Zentrale & Co.

Devolo Home Control: Smart-Home-Starterkit im Test

Elektronik
06.12.2015 09:00
Der für seine Powerline-Technik für Netzwerk via Steckdose bekannte Hersteller Devolo wagt sich mit seinem Home-Control-System in Smart-Home-Gefilde vor. Vernetzte Steckdosen, Sensoren, Thermostate, Rauchmelder und dergleichen sollen Nachrüster ansprechen, die Teile ihres Zuhauses automatisieren wollen. krone.at hat sich das System angesehen.

Herzstück der Devolo-Lösung ist die Home-Control-Zentrale. Der weiße Kasten kommt – idealerweise an einem nicht sofort sichtbaren Ort - direkt an die Steckdose und wird per Ethernet-Kabel mit dem Router verbunden. Wer bereits ein Powerline-Netzwerk betreibt, kann sich das Patchkabel sparen, per WLAN kann die Zentrale aber nicht ins heimische Netzwerk geholt werden.

Die eigentliche Smart-Home-Technik wiederum, also beispielsweise Steckdosen und Sensoren, verbindet sich per Funk nach dem Z-Wave-Standard mit der Zentrale, liefert Daten und empfängt Befehle. Durch den Funkstandard sollte die Devolo-Lösung auch mit Z-Wave-Geräten anderer Anbieter kompatibel sein.

Palette verfügbarer Komponenten wächst
Die Palette der Sensoren und Smart-Home-Schaltstellen, die mit der Devolo-Lösung ausgelesen und angesteuert werden können, ist lang. Bereits verfügbar sind: Raum- und Heizkörperthermostate, Rauchmelder, intelligente Steckdosen, Tür- und Fenstersensoren sowie Bewegungsmelder und Fernbedienung oder Funkschalter, um die Smart-Home-Technik auch zu steuern.

Kleiner Schönheitsfehler: Auf vielen Sensoren und Komponenten der Devolo-Lösung prangt das Logo des Herstellers. Das ist grundsätzlich nicht verwerflich, könnte auf unaufdringliche Komponenten bedachte Anwender, die ihre Wohnung möglichst unauffällig zum Smart Home machen möchten, aber stören.

Weitere Smart-Home-Komponenten angekündigt
Mit den vorhandenen Komponenten lässt sich bereits einiges anfangen, zusätzlich hat Devolo kürzlich aber noch weitere Komponenten vorgestellt, die in nächster Zeit dazukommen sollen. Zu ihnen zählen ein Sensor für die Luftfeuchtigkeit, eine Alarmsirene, ein Wassersensor und in der Wand versenkbare intelligente Steckdosen sowie Schalter für Jalousien und Beleuchtung.

Ebenfalls im Kommen: Kooperationen mit anderen Herstellern wie Philips, um künftig auch Smart-Home-Geräte wie intelligente Glühbirnen ins Devolo-Smart-Home eingliedern zu können. Wann Hue und dergleichen mit Home Control kompatibel sein werden, ist allerdings noch nicht klar.

Unkomplizierte Inbetriebnahme
Die Erstinstallation der Devolo-Lösung ist keine Hexerei. Der Nutzer muss lediglich die Smart-Home-Zentrale mit dem Heimnetzwerk und dem Stromnetz verbinden und kann das System anschließend über ein Web-Interface einrichten. Dabei wird gleich ein Account bei Devolo erstellt, der mit dem Gerät verknüpft wird und später die Fernsteuerung außerhalb des heimischen Netzwerks gestattet.

Fortan erfolgt die Bedienung über das Webinterface, das Devolo online zur Verfügung stellt. Wer neue Komponenten hinzufügen will, kann sie hier registrieren, nimmt sie unweit der Smart-Home-Zentrale in Betrieb und platziert sie anschließend an jener Stelle seiner Wohnung, an der er sie später dauerhaft betreiben will. Im Test klappte das mit allen Komponenten problemlos - selbst, wenn Wände und zehn Meter Distanz zwischen Sensor und Zentrale lagen.

Praktische Statistiken, träges Interface
Praktisch: Die einzelnen Komponenten liefern im Web-Interface umfangreiche Statistiken über die eigenen vier Wände. Intelligente Steckdosen protokollieren den Stromverbrauch und entlarven so besonders stromhungrige Geräte, Türsensoren erfassen das Kommen und Gehen in den eigenen vier Wänden.

Das Web-Interface selbst ist insgesamt übersichtlich umgesetzt und nach kurzer Eingewöhnung einfach zu bedienen. Generell hatten wir allerdings den Eindruck, dass Reaktionen auf unsere Eingaben gelegentlich etwas auf sich warten ließen – möglicherweise der Preis dafür, dass die Bedienung über Devolos Server erfolgt und das System so auch außerhalb des eigenen Netzwerks zugänglich ist.

