Als "Notar"

Syrien: Mohamed M. zwang Christen IS-Vertrag auf

Ausland
15.09.2015 15:43
Und wieder betrat der in Wien geborene Dschihadist Mohamed M. die IS-Terror-Bühne: Diesmal aber nicht als brutaler Henker, sondern als "Möchtegern-Notar". In der syrischen Staat Karjatain entließ der Hassprediger Dutzende Christen aus der Geiselhaft – nachdem diese einen Elf-Punkte-Vertrag unterzeichnet hatten.

Dutzende Christen lauschen sichtlich resigniert den Worten Mohamed M.'s. Punkt für Punkt liest dieser den Geiseln die Auflagen und Richtlinien vor. Einzeln tritt dann ein Opfer nach dem anderen an das Pult, unterzeichnet den Vertrag und unterwirft sich (ohne konvertieren zu müssen) dem Islamischen Staat. Um "frei zu sein", wie es heißt. In Wahrheit geht es aber ums Überleben.

Die elf Vertragspunkte wörtlich übersetzt:

  • Christen dürfen in der Stadt und in der Umgebung keine Kirchen, Klöster oder Kapellen errichten.
  • Sie dürfen auf der Straße oder auf Märkten kein Kreuz oder christliches Buch zeigen – diese auch beim Beten nicht verwenden.
  • Sie dürfen Muslime nicht aus Büchern vorlesen, keine Kirchenglocken läuten.
  • Sie dürfen keine Aggressionen gegenüber dem IS zeigen, keine Spione oder gesuchten Personen verstecken. Wenn sie von Verschwörungen gegen Muslime erfahren, müssen sie darüber berichten.
  • Sie dürfen in der Öffentlichkeit keine religiösen Rituale durchführen.
  • Sie müssen Muslime respektieren.
  • Wohlhabende Christen müssen eine jährliche Steuer von vier Gold-Dinar bezahlen, Mittel-Klasse-Christen müssen zwei, Arme einen Dinar zahlen.
  • Sie dürfen keine Waffen besitzen.
  • Sie dürfen nicht an öffentlichen Veranstaltungen von Muslimen teilnehmen und öffentlich keinen Alkohol trinken.
  • Sie dürfen ihre Friedhöfe erhalten.
  • Sie müssen die IS-Kleider- und Handelsordnung befolgen.

Mohamed M. wurde als Kind ägyptischer Einwanderer in Wien geboren. Wegen Bildung und Förderung einer terroristischen Vereinigung saß er in Österreich bereits vier Jahre in Haft, wo er sich zusätzlich radikalisierte. Er tritt immer wieder in Propagandavideos der Gruppierung auf, zuletzt erschoss er vor laufender Kamera einen knienden Mann.

Die Christen in Syrien wurden bereits in der Vergangenheit immer wieder zum Ziel der IS-Mörder. Unzählige von ihnen wurden bereits getötet, Hunderttausende vertrieben. Aber auch andere muslimische Gruppen wie die Jesiden oder Schiiten werden von den sunnitischen Kämpfern des Islamischen Staates verfolgt.

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