Erziehungsserie

Folge 11: Mama sagt Ja, Papa Nein – darf das sein?

Leben
27.10.2015 12:21
Wenn sich die Erziehungsstile von Mutter und Vater grundsätzlich widersprechen, kann das zu einem Machtkampf führen.

"Aber Papa hat gesagt, ich darf." Es ist nur ein kleiner Satz, aber er hat große Wirkung. Mit einem breiten Grinsen sieht der zehnjährige Fabian seine Mutter an. Diese ist gar nicht erfreut. Sie mag es nicht, wenn Fabian abends noch fernsieht. Sie möchte, dass er zur Ruhe kommt, er schläft dann viel besser ein. Zwei Häuser weiter ein ähnliches Szenario zur selben Zeit. Es kommt in den besten Familien vor. Und es ist auch - vorausgesetzt es betrifft nicht grundsätzliche Erziehungsfragen - nicht weiter schlimm, denn "Mama und Papa sind nun einmal Mama und Papa, zwei unterschiedliche Menschen, die auch mal eine unterschiedliche Meinung haben und bei denen eben auch manchmal unterschiedliche Dinge erlaubt sind", erklärt Eltern-Kids-Coach Nina Petz.

Wenn Kinder Eltern gegeneinander ausspielen
Kinder sind sehr flexibel und können damit meist gut umgehen. Es verwirrt sie nicht. Was passieren kann, ist allerdings, dass die Kinder anfangen zu kalkulieren, was sie wem sagen und mit welchen Anliegen sie zu wem gehen. Bei Kleinigkeiten kein Problem. Oft ist es aber so, dass plötzlich zwei Wertesysteme, zwei unterschiedliche Erziehungsstile aufeinanderprallen, wenn aus einem Paar Eltern werden. Unterschiedliche Vorstellungen über die Erziehung von Kindern kann Paare schon einmal an ihre Grenzen bringen. Denn nie waren die eigenen Ideale und Werte so wichtig wie plötzlich im Leben mit Kindern, wo es ja genau darum geht: Was will ich denn nun meinem Kind mitgeben? Was ist uns wichtig?

Bei großen Entscheidungen absprechen
"Generell ist es von Vorteil, auch des Haussegens wegen, wenn Eltern hier an einem Strang ziehen. Weiß man über die eigenen unterschiedlichen Meinungen Bescheid, tut man gut daran, sich mit dem Partner vorher abzusprechen, bevor man sich von den Kindern zu einer schnellen Entscheidung drängen lässt", rät Nina Petz. Bei großen Entscheidungen ist es sowieso ratsam, sich immer abzusprechen. Und sollte es doch zu Streitgesprächen vor dem Kind kommen: "Wenn Eltern konstruktiv miteinander diskutieren, können die Kinder davon lernen und profitieren", betont Familientherapeutin Prof. Dr. Martina Leibovici-Mühlberger im Interview. Denn der Nachwuchs schaut sich von den Großen ab, wie sie Konflikte lösen.

Kommt Ihnen das vielleicht bekannt vor? Ihr Partner und Ihr Kind liegen sich gerade in den Haaren, und Sie kommen dazu. Was tun? "Kinder spüren sofort, wenn sich die Stimmung im Raum ändert, wenn die Mutter vielleicht hier anders reagieren würde als der Papa, in dieser Situation nicht so streng sein würde", so Nina Petz. Für den dazukommenden Partner ist es dann oft schwierig, neutral zu bleiben.

Toleranz für die Entscheidung des Partners
Auch hier gibt es leider kein Patentrezept - manchmal passt es, wenn sich der andere Elternteil einmischt, um die beiden Hitzköpfe zu entlasten und die Stimmung aufzulockern, wenn sich die Fronten schon verhärtet haben. Und manchmal kann es auch von Vorteil sein, sich herauszuhalten und Kind und Partner diese Sache allein ausfechten zu lassen. Egal, ob der eine Partner strengere Grenzen setzen möchte als der andere, einen Tipp sollten sich beide zu Herzen nehmen: "Gleichgültig sollte man dem anderen gegenüber nie reagieren, sondern immer demonstrieren: 'Ich interessiere mich für dich'", betont Martina Leibovici-Mühlberger. Paare sollten versuchen, Toleranz für die Entscheidungen des Partners zu zeigen. So stärken Sie auch Ihre Paarbeziehung.

"Krone"-Eltern-Kids-Coach Nina Petz steht Ihnen mit Rat zur Seite - per Videoklick auf krone.at/erziehung sowie gemeinsam mit ihrem Team per E-Mail und Post. Ihre Anfragen werden vertraulich behandelt.

Mein Partner lässt unserem Zweitgeborenen (4) alles durchgehen. Ich bin dann immer die Böse, wenn ich streng bin.
"Nehmen Sie und Ihr Mann sich doch die Zeit, und besprechen Sie, was Ihnen in Ihrer Familie wesentlich ist. Wichtig: Streiten Sie bitte nicht vor den Kindern über die "richtige" Vorgehensweise -das kann schnell zu einem Loyalitätskonflikt führen, da der Nachwuchs sich hin- und hergerissen fühlt. Natürlich tendieren Kinder automatisch zur Seite desjenigen Erwachsenen, der gerade erlaubt, was sie sich am meisten wünschen. Dies verursacht aber auch einen Konflikt beim Kind, denn es ist so automatisch auf der 'gegnerischen' Seite des anderen Elternteils.
Kinder verkraften zwar unterschiedliche Herangehensweisen an Probleme, sollten Sie und Ihr Mann allerdings häufig vor ähnlichen Diskussionen stehen, ist es wichtig, auch Klarheit untereinander zu schaffen. Achten Sie dabei darauf, dass das Gespräch bei positiver Stimmung stattfindet; formulieren Sie (beide) Ihre Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse; zeigen Sie Wertschätzung für die Herangehensweise des Partners. Sie wollen ja beide das Beste für Ihren Sohn!"

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(Bild: kmm)



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