Lokalaugenschein

Das “Hamsterrad” am Brenner

Tirol
14.09.2015 17:33
Lokalaugenschein am Montag am Brenner: Die Anzahl der Flüchtlinge ist (noch) überschaubar, jedoch ist der Umgang mit ihnen mehr als fragwürdig. Sie werden regelrecht im Kreis hin und her transportiert. "Wir sind mittlerweile alle furchtbar frustriert, weil wir nichts machen können", schildern die stationierten Polizisten.

"Derzeit werden mehrmals täglich Flüchtlinge in Bussen von verschiedenen Anhaltestellen in Innsbruck und Plon zu uns gebracht", erzählt ein italienischer Polizist gegenüber der "Krone". Jede einzelne Person wird registriert. "Auffällig ist, dass der Großteil ein gültiges Zugticket nach München besitzt", fügt er hinzu. Sobald die Registrierung abgeschlossen ist, dürfen die Hilfesuchenden die Dienststelle wieder verlassen. "Sie gehen unverzüglich zum Bahnhof und hoffen, dass sie in den nächsten Zug nach Deutschland einsteigen können", betont der Italiener.

"Wir dürfen die Flüchtlinge nicht einsteigen lassen"

Am Bahnhof angekommen, warten die Migranten mit ihren wenigen Habseligkeiten in den Aufenthaltsräumen auf einen der Schnellzüge – doch überwiegend umsonst. "Auch wenn sie über ein Ticket verfügen, haben wir die Vorgabe, sie nicht in die Eurocitys einsteigen zu lassen", schildert ein zweiter Polizist. Und tatsächlich: Sechs Gesetzeshüter stehen vor jedem Ausgang der Aufenthaltsräume und überwachen jeden einzelnen Schritt der Flüchtlinge. Eine Kommunikation ist aufgrund der Sprachbarrieren schwierig.

Endstation in Innsbruck oder Kufstein

"Das geht den ganzen Tag so weiter. Am Abend werden wir fast alle abgezogen. Das ist der Zeitpunkt, wo die Chance am größten ist, dass die Migranten in die gewünschten Züge kommen", gibt der Beamte offen zu. Es mag den Anschein haben, dass die Reise für diese Flüchtlinge tatsächlich in Richtung Deutschland weiter geht – doch der Schein trügt. In Innsbruck oder Kufstein ist Endstation. "Im Vergleich zu uns dürfen die Ordnungshüter in Österreich die Hilfesuchenden auffordern, den Zug zu verlassen. Sie kommen in vorgesehene Einrichtungen, bis sie wieder mit dem Bus zum Brenner gebracht werden und das Spiel von vorne beginnt", erörtert der Polizist. Die Motivation ist am Boden. "Wir sind mittlerweile frustriert, weil wir im Grunde nichts machen können", bringt er es auf den Punkt.

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