"Adabei"-Legende tot

Roman Schliesser: Auf Du mit den Großen der Welt

Österreich
08.10.2015 17:48
Die Welt der Reichen und der Schönen. Keiner war den Stars näher als Roman Schliesser. Seine Geschichten las man exklusiv in der "Krone". 27 Jahre "Adabei". An diesem Mittwoch ist der Altmeister des Gesellschafts-Journalismus in Wien gestorben.

Opernball 1982. In den Logen saßen damals noch Weltstars wie Franco Nero, Prinz Philip und Richard Burton. Und natürlich "Adabei" Roman Schliesser. Dass Richard Burton sich an dem Abend vollpumpte, war für den Vollblutjournalisten DIE Story. "Waluliso leuchtete Burton heim" lautete die "Krone"-Schlagzeile. Dazu das Foto, wie der Friedensapostel das Grüppchen um den betrunkenen Burton mit einem kleinen Laternderl Richtung Hotel Bristol geleitete.

1931 als Sohn eines Hilfsarbeiters in Wien-Floridsdorf geboren, kurz in Ostberlin gelebt, erlernte Roman Schliesser in Wien den Beruf des Reporters in der Lokalredaktion des "Express". Anfang der Sechzigerjahre wurde er "Adabei", insgesamt las man seine Geschichten 47 Jahre lang in der "Krone".

Mit den Großen der Welt auf Du
Keiner war den Stars so nahe wie Roman. Sie ließen ihn zu Interviews und Homestorys nach Rom, New York und Tokio einfliegen. Sophia Loren, Clark Gable, Joan Collins, Curd Jürgens - er war mit den Großen der Welt auf Du, ohne mit ihnen "verhabert" zu sein.

Roman Schliesser erzählte  Geschichten  leichtfüßig und dennoch scharfzüngig, er lieferte authentische, höchst unterhaltsame Einblicke in die feine Gesellschaft. Sein Blick auf die Stars - mit all ihren Macken und Lastern - war scharf, sein Charakter unbestechlich. Die Versuchung leugnete er aber nicht: "Die subtilste Form der Bestechung ist Sympathie", sagte er einmal.

"Adabei" wurde als Begründer des Gesellschafts-Journalismus in Österreich Legende und hat hohe Maßstäbe gesetzt. Er machte Künstler in der damaligen Zeit erst prominent, und er hatte die Macht, sie durch Ignoranz zu strafen. Manchmal fällte er eines seiner gefürchteten Blitz-Urteile: "Der Prototyp einer Prinzessin ist sie nicht", schrieb er über Stéphanie von Monaco, "eher ein Prolotyp!" Sich selbst bezeichnete er als "Menschenreporter".

Mit 75 trat der Altmeister von der Promi-Bühne ab
Als Roman 75 wurde, dankte er ab. "Die heutige Szene ist nicht mehr meine Welt", erklärte er seine zunehmende Entfremdung von immer lauter schreienden Schlagzeilen über Möchtegern-Promis und zog sich ins Privatleben zurück. 2011 gab er seiner letzten großen Liebe Bonny das Jawort (es war seine erste und einzige Ehe). Am Mittwochnachmittag ist er 84-jährig in Wien gestorben. Adieu, Roman!

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