Funktionsumfang solide
Der Funktionsumfang der Home-Control-Lösung ist solide. Über das Web-Interface kann der Nutzer seinem Smart Home Sensoren und Geräte hinzufügen, die farblich gekennzeichnet werden. Er kann Sensoren und Geräte gruppieren und verschiedene Räume anlegen, denen die dort vorhandenen Geräte zugewiesen werden.

Die Steuerung der einzelnen Geräte erfolgt wahlweise direkt, zeitgesteuert, auf Basis von Regeln oder mit sogenannten Szenen. Die direkte Steuerung ist schnell erklärt: Wird - per App, Web-Interface oder physisch - ein Schalter umgelegt, wird das Gerät an- oder abgeschaltet. Zeitsteuerung ist ebenfalls nichts Komplexes: Hier erledigt die Smart-Home-Zentrale das, was im Kleinen eine ordinäre Zeitschalt-Steckdose tun würde.

Schlaue Sache: Szenen und Smart-Home-Regeln
Eine coole Sache sind Regeln und Szenen. Szenen beschreiben im Grunde eine Sammlung mehrerer Zustände der einzelnen Komponenten. Wer mag, kann sich so beispielsweise eine Szene "Alles aus" anlegen, die vor dem Schlafengehen aktiviert wird und alle an intelligenten Steckdosen angeschlossenen Geräte in den stromlosen Tiefschlaf schickt. Die Szene "Hitze" könnte etwa alle Ventilatoren in der Wohnung einschalten, eine TV-Szene könnte gedimmtes Licht und die Einschaltung einer Verteilersteckdose beim TV-Gerät veranlassen.

Regeln schließlich sind die Spezialität von Smart-Home-Lösungen. Sie können Aktionen auf Basis von Sensordaten oder anderen Faktoren starten. In der sommerlichen Hitze beispielsweise könnte man damit den Ventilator anschalten, wenn das Raumthermostat eine Temperatur über 27 Grad anzeigt und der Bewegungsmelder feststellt, dass jemand im Raum ist. Registriert der Bewegungsmelder längere Zeit keine Aktivität, könnte man bestimmte Dinge mit solchen Regeln auch abschalten. Neben elektrischen Geräten kann - die nötigen Komponenten vorausgesetzt - auch die Heizung mit solchen Regeln gesteuert werden.

Praktisch: Auch Benachrichtigungen können verschickt werden – etwa eine E-Mail, wenn der Sensor an der Wohnungstür ausgelöst wird, obwohl niemand zuhause ist und niemand erwartet wird. Wenn die angekündigte Sirene verfügbar ist, kann dann auch gleich ein Alarm ausgelöst werden.

Bedienung: Nur Web-Interface, App mittelprächtig
Ein Wort zur Bedienung von Devolo Home Control: Einrichten sollte man sein Smart Home unbedingt über den Desktop-PC und das Web-Interface. Hier gibt es zwar Baustellen – etwa, dass das aktuelle Wetter zwar angezeigt wird, aber nicht in die Regeln eingebaut werden kann -, aber insgesamt klappt die Konfiguration hier solide und intuitiv.

Was uns im Test gefehlt hat, ist eine Windows-Anwendung, die das Devolo-System außerhalb des Browsers steuert. Klar erfüllt auch das Web-Interface seinen Zweck, eine native Anwendung wäre für viele Nutzer aber ein nettes Extra.

Devolo-App hat Verbesserungspotenzial
Als verbesserungswürdig entpuppte sich im Test insbesondere die zugehörige App für das Smartphone. In der Android-Version ermöglicht die "My Devolo"-App zwar das problemlose an- und abschalten verschiedener Szenen und Geräte, letztlich handelt es sich aber auch hier nur um das Web-Interface. Die Folge: Die Anwendung läuft eher schwerfällig, das Erstellen von Regeln oder Szenen am Smartphone gestaltet sich durch kleine Bedienelemente hakelig.

Hier wäre mehr drin gewesen – etwa auch Benachrichtigungen direkt über die App statt per E-Mail oder das Einbeziehen des Smartphones als Anwesenheitssensor. Ärgerlich ist das vor allem angesichts dessen, dass der Käufer sicher davon ausgeht, dass die zugehörige App das Smartphone zur zentralen Steuerung seines Smart Homes macht und angesichts des Gebotenen in der Praxis womöglich enttäuscht wird. Freilich: Manche Kritikpunkte dürfte Devolo mit künftigen Updates wohl noch in den Griff bekommen.

Fazit: Devolos Smart-Home-Lösung punktet mit einfacher Einrichtung inklusive Zugriff außerhalb des Heimnetzwerks und vermag mit den vorhandenen Komponenten viele nützt: Wer viel automatisieren will, braucht entsprechend viele Komponenten – und das wird bei Preisen von gut 45 Euro pro Steckdose plus 220 Euro für das Starter-Paket schnell teuer. Einen Teil der Kosten bekommt man durch Einsparungen zwar wieder herein, manch ein Nutzer könnte die Lösung angesichts der trägen App aber trotzdem als zu teuer empfinden.

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