Qualifikation fehlt

Viele Flüchtlinge werden keinen Job bekommen

Wirtschaft
17.09.2015 13:33
Da der Zustrom an Flüchtlingen nach Deutschland immer mehr zunimmt, blickt man in unserem Nachbarland besorgt auf den Arbeitsmarkt. Schon jetzt gibt es zahlreiche Arbeitslose aus Afrika oder dem Nahen Osten. Durch die steigende Zahl an Neuankömmlingen mit geringer Qualifikation wird die Entwicklung nicht unbedingt eine positive Wende nehmen, fürchten Experten.

Frank-Jürgen Weise, der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, erklärte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass der Flüchtlingsstrom bald deutliche Spuren am deutschen Arbeitsmarkt hinterlassen werde. Die große Herausforderung würden vor allem jene Menschen werden, die noch kommen.

Geringe Qualifikation, schlechte Deutschkenntnisse
Auch wenn Asylwerber zukünftig eine Bereicherung für Deutschland sein könnten, da sie eventuell die Folgen des demografischen Wandels - sprich: der Überalterung der Gesellschaft - abfedern, bringen sie vorerst einmal Probleme mit sich. Denn viele haben keine ausreichende Qualifikation und verfügen nicht über die nötigen Sprachkenntnisse.

Bei der Bundesagentur für Arbeit geht man derzeit davon aus, dass mehr als die Hälfte keine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Einen Hochschulabschluss haben dagegen 15 bis 25 Prozent - doch selbst in dieser Gruppe gibt es Probleme, denn die Abschlüsse aus dem Ausland müssen erst einmal anerkannt werden.

Alter der Asylwerber als positiver Faktor
Positiv für die erfolgreiche Integration am Arbeitsmarkt ist dagegen, dass die meisten Asylwerber jünger als 35 sind und daher noch fit genug, um Abschlüsse nachzumachen und sich mit vollem Elan in den Beruf zu stürzen.

Dennoch werden die Kosten für Arbeitsmarktpolitik und Arbeitslosengeld in Deutschland um drei Milliarden Euro anwachsen, so der Experte. Weise rechnet unter anderem damit, dass durch die zusätzlichen Aufgaben rund 300 neue Mitarbeiter in Jobcentern notwendig werden.

Ähnliche Situation in Österreich
In Anbetracht der aktuellen Situation in Österreich stellt sich auch hierzulande die Frage nach den Auswirkungen der Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt. In einer Anfang Juli veröffentlichten Studie hatte das Wirtschaftsforschungsinstitut prognostiziert, dass eine Erleichterung des Arbeitsmarktzuganges für Asylwerber zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen würde.

Es sei aber "durchaus möglich", 70.000 Einwanderer in die österreichische Wirtschaft und Gesellschaft zu integrieren, zeigte sich Wifo-Chef Karl Aiginger zuversichtlich. Für Europa würden die Zuwanderer wirtschaftlich eine große Chance darstellen, da es sich um alternde Gesellschaften handle. Es gebe Jobchancen für Flüchtlinge, etwa als Facharbeiter oder in Dienstleistungsberufen, so Aiginger.

Integrationspaket im Umfang von 70 Millionen Euro
Die österreichische Regierung hat jedenfalls ein Paket geschnürt, das unter anderem für die Integration in den Arbeitsmarkt 70 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Zudem sollen im Ausland erworbene Ausbildungen und Qualifikationen künftig besser und rascher anerkannt werden. Zur beruflichen Integrationen sollen in einem Kompetenzencheck Fähigkeiten erhoben werden - dieses Pilotprojekt durch das AMS Wien soll bundesweit umgesetzt werden. Dabei wird auch die Möglichkeit in Richtung Selbstständigkeit erhoben. Erste entsprechende Projekte seien bereits in Ausarbeitung - ebenfalls in Wien. Immerhin entfallen mehr als 12.000 der bundesweit knapp 18.000 Ende August beim Arbeitsmarktservice registrierten Flüchtlinge mit positivem Asylbescheid auf die Bundeshauptstadt.

Arbeitsplätze in Österreich vorhanden
Arbeitsplätze sind jedenfalls vorhanden. Österreichweit bestehe etwa ein hoher Bedarf an Fachkräften in der Metallverarbeitung: Schweißer, Dreher oder Fräser fehlen am Arbeitsmarkt, so AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Auch in den Tourismusregionen im Westen vertrage der Arbeitsmarkt durchaus Zustrom: In Tirol, Salzburg und Vorarlberg tun sich beispielsweise viele Gastronomiebetriebe schwer, ausreichend Personal zu finden.

Derzeit dürfen Asylwerber in kommunalen und gemeinnützigen Projekten mitarbeiten. Nach drei Monaten ohne einen positiven Asylbescheid besteht ein eingeschränkter Zugang zum Arbeitsmarkt. Asylwerber dürfen dann als Saisonbeschäftigte in der Landwirtschaft oder im Tourismus arbeiten, sofern sich ein Arbeitgeber findet, der einen Beschäftigungsantrag stellt. Allerdings ist diese Form der Erwerbstätigkeit auf sechs Monate beschränkt.

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