Forscher warnen:

Fast jeder zehnte junge Handynutzer suchtgefährdet

Elektronik
01.10.2015 08:59
Alle paar Minuten geht der Griff zum Smartphone. Längst sind die internetfähigen Mobiltelefone zum ständigen Begleiter von Kindern und Jugendlichen geworden - wer keines hat, ist ausgeschlossen. Viele Eltern beobachten dies mit gemischten Gefühlen. Mannheimer Forscher geben ihnen nun recht: Die ständige digitale Versuchung in der Hosentasche ist durchaus problematisch. Fast jeder zehnte (acht Prozent) junge Smartphone-Besitzer ist suchtgefährdet.

Für die Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen befragten die Forscher 500 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren, aber auch Eltern. Viele Kinder und Jugendlichen räumten gegenüber den Forschern durchaus selbstkritisch einen fragwürdigen Umgang mit den mobilen Geräten ein.

Abgelenkt, gestresst und gemobbt
Fast die Hälfte gibt zu, durch das Handy abgelenkt zu werden, etwa von den Hausaufgaben (48 Prozent), oder unüberlegt persönliche Daten preiszugeben (43 Prozent). Mehr als jeder vierte junge Befragte gab an, schon einmal Nachrichten von Fremden erhalten zu haben und fast ein Viertel (24 Prozent) fühlt sich durch die permanente Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp gestresst.

Jeder Fünfte (21 Prozent) ist schon auf nicht jugendfreien Seiten gelandet, gibt schulische Probleme durch seine starke Handynutzung zu (20 Prozent) und hat via Smartphone schon Gewalt-Videos mit entwürdigenden Darstellungen bekommen (19 Prozent).

Jeder Siebte (15 Prozent) bemängelt, dass die echten Kontakte zu Freunden zu kurz kommen. Jeder Zehnte (elf Prozent) ist bereits Opfer digitalen Mobbings oder von Ausgrenzung aus WhatsApp-Gruppen geworden. Am geringsten scheint bei den Acht- bis Vierzehnjährigen noch das Problem des sogenannten Sextings: Nur knapp jeder zwanzigste Befragte (vier Prozent) gab an, bereits intime Fotos verschickt zu haben.

"Dunkelziffer nach oben nicht auszuschließen"
Davon ausgehend, dass viele junge Befragte dazu neigen könnten, die Schattenseiten des geliebten Smartphones herunterzuspielen, seien die Zahlen Mindestgrößen - eine Dunkelziffer nach oben hin könne nicht ausgeschlossen werden, so Karin Knop von Uni Mannheim.

Die exzessive Nutzung der Smartphones durch Kinder und Jugendliche sei zu einem Teil durch die Angst getrieben, aus dem Kommunikationsprozess des Freundes- oder Bekanntenkreises ausgeschlossen zu werden. So entstehe ein "permanenter Kommunikationsdruck". "Acht Prozent müssen als suchtgefährdet eingestuft werden", sagt Knop.

Eltern machtlos und überfordert
Die befragten Eltern sehen sich bei der "Handy-Erziehung" vor Schwierigkeiten gestellt: Sie leiden unter Machtlosigkeit, Kontrollverlust und Überforderung. Um das Ausmaß des Handykonsums der Kinder gibt es häufig Streit in den Familien. Viele Eltern kontrollieren heimlich, was ihre Sprösslinge mit dem Smartphone treiben.

Die Forscher fanden vier verschiedene Typen von Eltern: Ein Siebtel (15 Prozent) kapituliert vor den mobilen Multifunktionsapparaten und verzichtet auf erzieherische Vorgaben. Im Gegensatz zu dieser "Laissez-faire"-Gruppe stehen die "ängstlich-konservativen Reglementierer". Sie schränken den Umgang mit dem Smartphone ein und ignorieren die Nachteile, die ihren Kindern dadurch entstehen.

Die "freundschaftlichen Liberalen" setzen auf ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern, können deren Handy-Begeisterung nachvollziehen und machen sich wenig Sorgen. Die "kindzentrierten Aktiven" setzen sich mit dem Handy-Konsum ihrer Kinder stark auseinander, sprechen viel darüber und bemühen sich um nachvollziehbare Vorgaben für einen altersgerechten Umgang.

Technische Nutzungseinschränkungen sind den meisten Eltern unbekannt. Medienpädagogischen Rat aus dem Internet holen sich ebenfalls die wenigsten, so das Ergebnis der Forscher.

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