Genug Schlafplätze

Flüchtlingskrise: Zustrom deutlich abgeebbt

Österreich
16.09.2015 19:33
Deutlich abgeebt ist der Flüchtlingszustrom am Mittwoch in Österreich. Auf den Wiener Bahnhöfen etwa war die Lage weiterhin entspannt, am Nachmittag befanden sich laut Polizei 800 bis 1000 Migranten auf dem Westbahnhof, am Hauptbahnhof waren es rund 700. "So ruhig war es schon seit Tagen nicht mehr", sagte der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl. Am Salzburger Hauptbahnhof allerdings war die Situation zeitweise kritisch und turbulent, nachdem am Mittwochvormittag der Zugverkehr zwischen Salzburg und Deutschland eingestellt wurde. Flüchtlinge machten sich danach in Scharen zu Fuß oder per Taxi auf den Weg zur Grenze.

Die Nacht sei im Vergleich zu den vorangegangenen "sehr, sehr ruhig" gewesen, sagte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Burgenland. Es seien nur knapp 100 Flüchtlinge an der Grenze zu Ungarn aufgegriffen worden, kein Flüchtling habe im Freien übernachten müssen. Auch an den Grenzübergängen Klingenbach und Heiligenkreuz wurde von einer äußerst ruhigen Lage berichtet. In Nickelsdorf waren bis Dienstagabend etwa 7500 Flüchtlinge eingetroffen, seither seien keine mehr gekommen. Heiligenkreuz hatten noch vor Mitternacht rund 550 Menschen mit Bussen erreicht, danach sei auch hier die Zahl der Grenzübertritte auf Null gesunken.

Entspanntere Lage an Wiener Bahnhöfen
Dank dieses Umstandes hat sich auch die Lage auf den Wiener Bahnhöfen entspannt, sagte Polizeipräsident Pürstl. Fast alle der 5000 Flüchtlinge waren in der Nacht weggebracht worden, am Nachmittag wurden zwischen 800 bis 1000 Menschen am Westbahnhof und rund 700 am Hauptbahnhof gezählt.

Die Polizei hatte am Mittwoch rund 200 Personen im Einsatz, sowohl auf den Bahnhöfen als auch in den Notquartieren und im Einsatzstab. Pürstl überzeugte sich davon, "dass alle Kräfte, staatliche und NGOs, so gut zusammenarbeiten, dass wir die Situation bewältigen werden". "Wir müssen sehr genau beobachten und beurteilen, wie die Umgehungswege ausfallen. Ich glaube, die Anspannung ist noch nicht vorbei", sagte der Präsident.

Ansturm in Klagenfurt blieb aus
In Klagenfurt bereitete man sich auf die Unterbringung von 1200 Flüchtlingen, die in der Nacht auf Mittwoch mit einem Sonderzug aus Wien eintreffen hätten sollen, in einer Lagerhalle vor. In der Halle wurden innerhalb von Stunden Schlafstätten hergerichtet, zahlreiche Freiwillige meldeten sich beim Roten Kreuz, weil sie mithelfen wollten. Tatsächlich kamen die Flüchtlinge aber nicht an. Die Menschen, die nach Deutschland wollen, weigerten sich, in die Sonderzüge Richtung Süden einzusteigen, sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio. In der Halle könnten aber weiterhin jederzeit Flüchtlinge untergebracht werden: "Mehr als 1000 Menschen können dort versorgt werden."

In Oberösterreich verbrachten 2155 Menschen die Nacht auf Mittwoch in Notunterkünften. Die meisten seien sehr erschöpft, die Strapazen seien ihnen ins Gesicht geschrieben, hieß es bei den Helfern. Insgesamt stehen im Bundesland derzeit 2460 Plätze zur Verfügung.

Steirische Notquartiere an Kapazitätsgrenzen
Die steirischen Notquartiere sind indes an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt: Die Steiermark-Halle am Schwarzlsee war mit 840 Flüchtlinge so gut wie voll, in Graz war von bis zu 1300 Menschen die Rede, erklärte Polizeisprecher Joachim Huber. Die Ankunft der Schutzsuchenden sei auch am Dienstagabend ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen. In der Nacht und am Vormittag stellten fünf von ihnen einen Asylantrag in Graz, 30 weitere kündigten einen Antrag an. In der Halle am Schwarzlsee suchten 22 Menschen um Asyl in Österreich an.

Flüchtlinge verließen Salzburger Bahnhof in Scharen
Rund 1000 Flüchtlinge übernachteten in der Nacht auf Mittwoch erneut in einem Notquartier am Salzburger Hauptbahnhof, weitere 400 verbrachten die Nacht in einem Zug. Sie wollten sich nicht in Bussen zu einer Notunterkunft in die wenige Kilometer entfernte Straniakstraße nach Salzburg-Kasern bringen lassen, da sie offenbar auf Züge Richtung Deutschland hofften und deshalb im Bahnhofsbereich blieben.

Am Mittwochvormittag wurde dann der Zugverkehr zwischen Salzburg und Deutschland eingestellt. Daraufhin änderte sich die Situation vor Ort schlagartig: Die Flüchtlinge verließen in Massen den Bahnhof und machten sich selbst auf den Weg Richtung Grenze. Die Reisenden hätten von der Sperre der Bahnverbindung erfahren und begriffen, dass sie so nicht mehr durch das Nadelöhr kommen, vermutete er.

Polizei: "Deutsche Grenze definitiv nicht dicht"
Am frühen Nachmittag trafen dann die ersten Menschen zu Fuß oder mit Taxis in Freilassing an der bayrischen Grenze ein, der Flüchtlingsstrom ging danach unvermindert weiter. "Bisher wurden zweimal je 700 Personen geordnet übernommen", sagte Rainer Scharf, der Pressesprecher der deutschen Bundespolizei in Rosenheim, am Mittwochabend. Die Flüchtlinge wurden zunächst zu Sammelpunkten gebracht, dort registriert und versorgt. Außerdem wurde ein medizinisches Screening durchgeführt, bevor die Menschen mit Zügen und Bussen zu den bundesweiten Sammelzentren weitergebracht wurden, so Scharf.

Kommen und Gehen auch am Nachmittag
Dennoch herrschte am Nachmittag abermals ein Kommen und Gehen am Salzburger Hauptbahnhof. Laut einem Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer kamen laufend Flüchtlinge in Zügen an. Viele von ihnen - bis zu 1600 wurden gezählt - wurden weiter in Notunterkünfte gebracht, andere verließen, wie schon zuvor, den Bahnhof und machten sich selbst auf den Weg zur deutschen Grenze. Gegen 17.15 Uhr waren rund 800 Flüchtlinge am Bahnhof, etwa 600 von ihnen befanden sich in der Bahnhofsgarage und etwa 200 im Erdgeschoß oder im oberen Bereich.

"Die Situation hat sich jetzt dahin gehend beruhigt, dass es kein Gedränge an den Bahnsteigen gibt. Auch die Bahnhofshalle ist passierbar", so Haslauers Sprecher. Doch die Lage ändert sich ständig, laut Polizeisprecher Michael Rausch wurden weitere Flüchtlinge in Zügen angekündigt.

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