"Krone"-Ombudsfrau

“Train of Hope”: Die Menschen vom Hauptbahnhof

Ombudsfrau
26.09.2015 17:00
Was entstehen kann, wenn sich ein paar Menschen mit der Unterstützung sozialer Netzwerke zusammentun, ist seit rund drei Wochen eindrucksvoll am Wiener Hauptbahnhof zu beobachten. Aus den wenigen wurden Tausende Freiwillige. Sie arbeiten in Schichten rund um die Uhr und versorgen Menschen, die auf der Flucht sind, nicht nur mit warmem Essen, Bekleidung und medizinischer Hilfe. Sie schenken – trotz aller Müdigkeit – auch ein Lächeln und Zuversicht. Durch Train of Hope ist ein Ort der Hoffnung entstanden.

"Das ist einfach passiert", sind die Freiwilligen selbst ein bisschen überrascht über das, was sie hier am Hauptbahnhof aus dem Boden gestampft haben. Ohne staatliche Hilfe und dem Netzwerk großer Hilfsorganisationen ist innerhalb kürzester Zeit ein funktionierendes "Camp" entstanden - Gewachsen durch das, was gebraucht wird, und durch die Ideen derer, die hier mithelfen. Einer von ihnen ist Dominik aus Wien. Derzeit unterstützt er das Organisationsteam. Hier hergekommen ist er ursprünglich, weil er einfach mit anpacken wollte anstatt nur zuzusehen: "Ich habe in den Medien gelesen, dass wenige Meter vor meiner Tür etwas passiert, von dem ich dachte, ich könnte es nicht beeinflussen. Dann hab' ich den Schritt nach vorne getan. Hier kann man die Politik in die richtige Richtung lenken."

Von der Kinderbetreuung bis zum Lazarett
Angepackt wird im Train-of-Hope-Camp an allen Ecken. Die Freiwilligen teilen Essen und Getränke aus, bieten rechtliche Beratung an, helfen bei der Suche nach vermissten Personen, beim Aufladen leerer Handy-Akkus, versorgen die Flüchtlinge mit warmer Kleidung und Hygieneartikeln. Auch eine Kinderbetreuungsecke gibt es mittlerweile. Dort wird gemalt, gebastelt, gespielt. Nicht zu überhören und übersehen ist das Kinderlachen. Nach vielen anstrengenden Stunden auf der Flucht endlich wieder einmal Kind sein zu dürfen. Auch ein Lazarett gibt es im Camp, von ehrenamtlich tätigen Ärzten organisiert, die nach Dienstschluss hier noch Sonderschichten schieben. Vor allem ohne die vielen Dolmetscher würde das Ganze freilich nicht so gut funktionieren. Der höfliche Umgang miteinander und die friedliche Stimmung auf beiden Seiten sorgt zusätzlich für eine entspannte Atmosphäre.

Rasche Hilfe dank Facebook & Co.
Möglich ist diese großartige Hilfe vor allem dank sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter. Im Netz wird laufend gepostet, was gerade gebraucht wird. "Schon kurze Zeit nach einem Aufruf kommen die ersten Menschen mit Sachspenden oder melden sich als Helfer bei uns", freut sich Matti, die eigentlich in der PR-Branche arbeitet. Seit es Train of Hope gibt, hilft sie täglich nach Büroschluss am Hauptbahnhof mit. "Ein Freund von mir hat auf Facebook gepostet, dass die ersten Flüchtlinge angekommen sind und Hilfe gebraucht wird. Seitdem hatte ich keinen einzigen freien Abend mehr." Aber sich hier loszueisen sei schwierig. Denn Hilfe wird immer noch benötigt.

Die Belohnung für die vielen Freiwilligen ist die Dankbarkeit von ihren "Gästen". Überall hört man "Thank you, thank you, thank you". Und wenn dann ein kleines Mädchen mit großen braunen Augen, weit entfernt von seiner Heimat, die Helfer an der Hand nimmt und ihnen ein strahlendes Lächeln schenkt, weiß man, dass das hier einfach richtig ist!

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