Trauer um Künstler

Fuchs-Villa: “Dieses Haus hält den Atem an”

Österreich
10.11.2015 16:55
Nach dem Tod des Malerfürsten Ernst Fuchs sitzt der Schock über seinen Tod tief - nicht zuletzt bei seiner Familie. Seine Villa im 14. Wiener Gemeindebezirk - ein für die gesamte Welt offen stehendes Künstlerhaus - war am Dienstag Ziel zahlreicher Besucher. Auch die "Krone" war vor Ort - ein Tag zwischen Alltag und Wehmut.

Emanuel Fuchs ist keiner, der in der Öffentlichkeit in Tränen ausbricht, doch wenn er über seinen Papa spricht, faltet er die gelbe Serviette - immer wieder - und wischt sich verstohlen über die Augen. Tage haben sie miteinander verbracht, Nächte. Unter einem Dach gewohnt, in der legendären Fuchs-Villa in Wien-Penzing. Einem "phantastischen", für die ganze Welt offen stehenden Künstlerhaus. Arbeitsstätte von "Malerfürst" Ernst Fuchs, der am Montag um 2.40 Uhr für immer die Augen geschlossen hat. Emanuel Fuchs hat es seither nicht betreten: "Im Moment hält das Haus den Atem an. Es ist tot." Und doch irgendwie lebendiger denn je.

Ein Hauch von Vanille erfüllt die Räume des Museums, zwei Duftkerzen brennen: "In memoriam unseres Professors", sagt Eva Stresnak schnell, bevor sie die allerersten Besucher am Tag nach dem Tod des schillernden Künstlers begrüßt. Es sind drei Damen, Bettina Winkelmüller (43), Irene Oberer (38) und Rosemarie Schöffmann (46). Vor Monaten haben sie den oft verschobenen Besuch in Ernst Fuchs' Refugium für den 10. November terminisiert. "Und jetzt stirbt er plötzlich. Eine Katastrophe." Das Trio nimmt sich unendlich viel Zeit an diesem Tag, jedes Werk wird dreimal betrachtet - den Worten von Lukas Gärtner, der schon die nächste Besuchergruppe durch die Räume führt, immer und immer wieder gelauscht.

"Das morbide Bild der Spinnweben wegstauben"
Die Putzfrau schrubbt den Marmorboden, das Lachen von Ernst Fuchs tönt dumpf aus einem Samsung-Flatscreen. Museums-Managerin Cornelia Mensdorff-Pouilly nimmt die Sequenz des Dokumentarfilmes nicht wahr. Sie ist auf der Suche nach dem Gärtner, der trotz stürmischen Winds versucht, Blätter rund um das Anwesen im Park zu bändigen. "Er soll sich um die Spinnweben kümmern. Und endlich dieses morbide Bild wegstauben", meint sie.

Mensdorff-Pouilly war Wegbegleiterin von Ernst Fuchs und eine seiner engsten Vertrauten. Kurz vor seinem Tod sah sie den Ausnahmekünstler das letzte Mal. "Ich stand an seinem Bett im Sophienspital. Er musste immer wieder rein ins Spital, erholte sich, kam nach Hause. Wir waren das gewohnt. Aber jetzt ist alles viel zu schnell gegangen." Die Nachricht seines Todes hat sie schwer erschüttert. "Am Montag fühlte ich mich, als stünde ich unter Drogen. Seither läutet pausenlos das Telefon. Hier passieren irre Dinge: Ich bekomme Mails von Menschen, die mich treffen wollen. Von Menschen, die ein Bild von Fuchs wollen, aber kein Geld haben…", erklärt sie.

Beerdigung "muss ein Fest werden"
Eines steht allerdings schon jetzt fest: Das Begräbnis "muss ein Fest werden. Ernst war Ästhet." Kardinal Christoph Schönborn werde die Messe zelebrieren, erklärt die Museums-Managerin weiter. Beerdigt wird Fuchs an der Seite seiner Mutter auf dem Hütteldorfer Friedhof.

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