Risiken im Netz

Sexting & Mobbing: “Eltern lassen viel durchgehen”

Web
22.09.2015 10:04
Mit dem Einzug sozialer Netzwerke haben sich auch negative Effekte eingestellt, die nicht zuletzt viele junge Nutzer betreffen - allen voran Cybermobbing und Sexting. "Im letzten Jahr gab es kaum einen Fall, der zu mir durchgedrungen ist, der ohne ein Nacktfoto war", so Medienpädagogin Barbara Buchegger bei einer Fachenquete des Berufsverbands Österreichischer PsychologInnen am Montag in Wien. Das Problem dabei: "Eltern lassen viel durchgehen oder verschließen die Augen", definierte Social-Media-Experte Philip Sinner die Situation in Österreich.

Wenn es dann bei der Internetnutzung tatsächlich zu einer bedrohlichen Situation für die Kinder und Jugendlichen komm, werde von den Erziehungsberechtigten mit radikalen Maßnahmen wie einem Internetverbot vorgegangen. Bis dahin herrsche laut Sinner jedoch die Vogel-Strauss-Strategie.

Aufholbedarf sieht der Kommunikationswissenschaftler gleich an mehreren Ecken: "Das Smartphone wird von Eltern in Österreich nur sehr wenig kontrolliert", nannte der Experte einen Aspekt. Und der Einstieg in die virtuelle Welt erfolgt immer früher. "Es ist das Kleinkinderalter, die Zeit des Kindergartens", so Medienpädagogin Barbara Buchegger.

"Wollen wir unsere Kinder schützen oder wollen wir sie stärken, damit sie schneller in der Lage sind, Gefahren zu erkennen?", lautete die rhetorische Frage von Buchegger zu den potenziellen Gefahren durch Sexting, Happy Slapping und dem zahlenmäßigen Hauptproblem Cybermobbing. "Ich bin für die letztere Variante", so die Expertin von saferinternet.at.

Kinder immer früher im Netz
Die Fakten sprechen für sich: 2010 lag das Einstiegsalter ins Netz in Österreich noch bei zehn Jahren, in Dänemark und Schweden lag es damals bereits bei sieben Jahren. Eine Umfrage auf saferinternet.at zeige, dass 2013 bereits 41 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen einmal pro Woche im Internet waren, ergänzte Sinner.

Bestimmte Webseites mit Filtern zu sperren, wirke bei den "Digital Natives" nicht immer: "Kinder sagen, auf YouTube gibt es eh alle Anleitungen, wie man diese wieder entfernt", berichtete Buchegger aus der Praxis. Also könne es nur darum gehen, den Kindern problematische Situationen im Netz zu vermitteln - und das möglichst früh. Denn: "Das erste Handy gibt es etwa zur Erstkommunion, dies zeigen uns die Nachfragen aus den dritten und vierten Volksschulklassen, wenn dann die ersten Probleme auftauchen."

"Ein Risiko ist nicht unbedingt negativ"
Deutsche Eltern verbieten laut Sinner am stärksten in ganz Europa, woraus die niedrigsten Risikoerlebnisse resultieren, aber auch geringeres Ausschöpfen von Chancen. "Ein Risiko ist nicht unbedingt negativ. Niemand würde seinem Kind etwa das Fahrradfahren verbieten, obwohl es offensichtliche Risiken birgt", argumentierte Sinner passend zum Titel der Veranstaltung "Social Media - Licht und Schatten aus psychologischer Sicht".

Skandinavien zeige etwa eine überdurchschnittliche Nutzung, aber wenig Schaden für die Kinder. Der Grund seien die aktiven Mediationsstrategien der Eltern sowie wenige restriktive Maßnahmen - "Skandinavien ist der Cluster, aus dem wir gut lernen können", folgerte daher der Experte. Denn noch würden hierzulande "passive Vermittlungsstrategien der Eltern" dominieren.

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