Strom reißt nicht ab

UNHCR: Derzeit 42.000 Flüchtlinge auf Balkan-Route

Ausland
10.09.2015 23:10
Das gegenwärtige Ausmaß der Flüchtlingskrise in Europa wird sich nach Einschätzung des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen frühestens im November abschwächen. "Bis Ende Oktober ist keine Änderung zu erwarten", heißt es vom UNHCR. Demnach befinden sich derzeit 42.000 Flüchtlinge auf der Balkan-Route Richtung Westen.

In Griechenland seien zurzeit 30.000 Menschen unterwegs, in Mazedonien 7000. Von den nach Europa flüchtenden Menschen kommen nach UNHCR-Angaben 85 Prozent aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. "Wir sind überzeugt, dass sich das Problem managen lässt", sagte Europa-Direktor Vincent Cochetel vor wenigen Tagen. Allerdings werde eine Lösung dadurch erschwert, dass es kein Vertrauen unter den europäischen Staaten gebe. "Diese Krise lässt sich nicht allein von Deutschland lösen", mahnte Cochetel.

UNHCR: 85 Prozent keine Wirtschaftsmigranten
Cochetel sagte, rund 85 Prozent der Ankommenden seien Flüchtlinge und keine Wirtschaftsmigranten, und widersprach damit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Der UNHCR-Direktor rechne damit, dass in den kommenden Monaten noch mehr Menschen kämen.

In Ungarn sei die Situation bei der Aufnahme von Flüchtlingen zurzeit zwar problematisch. Die ungarische Polizei leiste aber insgesamt gute Arbeit. Dennoch sei die Situation der Flüchtlinge in Ungarn verbesserungswürdig, so der UNHCR-Experte. "Wir sind ziemlich besorgt darüber, dass viele unter sehr schlimmen Bedingungen in den Aufnahmezentren schlafen müssen", sagte er vor Journalisten. Diese Einrichtungen seien nicht für Aufenthalte über Nacht bestimmt. Zugleich bot er die Hilfe des UNHCR bei der Bewältigung des Flüchtlingsansturms an.

Lesbos: Tausende Flüchtlinge aufs Festland gebracht
Aber auch in Griechenland - und hier vor allem auf er Insel Lesbos - und in Mazedonien ist die Lage weiterhin angespannt. Am Dienstag und Mittwoch wurden mehr als 7000 Flüchtlinge von Lesbos aufs griechische Festland transportiert. "Die Lage auf Lesbos ist jetzt etwas besser. Wir haben unser Personal verstärkt", sagte die Chefin der für Migration zuständigen Abteilung der griechischen Polizei, Zacharoula Tsirigoti, im griechischen Rundfunk. Sie schätze die Zahl der täglich auf den Inseln neu ankommenden Migranten auf 3000 bis 4000.

Viele Flüchtlinge kommen von der Türkei aus auf die Inseln der Ostägäis. Dort herrschen teils chaotische Zustände. Die Menschen warten oft tagelang, bevor sie zum griechischen Festland gelangen. Von dort aus ziehen die meisten weiter Richtung Westeuropa.

Mazedonien plant ebenfalls Grenzzaun
Da die Behörden in Mazedonien mit dem anhaltenden Flüchtlingsansturm nicht mehr fertig werden, überlegt die Regierung in Skopje nun, ebenfalls einen Grenzzaun zu errichten oder Streitkräfte an der Grenze aufzustellen. Die mazedonischen Behörden rechnen in den kommenden Tagen mit einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen.

In Serbien wurden am Donnerstag insgesamt 5540 Flüchtlinge registriert - ein neuer Rekordwert. Bisher waren im Schnitt nicht mehr als 2000 Migranten aus Mazedonien in Serbien angekommen.

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