Nettolöhne steigen

Mehr Geld im Börsel: Das Ende der mageren Jahre

Wirtschaft
14.11.2015 06:00
Österreichs Konjunktur bleibt seit Jahren hinter anderen Ländern zurück, auch weil der Konsum schwach ist. Den Grund dafür spüren Arbeitnehmer in ihren Geldbörsen: Seit 2010 sanken die Nettolöhne im Durchschnitt real (also nach Inflationsabzug), in Summe wurden wir so 4,6% "ärmer". Doch ab 2016 sollte endlich wieder mehr im Geldbörsel bleiben.

"Angesichts der Wirtschaftslage hat man bei den Lohnverhandlungen die Inflationsrate anvisiert, alles darüber wurde schon als Erfolg verkauft", nennt Ökonomin Christine Mayrhuber vom Wifo moderate KV-Abschlüsse als einen Grund, dass es seit 2004 nur vier Jahre mit Reallohnzuwächsen gegeben hat. Im Vergleich hatte etwa Deutschland seit 2010 immer deutlich höhere Lohnsteigerungen.

Dazu waren bei uns die Inflationsraten merklich höher, und den Rest fraß der Staat über die "kalte Progression" bei der Lohnsteuer (Hinaufrutschen in höhere Steuerklasse durch Erhöhung des Bruttobezugs). Wie viel beides ausmacht, zeigt wieder der Vergleich mit Deutschland: Dort gab es im Vorjahr 2,7% mehr brutto, wovon 2,5% netto blieb! Bei uns gab es bei 1,4% Brutto-Plus real 0,3% Einkommensverlust…

Löhne werden 2016 steigen
Doch nun sind die mageren Jahre endlich vorbei, rechnet Mayrhuber vor: "2016 dürften die Löhne netto nach Inflation um 2,4% steigen. Auch mittelfristig bis 2020 gehen wir von einem Wachstum aus." Im Schnitt sollten die Bezüge unselbstständig Beschäftigter bis dahin um etwa 3% brutto im Jahr zulegen (inklusive Inflation), davon sollen dann jeweils rund 0,2% netto real mehr in unseren Taschen bleiben. Christine Mayrhuber: "Das scheint nicht viel, aber von 2010 bis 2015 gab es im Jahresschnitt je 0,2% Minus, das Bild dreht sich also."

Grund sind weniger die gerade ausverhandelten KV-Abschlüsse (Metallbranche bzw. Handel je +1,5%), sondern eher die Wirkung der Steuerreform per 1. 1. 2016, meint Wifo-Expertin Mayrhuber. "Das ist zwar ein Einmaleffekt, der durch die Steuerprogression der kommenden Jahre sukzessive wieder kleiner wird. Ich rechne aber, dass ein Großteil der Entlastung der Nettobezüge in den Konsum fließen wird und dort mehr Beschäftigung und somit zusätzliche Einkommen schafft." Die Hoffnung ist also, dass der Impuls aus der Steuerreform jahrelang wirkt.

Ein Unsicherheitsfaktor bleibt
Unsicherheitsfaktor ist allerdings, ob die Arbeitnehmer mit dem zusätzlichen Geld nicht zur Sicherheit ihre in den letzten mageren Jahren geleerten Sparbücher (Sparquote nur noch 7,5% des verfügbaren Einkommens) wieder auffüllen.

Klar ist jedenfalls, dass die Einkommen verstärkt von den Arbeitszeiten abhängen. So sind die Stundenlöhne real immer stärker gestiegen als die Nettoeinkommen pro Kopf, weil letztere durch Arbeitslosigkeit, Teilzeit- bzw. geringfügige Jobs gedrückt werden. Wer hingegen ohne Unterbrechung Vollzeit gearbeitet hat, konnte laut AK seit 2000 im Mittel um 33% mehr verdienen.

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