um einen in Paris lebenden Architekten. Der Mann saß in dem kambodschanischen Restaurant, das ebenfalls zum Ziel der Terroristen wurde. Er wurde verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert, war am Montag aber außer Lebensgefahr.

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