Rätsel ist gelöst

“Tschuri” entstand durch Kollision zweier Brocken

Wissenschaft
29.09.2015 12:24
Das Rätsel um die ungewöhnliche, an eine Quietscheente erinnernde Form (Bild) des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ("Tschuri") scheint gelöst. Wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) berichtet, bestand er ursprünglich aus zwei einzelnen Himmelskörpern, die durch einen langsamen Zusammenprall zu einem Kometen verschmolzen. Hinweise darauf lieferten den Forschern zwiebelähnliche Gesteinsschichten auf 67P.

"Sehr wahrscheinlich sind zwei Kometen im noch jungen Sonnensystem zusammengestoßen und bildeten den heute sichtbaren Doppelkörper", sagt Ekkehard Kührt, der die wissenschaftlichen Beteiligungen des DLR an der "Rosetta"-Mission leitet. "Um die gemessene geringe Dichte und die gut erhaltenen Schichtstrukturen beider Kometenteile zu erklären, muss der Zusammenprall bei kleinen Geschwindigkeiten sehr sanft erfolgt sein. Diese Erkenntnis gibt wichtige Hinweise auf den physikalischen Zustand des frühen Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren", berichtet der Kometenforscher als Mitautor einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal "Nature".

Ursprünglich hatten die Wissenschaftler zwei Theorien im Visier: Sie vermuteten entweder eine Kollision zweier Körper oder eine besonders intensive Erosion an der Stelle, die sich schließlich zum Hals des Quietscheentchens entwickelte. Die Analyse hochaufgelöster Bilder der OSIRIS-Kamera auf "Rosetta", die zwischen dem 6. August 2014 und 17. März 2015 entstanden, brachte jetzt die Auflösung des Rätsels.

Ein Komet, aber zwei Körper
Zunächst hatten die Wissenschaftler auf den Bildern über 100 terrassenförmige Strukturen auf der Kometenoberfläche und parallel verlaufende Schichten ausgemacht, die deutlich an exponierten Klippen, Wänden und Vertiefungen von "Tschuri" zu sehen waren. Mithilfe eines 3D-Kometenmodells konnten sie anschließend schlussfolgern, in welche Richtung und in welcher Tiefe die einzelnen Schichten verlaufen.

Schnell wurde klar, dass die schichtartigen Strukturen auf beiden Kometenhälften zu finden sind, sich dort aber im Detail voneinander unterscheiden. Das führte die Forscher zur Einsicht, dass sich die Strukturen nicht auf einem Körper gemeinsam entwickelt haben können. Schon frühere Missionen zu den Kometen "Tempel-1" und "Wild-2" hatten Hinweise auf den schichtartigen Aufbau der Himmelskörper - ähnlich einer Zwiebel - geliefert.

Urmaterie unseres Sonnensystems
"Kometen gelten als Zeitzeugen der Bildung unseres Planetensystems, da sie sich durch ihre Entstehung in dessen kalten äußeren Regionen und wegen ihrer geringen Größe gut erhalten haben", erläutert Ekkehard Kührt vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin. "Unklar war, inwieweit gegenseitige Stöße zur Alterung beigetragen haben. Die Daten der 'Rosetta'-Mission unterstreichen, dass Kometen auch in dieser Hinsicht nur moderat verändert wurden und tatsächlich sehr ursprüngliches Material darstellen." Zudem deutet der ähnliche Aufbau beider Teilkörper darauf hin, dass diese einst in ähnlicher Weise entstanden sind.

Seit August entfernt sich "Rosetta" gemeinsam mit "Tschuri" wieder von der Sonne und wird mit seinen elf Experimenten noch ein weiteres Jahr - bis Ende September 2016 - wissenschaftliche Daten sammeln.

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