Das Szenario ist mittlerweile jeden Tag dasselbe, nur die genaue Anzahl ist verschieden. Derzeit werden tagtäglich Hunderte Flüchtlinge nach Kufstein chauffiert - sei es mit Sonderzügen oder Bussen. Der Grund dafür ist ganz simpel: Weiterhin marschieren über die Grenze im Süden Österreichs mehr Schutzsuchende ein, als im Norden das Land in Richtung Deutschland verlassen (dürfen). Klar, dass es dabei zu einem riesigen Rückstau kommt, und dass dies die betroffenen Regionen in der Steiermark und Co. alleine nicht bewältigen können. Tirol, vor allem eben Kufstein, muss in die Bresche springen.
Weiter 50 Flüchtlinge pro Stunde nach Bayern
Bisher ging in der Festungsstadt und in den dortigen Versorgungsquartieren alles relativ gut - aber auch Kufstein kommt langsam an seine Grenzen der Kapazität. Apropos Grenze: Nach wie vor gilt die Abmachung zwischen den heimischen und deutschen Behörden. Pro Stunde dürfen also 50 Flüchtlinge von Kufstein aus mit Regionalzügen nach Bayern einreisen. Das könnte sich aber von Minute zu Minute ändern - angesichts des enormen Ansturms gar nicht einmal so abwegig.
Was tun, wenn es tatsächlich zum "Worst Case", also zur totalen Grenzschließung durch Deutschland, kommt? "Wenn Bayern die Grenzen dichtmacht, müssen wir das auch tun", sagte LH Günther Platter sinngemäß beim Tiroler Gemeindetag in Tux. Er wolle aber nicht, dass es etwa wieder eine Grenze zwischen Südtirol und Nordtirol gebe und forderte neuerlich Lösungen auf EU-Ebene. "Die Außengrenzen gehören abgesichert, Asylverfahren dort abgehandelt und die Flüchtlinge gleichermaßen verteilt. Nur so kann man diese Völkerwanderung auf Dauer in den Griff bekommen."
Bundesheereinsatz verzögert sich
Auf Spekulationen rund um eine Grenzschließung Deutschlands will sich Soziallandesrätin Christine Baur nicht einlassen: "Von solchen Szenarien halte ich nicht viel. Sollte es doch soweit kommen, gilt es, Pufferzonen auszubauen und Verhandlungen zu führen, um dem Rückstau gerecht zu werden."
Vorerst nichts wird es mit dem Bundesheereinsatz in Kufstein. Wie berichtet, war vorgesehen, dass ab Freitag 90 Soldaten für die Flüchtlingshilfe stationiert werden. Wie zu hören ist, gibt es jedoch keinen Einsatzbefehl.
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