Mehr Selbständigkeit

Wie Ihr Kind lernt, sich selbst zu organisieren

Leben
08.11.2017 08:05

Keine Frage, Kinder brauchen Unterstützung bei vielen Dingen des täglichen Lebens. Je älter sie werden, desto wichtiger sind aber auch erste Schritte in Richtung Selbstständigkeit. Ein Bereich, für den das geübt werden kann, ist die Schule. Wie Ihr Kind lernt, sich selbst zu organisieren, erfahren Sie hier.

Kinder sind es oft gewöhnt, von den Eltern angeleitet zu werden. Das betrifft auch die Schule: Schultasche packen, Hausübungen machen, lernen nach Plan - alles organisiert von Mama und Papa. Genau das führt aber nach einiger Zeit zu Spannungen zwischen Eltern und Kind: Das Kind verlässt sich völlig auf die Vorgaben der Eltern und beginnt im Gegenteil oft noch Streit, weil es nicht einsieht, warum es gewisse Dinge tun muss. Oft wollen Kinder aber auch einfach die Aufmerksamkeit der Eltern und merken, dass sie diese mit Schulangelegenheiten bekommen. Zudem können Versagensängste in der Schule zu Unselbstständigkeit führen: Die Kinder brauchen die Rückversicherung bei vielen Aktivitäten, um sicher zu sein, dass sie die Dinge richtig tun. Ebenso kann Bequemlichkeit ein Faktor sein. Das selbstständige Verhalten sollte daher schrittweise gefördert werden.

Rahmenbedingungen schaffen
Bevor Ihr Kind Teile seines Schulalltags selbst bewältigen kann, müssen gewisse Voraussetzungen geschaffen sein. Sehr hilfreich sind Rituale und fixe Tagesaktivitäten, an denen es sich orientieren kann: Morgens um die gleiche Zeit aufstehen, frühstücken, Schulsachen schnappen, um dann pünktlich jeden Tag zur selben Zeit in die Schule zu kommen. Nachmittags nach der Schule ein kleiner Snack, eine halbe Stunde Bewegungspause und dann maximal eine Stunde Hausaufgaben- und Lernzeit. Nach dieser Stunde sollte Ihr Kind einerseits sein Lernpensum bewältigt haben, andererseits ist nun die Zeit, Mitteilungen von Lehrern weiterzugeben oder zu sagen, wenn man am nächsten Tag Geld abgeben oder eine Unterschrift herzeigen muss. Außerdem muss die Schultasche für den nächsten Tag gepackt werden. Wenn Ihr Kind all das erledigt hat, hat es einen freien Abend und kann sich entspannen. Bis das ohne Probleme und mit wenig Hilfestellung seitens der Eltern funktioniert, ist es jedoch oft ein weiter Weg.

Schritt für Schritt selbstständig
Am einfachsten ist es, mit dem Thema Hausaufgaben zu beginnen. Ihr Kind sollte ausgeruht, satt und nicht durstig von Ihnen an die Hausaufgabenzeit erinnert werden. Zu Beginn gehen Sie mit Ihrem Kind die Hausaufgaben noch gemeinsam durch, stehen für Fragen zur Verfügung und kontrollieren abschließend, ob alles ordnungsgemäß erledigt wurde. Dann ziehen Sie sich schrittweise zurück: Ihr Kind soll selbst heraussuchen, was es alles erledigen muss, und Sie übernehmen nur noch die Abschlusskontrolle.

Fragen soll es sammeln und dann einmal damit zu Ihnen kommen - nicht aber mit jeder kleinen Fragestellung, da es sonst erst recht wieder von Ihnen angeleitet wird und nicht alleine versucht voranzukommen. Verlässt sich Ihr Kind darauf, dass Sie ihm alles vorkauen, wird es das eigenständige Nachdenken nur langsam lernen. Wenn Ihr Kind fragen kommt, leiten Sie es mit Gegenfragen an, sodass es über den Stoff nachdenken muss.

Haben Sie das Gefühl, Ihr Kind ist so weit, können Sie die Kontrolle am Ende jeden zweiten Tag entfallen lassen. Sie werden merken, ob Ihr Kind trotzdem alles ordnungsgemäß erledigt hat, wenn keine Mitteilungen der Lehrer kommen. Auch können Sie stichprobenartig die Hausübungshefte kontrollieren, damit Sie sehen, in welcher Qualität Ihr Kind seine Aufgaben erledigt. Merken Sie, dass schleißig gearbeitet wird, gehen Sie wieder einen Schritt zurück zu mehr Kontrolle.

Wie teilt man sich Aufgaben ein?
Helfen Sie Ihrem Kind auch bei der Priorisierung der Aufgaben: Wichtiges und Dringendes zuerst, dann die weniger dringenden Sachen. Aufgaben, die schnell und leicht zu erledigen sind, sollte es gleich zu Beginn machen. So hat es schnell das Gefühl, etwas geschafft zu haben.

Wie plant man jeden Tag?
Auch die eigenständige Selbstorganisation zu Hause kann gelernt werden: Besorgen Sie Ihrem Kind einen Stehkalender, wie ihn Erwachsene auf ihrem Schreibtisch stehen haben. Schreiben Sie mit ihm gemeinsam wöchentlich den Stundenplan darauf und notieren Sie wichtige Ereignisse wie Tests, Abgaben, Schularbeiten, aber auch Freifächer oder Schulfeste. Machen Sie das zunächst für vier Wochen. Dann darf Ihr Kind selbst die Stunden übertragen. Die meisten Kinder werden das als motivierend empfinden, weil sie "wie die Großen" einen Terminplan haben. Dann leiten Sie Ihr Kind dazu an, anhand dieses Terminplans zu handeln: Wie muss die Schultasche gepackt werden? Braucht man einen Turnbeutel mit? Wann muss man die Sachen für das Referat mitnehmen? Anfangs machen Sie das noch gemeinsam. Dann soll Ihr Kind alleine zusammenpacken und Sie kontrollieren nur noch. Funktioniert das gut, können Sie das Packen und Organisieren schrittweise Ihrem Kind selbst überlassen.

Der richtige Anreiz
Erklären Sie Ihrem Kind, was es von seiner Selbstorganisation hat: Es kann stolz auf seine eigenen Leistungen sein. Je schneller es ist, desto schneller hat es am Abend frei. Wenn es die Hausübungen vernünftig macht, muss es weniger für Tests und Schularbeiten lernen, weil es sich die Inhalte besser merkt. Die Lehrer werden es gutheißen, wenn es alle Hausübungen gut erledigt und bei den Tests erfolgreich ist. Dadurch hat es weniger Stress in der Schule. Und Sie haben mehr Zeit, um mit ihm einen angenehmen Spiele- und Kuschelabend nach seinen Wünschen zu verbringen.

Loben Sie jeden Fortschritt und geben Sie Ihrem Kind Zeit, die Entwicklungsschritte selbst zu machen. Sie können selbstständiges Arbeiten auch mit gemeinsamer Zeit im Anschluss belohnen. Manche Kinder sind schon mit acht oder neun Jahren so weit, vieles selbst zu machen, andere brauchen bis zum zehnten oder zwölften Lebensjahr. Wichtig ist nicht, wie schnell Ihr Kind alles alleine macht, sondern dass kleine Fortschritte erzielt werden. Überfordern Sie Ihr Kind nicht, aber fordern Sie es in kleinen Schritten.

Hilde Lang
Hilde Lang
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(Bild: kmm)



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