"Im Talon"

Gnackwatschn: Lederhosen-Ska für die Großstadt

Musik
20.10.2015 16:59
Mit ihrem Debütalbum haben die steirischen Mundart-Musiker von Gnackwatschn vor gut zwei Jahren eine schöne Duftnote vermischt aus Volkstümlicher Musik, Ska, Punk und Rock in die Welt gesetzt. Von unzähligen Liveauftritten gestählt und im Songwriting deutlich gereift, erscheint nun mit "Im Talon" der Nachfolger, auf dem das Murtaler Sextett endgültig den Land-Sound für die Großstadt findet.
(Bild: kmm)

Es soll doch tatsächlich Menschen geben, die das Murtaler Kollektiv Gnackwatschn samt ihrem gleichnamigen Debütalbum vor zwei Jahren mit Volks-Rock-'n'-Roller Andreas Gabalier verglichen haben. Natürlich sind Schubladen im musikalischen Bereich wichtig, aber man verwechselt ja auch nicht das knusprige Sonntags-Schnitzerl mit der Kaltverpflegung in der Bundesheer-Grundausbildung. Die steirische Quetschn alleine macht eben noch lange keinen "Mountain Man" - und das wäre mit Sicherheit auch kein vorrangiges Ziel des zum Sextett angewachsenen Konglomerats, denn nach fünf Jahren in der Band und zahllosen Live-Auftritten in verschiedensten Locations haben sich Gnackwatschn längst selbst gefunden.

Lauern, beißen, überrumpeln
Das beweist nicht zuletzt das nun erscheinende, zweite Album "Im Talon", auf dem der volkstümliche Ska-Punk wesentlich frischer, ausgereifter und vor allem überlegter klingt als auf dem Erstwerk. Das bedarf keiner weiteren Verwunderung, schließlich haben sich Sänger Robert Steinberger und Co. gut eineinhalb Jahre Zeit gelassen, um einen semiprofessionellen Schnellschuss von vornherein auszuschließen. Der Albumtitel kann dabei vielfältig interpretiert werden, im Prinzip impliziert er verdeckt liegende Spielkarten, die erst im Laufe des Spiels eingebracht werden. Von "versteckt liegend" kann bei Gnackwatschn aber keine Rede sein, eher schon von verdeckt lauernd, auf den richtigen Moment wartend, um dann überfallsartig zuzubeißen und den Hörer mit musikalischer Vielseitigkeit zu überrumpeln.

Wenn man dem gelungenen Debüt nämlich etwas vorwerfen konnte, dann die Tatsache, dass die Band offensichtlich noch nicht die für sie passende Richtung gefunden und sich in gewissen Kompositionen im Kreis gedreht hat. Dieses kleine Manko wurde erfolgreich ausgemerzt, das hohe Selbstvertrauen ob des eigenen Könnens wird schon im eröffnenden Titeltrack eindrucksvoll zur Schau gestellt. "Hom uns die Herndln obgstoßn in die letztn Joah, des Zü vor Augen wor no nie so klor." Zurückhaltende Bescheidenheit sieht anders aus und ist der Gnackwatschn Sache nicht.

Ska > Volksmusik
In einer verlassenen Hütte in den steirischen Wäldern komponierte und schraubte die Freundes-Runde an den Songs - umso verwunderlicher, dass man in diesem mystisch-dunkel klingenden Habitat ein derart frohes, lebensbejahendes Album aus den steirischen Eichen schnitzte. Flügelhörner, Jazzposaunen, verschiedene Ziehharmonikas und sogar Synthesizer wurden schlussendlich in das Soundgebräu eingespeist - alles stilecht veredelt im Studio des Grazer Produzenten Tom Zwanzger, dessen Vita wohl mitverantwortlich dafür war, dass der Ska-Teil größer und der Volksmusik-Teil etwas geringer ausgefallen ist.

Gerade Songs wie "Gaunz egal", "King Steifi von Schwasiland" oder "Da Dreck von gestern" atmen internationale Ska-Luft, während die mit Kapazundern wie Roman Gregory oder Paul Pizzera im Video verstärkte Single "Danke" deutlicher in Rock-Gefilde schielt, "Fegefeia" zumindest partiell den Fun-Punk-Spirit aufleben lässt und "Weiße Tintn" als verträumte Ballade durchgeht. Und dass die Band neben Spaß auch durchaus Politik, Humanismus und Gesellschaftskritik anschneidet, beweist sie in Songs wie "Schwoaz Weiß" oder "He Muhla". Herz und Hirn befinden sich bei Gnackwatschn eben dort, wo sie hingehören und mal ehrlich - wie viele Bands vermögen derart ernste Themen so leichtfüßig und flockig zu verpacken? Eben.

Lederhosen im Betonblock
Wider dem Stillstand und dem platten Stammtischniveau vollziehen Gnackwatschn auf "Im Talon" tatsächlich eine Wandlung, die ihnen nicht jeder zugetraut hätte - aus dem Kokon spätpubertärer Talente mit gesunder Liebe zur heimatlichen Klanglandschaft entschlüpft nun ein gereifter Schmetterling, der sich aus den letzten Genrezwängen freispielt und die Herausforderung annimmt, Volksfestatmosphäre mit Großstadtclubmief zu vermischen. Der Mundart-Slang vermischt sich dabei so geschickt mit internationalen Sounds, dass man die Hörer-Zielgruppe geografisch nicht aufs Ländliche festnageln muss. Schließlich trägt nicht nur Andreas Gabalier Lederhosen.

Gnackwatschn gibt es mit "Im Talon" natürlich in näherer Zukunft auch des Öfteren live zu erleben. Am 27. November im KmK in Hartberg, am 4. Dezember im Linzer Central, am 16. Dezember im Wiener B72, am 17. Dezember im Grazer ppc, am 18. Dezember im Stereo in Klagenfurt, am 8. Jänner in der Livestage in Innsbruck, am 15. Jänner Heimspiel im Judenburger Gewölbekeller und am 16. Jänner im Urbankeller in Salzburg. Karten und weitere Infos erhalten Sie unter www.gnackwatschn.at

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