Der griechische Ex-Finanzminister tourt seit Wochen für Vorträge durch Europa. Auch in Wien wurde dem studierten Ökonomen ein begeisterter Empfang bereitet. Nach tausenden Anmeldungen sperrte die WU auch Nebenräumen auf, um Schaulustigen per Video-Stream das Verfolgen des Vortrages zu ermöglichen.
In seinem Vortrag verglich Wirtschaftsprofessor Varoufakis die Eurozone mit den USA und kritisierte, bei der Gründung der gemeinsamen Währung seien die "Schock-Absorber" vergessen worden, die den Ausgleich zwischen ärmeren und reicheren Staaten möglich machen.
In der Finanzkrise 2008 habe dies furchtbare Konsequenzen gehabt: Staaten wie seine Heimat Griechenland seien, statt den Gürtel enger zu schnallen, gezwungen worden, immer mehr Schulden anzuhäufen. Zugleich sei es nicht möglich gewesen, wie vor dem Euro, die eigene Währung abzuwerten. Die Regeln müssten darum geändert werden, plädierte Varoufakis.
"Kein schlechtes Wort" über Tsipras
Über seinen früheren Kampfgefährten, Regierungschef Alexis Tsipras, möchte Varozfakis nicht schlecht reden. "Ich könnte nie ein schlechtes Wort über ihn verlieren", sagte Varoufakis am Mittwochabend.
Die Verhandlungen mit der Eurozone und sein Rücktritt im Juli seien eine "traumatische Periode" gewesen, betonte Varoufakis. Ein weiteres Bail-Out Griechenlands im Austausch für weitere Sparmaßnahmen anzunehmen, sei "eine wirklich harte Entscheidung", sagte der Ökonom. Er sei zwar anderer Meinung als Tsipras, aber dieser habe gute Argumente für sein Vorgehen gehabt.
Varoufakis saß bis zur Parlamentswahl im September für Tsipras' Linkspartei Syriza im Parlament. Er zeigt sich seither wiederholt mit dem Kurs der Partei unzufrieden, schloss sich aber nicht einer Abspaltung des linken Flügels in der neugegründeten Partei Volkseinheit an.
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