Prozess

Gutachter-Streit um Ritualmord

Salzburg
27.10.2015 19:05
Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen wurde in Salzburg der Prozess um den Ritual-Mord von Saalfelden fortgesetzt, wo Alexander I. (21) seine Freundin Mirela B. (19) mit mehr als 50 Messerstichen getötet hatte. Am Dienstag ging der Gutachter-Streit weiter, Psychiater Reinhard Haller saß aber "nur" im Zeugenstand.

Die brutale Tat passierte im Oktober 2014: Mit einem Vorwand lockte I. Mirela B. in dessen Wohnung, stach die junge Frau mit mehr als 50 Messerstichen nieder. "Elf Stiche trafen allein das Herz", sagte Staatsanwältin Karin Sperling bei ihrem Anklagevortrag. Bei der ersten Verhandlung leugnete I. grundsätzlich nicht, verneinte auch keine Fragen nach satanistischen, okkulten oder kannibalischen Motiven. Opfer-Anwalt Stefan Rieder vom "Weißen Ring": "Diese Tat war akribisch geplant!" Die Kernfrage: Wie viel Wahnsinn steckt in Alexander I.?

Zurechnungsfähig - nicht zurechnungsfähig
Darüber entbrannte dann auch ein Gutachter-Streit. Der renommierte Neuropsychiater Ernst Griebnitz attestierte I. eine Persönlichkeitsstörung, aber volle Zurechnungsfähigkeit. Genau die wollte Verteidigerin Liane Hirschbrich per Privatgutachten des bekannten Psychiaters Reinhard Haller entkräften. Der besuchte I. im Juli im Gefängnis, sprach 3,5 Stunden mit ihm und kam dann zum Schluss: Nicht zurechnungsfähig. Eine Aussage, die von den Geschworenen so aber nicht als Experten-Meinung angesehen werden darf. Denn der Jugendschwursenat um Richterin Bettina Maxones-Kurkowsi nahm seine Expertise nicht zum Akt, vernahm Haller am Dienstag daher "nur" als Zeugen, wo er seine Wahrnehmungen über das Gespräch mit Alexander I. schilderte, jedoch keine medizinischen Schlussfolgerung ziehen durfte. Dabei wurden etliche Fragen vom Gericht abgeschmettert, 15 allein von der Verteidigung.

"Auch für mich eine unangenehme Situation", sagte Haller bei seiner Einvernahme in Richtung des Kollegen Griebnitz und unterstrich, als Gutachter stets unabhängig zu arbeiten. Unabhängig davon wurden am Dienstag drei Freundinnen des Opfers zum Thema "Eifersucht" als mögliches Motiv gehört, außerdem sagten zwei ermittelnde Polizisten aus. Bis im November der Prozess fortgesetzt wird: Dann muss nämlich auch Star-Profiler Thomas Müller nach Anmerkungen von Gerichtsmediziner Sebastian Kunz auch seine "Overkill"-Theorie erneut erläutern.

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